Die meisten Bücher, die auf dem Romanfriedhof landen, schlafen einfach irgendwann friedlich ein, und nach einigen Jahren des Brachliegens finde ich sie wieder und stelle fest, dass sie in der Zwischenzeit gestorben sind. Nicht so »Der Siegelstein«. Das Ableben dieses Romans war laut und tosend und führte schließlich zu einem Happy End, von dem das Buch selbst nichts mehr hatte.
Es war 1997, ein für mich in jeder Hinsicht bedeutsames Jahr. Im Frühling hatte ich meine Diplomarbeit zeitgleich mit meinem ersten Roman beendet – also nach zig Projekten, aus denen nichts geworden war, dem ersten Roman, der es bis zum Ende schaffte – und stand im Sommer, zweiundzwanzig Jahre alt, mit einem Diplom in der Tasche und einem Roman in der Schublade und ohne etwas zu tun. Ich schrieb Bewerbungen, aber die Berufsaussichten für Bibliothekarinnen waren schlecht, und ich wusste nicht viel mit mir anzufangen. Wieder etwas schreiben, natürlich – nur das wollte, fand ich, gut geplant sein.
So viele Bücher hatte ich vor die Wand geschrieben und nur ein einziges fertig, und ich suchte die Schuld in der Projektauswahl: Nach all den Romanwracks, die ich aus dem Bauch und einer Laune heraus angefangen hatte, sollte beim Nachfolger der »Flöte aus Eis« nichts dem Zufall überlassen werden – von nun an sollte jedes Buch, das ich anfing, auch fertig werden, und die Lösung dafür darin bestehen, dass ich einen nicht hundertprozentig erfolgsversprechenden Kandidaten gar nicht erst anfangen durfte. Fast fünfundzwanzig Jahre und viele, viele Romanwracks später kann ich darüber lachen, aber ich weiß noch zu gut, wie sehr es mich frustriert hat, nie etwas zuende zu bringen, und ich kann die Geisteshaltung von damals durchaus nachvollziehen.
Ich veranstaltete eine Art Casting verschiedener Romanideen, stellte sie meinen Freunden vor, um deren Meinung einzuholen, und entschied mich am Ende für ein ganz klassiches High Fantasy-Projekt: »Der Siegelstein« war der Arbeitstitel, und es spielte in der gleichen Welt wie meine »Flöte aus Eis«, aber gut dreihundert Jahre später und mit einer völlig eigenständigen Handlung, die mit der »Flöte« nichts zu tun hatte. Insgesamt habe ich fünf verschiedene Romane in dieser Welt angesiedelt, die sich über einen Zeitraum von zwölfhundert Jahren ziehen, von einem Pendant des mitteleuropäischen neunten Jahrhunderts bis zu einer Fantasyantwort auf die Achtzigerjahre.
Auf das Setting bin ich immer noch stolz, und auch wenn ich heute viel, viel bessere Sachen zustandebringe – wäre ja auch schlimm wenn nicht – sind ein paar schöne Texte in dieser Welt entstanden und zwei Werke, die auch fertiggeworden sind: »Eine Flöte aus Eis« und »Die Spinnwebstadt«. »Der Siegelstein« hingegen, akribischer Vorbereitung zum Trotz, sollte scheitern, aber nicht an dem Ereignis, dem ich lange die Schuld daran geben sollte. Der eigentliche Grund war ein anderer: Ich liebte es nicht.
Von Anfang an fühlte sich das Buch an wie ein Pflichtprogramm. Ich gammelte in meiner Studentenbude herum, verbrachte die Zeit mit Lesen, Fernsehen, Computerspielen und Schuldgefühlen fürs Nichtstun, und anstelle wirklich knackiger Ideen hatte ich klassische Versatzstücke und schöne Gesichter. Zu meiner Vorbereitung gehörte, alle Hauptfiguren mit Schauspielgrößen zu besetzen und dann zu versuchen, ihnen ihre Rollen perfekt auf den Leib zu schneidern. Ob diese Schauspieler noch lebten oder nicht, konnte mir egal sein, es ging nicht um eine Verfilmung, nur darum, dass ich beim Schreiben ein Gesicht vor Augen und eine Stimme im Ohr haben konnte, und so besetzte ich den mittelalten Michael Caine als garstigen König, den tragisch-gutaussehenden Montomgery Clift als Ritter Lyke, Elizabeth Taylor als Zauberin Adiza und Jeff Goldblum als ihren Bruder, den Zauberer Sandor.
Der Plot war, ich muss es so sagen, doof, und ich war selbst nicht einmal überzeugt von ihm. Ritter verliebt sich in Zauberin, König kommt dahinter und begehrt die schöne Frau für sich selbst, Ritter tauscht Geliebte gegen Kanzlertitel ein, Zauberin heiratet König, liebt aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen trotzdem noch den Ritter, leidet unter ihrer Unsterblichkeit und hätte gerne Kinder, die sie aber als nichtmenschliche, unendlich mächtige Entität niemals bekommen kann. Ich dachte, ich wäre perfekt vorbereitet, schließlich wusste ich anhand von Büchern über das Mittelalter genau, was für eine Art Rüstung Lyke trug, und die unsterblichen Zauberer (nicht diese beiden, sondern zwei andere) hatten schon in der »Flöte aus Eis« eine große Rolle gespielt und mir geholfen, das Buch bis zum Ende zu tragen. Aber da saß ich, hatte mir versprochen, dass dieses Buch etwas werden sollte, bevor ich auch nur die erste Seite geschrieben hatte, und kam nicht in die Geschichte hinein.
Es wurde etwas besser, als ich den Blickwinkel verlagerte. Ich erkannte, dass ich keine meiner Figuren mochte – Ritter, König, Zauberin, alle doof. Aber dann trat Brinyon auf, Lykes Knappe und Sohn des früheren Kanzlers, welcher aus dem Weg geräumt werden muss, um Platz zu machen für Kanzler Lyke. Brinyon, ein zorniger junger Mann, der Rache schwört und sich mit den Rebellen gegen den König verschwört, war eine Hauptfigur mehr nach meinem Geschmack, und in der jungen Weberin Sirin fand er eine Verbündete mit Option auf eine deutlich gesündere Liebesgeschichte als die doch ziemlich toxische Beziehung zwischen Adiza und Lyke. Ich konnte sogar Sandor endlich auftreten lassen, als weisen Mentor der Rebellen, und das Buch nahm ein bisschen an Fahrt auf.
Ich ahnte trotzdem, dass das Buch in seiner vorliegenden Form missraten war. Die Handlung war zu zerfasert zwischen ihren beiden Handlungssträngen, Brinyon kam zu spät ins Spiel, Lyke und Adiza waren unerträglich, der König bekam dreimal einen neuen Namen und keinen davon mochte ich, und wo es hingehen sollte, wusste ich nicht. Ab und an zwang ich mich, ein paar Seiten zu schreiben, aber bis ich zu Weihnachten zu meiner Familie fuhr, schrieb ich seit bald einem halben Jahr an der Geschichte und hatte nur irgendwas über vierzig Seiten produziert. Ich hatte längst eine andere Geschichte im Kopf, die ich viel lieber schreiben wollte, aber ich erlaubte mir nicht, etwas Neues anzufangen, bevor der »Siegelstein« fertig wäre, ich wollte ja keine Wracks mehr produzieren und wusste, ich war gerade genau dabei.
Trotzdem, ich hatte das Buch im Handgepäck, als ich von Köln ins Münsterland fuhr, auf Diskette kopiert, so wie es damals üblich war: Seit ich 1995 meinen ersten Computer bekommen hatte, trug ich immer mein aktuelles Werk-in-Arbeit als Sicherungkopie mit mir herum, auf einer 3,5-Zoll-Diskette, die immerhin 1,44 Megabyte Dateien Platz bot, massig Platz für ein paar Worddateien, die damals noch deutlich kleiner waren als heute. Natürlich hatte ich vor, ganz viel und ganz fleißig über die Feiertage an meinem stiefkindlich behandelten Buch zu schreiben, sofern mich meine Eltern an ihren Computer ließen.
Auch das war damals üblich: Wenn ich irgendwo zu Besuch war, zückte ich meine mitgebrachte Diskette und bat darum, den Computer der Gastgeber benutzen zu dürfen, und üblicherweise ließ man mich auch, niemand fand etwas dabei, andere an den Rechner zu lassen, ich musste nur darauf vorbereitet sein, wieder verscheucht zu werden, wenn der eigentliche Besitzer sein Gerät zurückhaben wollte. In diesen Weihnachtsferien hatte ich eine doppelte Chance auf Rechnerzeit, denn meine jüngeren Brüder hatten sich inzwischen auch einen Computer angeschafft, aber zum Schreiben kam ich nicht.
Da waren zum einen die Fragen, die ich mir anhören musste – warum ich noch keine Stelle gefunden hatte, warum ich nicht schon längst alternativ nach einem Ausbildungsplatz als Buchhändlerin suchte, und so gut mein Verhältnis zu meinen Eltern auch war, die Tatsache, dass sie komplett für meinen Unterhalt aufkamen und darauf warteten, dass ich finanziell auf eigenen Beinen stehen konnte, war eine Belastungsprobe für uns. Besser hätte ich mich einfach arbeitssuchend gemeldet, Sozialhilfe beantragt und mit der Arbeitssuche als Bibliothekarin weitergemacht, aber so ließ ich mich am Ende doch breitschlagen, wurde Buchhändlerin und bekam im öffentlichen Bibliothekswesen niemals einen Fuß in die Tür. Für Weihnachten hätte ich mir lieber ein anderes Thema gewünscht.
Auf der anderen Seite war da dieses Computerspiel, das meine Brüder neu hatten: »DSA – Sternenschweif«, die PC-Adaption des Rollenspiels, das eine Zeitlang meine ganze Familie, Vater, Mutter und vier Kinder, allwochenends zusammen gespielt hatten und aus dem zumindest meine beiden Brüder und ich als lebenslange Rollenspieler hervorgegangen sind. Und »Sternenschweif« war, zugegeben, ein viel größerer Magnet als das mitgebrachte Buch. Ich klebte nur so am brüderlichen Rechner, steckte Stunde um Stunde in das Spiel, und als es daranging, wieder zurück nach Köln zu fahren, wollte ich mir nicht nur selbst das Spiel anschaffen – gerade für zehn D-Mark als Heft-CD erhältlich – sondern natürlich auch meinen weit fortgeschrittenen Spielstand mitnehmen. Und der passte, zum Glück, genau auf meine mitgebrachte 3,5-Zoll-Diskette. Zumindest, wenn ich alle anderen Daten, die da schon drauf waren, löschte.
So räumte ich meine Diskette frei, ohne lang darüber nachdenken zu müssen. Geschrieben hatte ich schließlich nichts, und auf meinem heimischen Rechner lag schließlich noch die aktuelle Version des »Siegelsteins«. Weitere Kopien gab es nicht, aber war sollte schon schiefgehen? Spoiler: Alles. Aber das wusste ich natürlich noch nicht. Ich fuhr nach Köln, kaufte mir das Heft mit der Spiele-CD, und fing an, auf meinem 486er (Betriebssystem: DOS und Windows 3.1) »Sternenschweif« zu spielen. Doch was war das? Hatte ich etwa einen Virus auf dem Rechner? Wieso hatten plötzlich die Portraits meiner Figuren alle leuchtendgrüne Augen? Ich wusste damals nur sehr wenig über Computer, verstand nicht, was ein Bug ist, und dachte, mir mit dem Spiel eine Gefahr für meinen Rechner eingeschleppt zu haben. Da half nichts: Runter von der Platte damit, aber sofort!
Um ein DOS-basiertes Spiel zu deinstallieren, musste man einfach nur die Dateien löschen. Deinstallationsroutinen wie heute, Programmanager und dergleichen gab es noch nicht. Das einfachste war der DOS-Befehl DELTREE – der löschte ein Verzeichnis mit sämtlichen Unterverzeichnissen und allen Dateien, die darin waren. Riskant, weil es noch keine Papierkörbe gab, um gelöschte Dateien einfach wiederherstellen zu können – eine gelöschte Datei war, zumindest für jemanden ohne Spezialkenntnisse, weg. Aber um das verbuggte Spiel von meiner Festplatte zu bekommen, war der Befehl genau richtig – das hatte eine komplexe Struktur mit mehreren Unterordnern, und alles auf einen Schlag löschen war bequemer, als jeden Ordner einzeln von Hand erst zu leeren und dann mit RMDIR löschen zu müssen. Wohlan! DELTREE C:\\SCHWEIF!
»Sind Sie sicher, dass Sie C:\\SCHWEIF löschen möchten?«, fragte mich mein Computer, aber natürlich war ich mir sicher. DELTREE war ein wirklich, wirklich mächtiger Befehl, löschte auch versteckte und Systemdateien, aber ich löschte ja nur ein Spieleverzeichnis. Und der Computer fing an zu löschen. Auch das: Ein Prozess, der ein bisschen dauerte. Mein 486er war nicht der Allerschnellste, so hatte ich auch meine Diplomarbeit bei einer Freundin, die einen Pentium hatte, durch die Rechtschreibkorrektur jagen müssen, weil meiner damit überfordert war, und jetzt rödelte er vor sich hin und löschte Datei um Datei. Dann hielt er inne. »Sind Sie sicher, dass Sie C:\\SCHWEIF\CTEMP\SCHWEIF löschen möchten?«, fragte er mich. Zwischenfragen beim DELTREE? Ich hatte doch alles abgenickt? Egal. Ich bejahte das Ganze erneut. Und wieder wurde gerödelt. Und innegehalten. »Sind Sie sicher, dass Sie C:\\SCHWEIF\CTEMP\SCHWEIF\CTEMP\SCHWEIF löschen möchten?« Wieder nickte ich ab. Aber dann fragte mich der Rechner nach C:\\SCHWEIF\CTEMP\SCHWEIF\CTEMP\SCHWEIF\CTEMP\SCHWEIF. Und ich verstand, dass etwas nicht stimmte. Ich drückte »Nein.« Aber es war zu spät.
Bis heute, obwohl ich inzwischen eine Menge über Computer weiß, habe ich nicht nachvollziehen können, was genau da passiert war. Aber irgendwie, auf unerklärliche Weise, hatte mein Rechner in CTEMP, einem Unterverzeichnis des Spiels, sein Stammverzeichnis verknüpft. Und mit DELTREE, diesem mächtigsten aller DOS-Befehle, hatte ich nicht nur das Spiel mit seinen Unterordnern gelöscht, sondern auch jedes andere Verzeichnis, das alphabetisch von »Schweif« kam, mit ihm. Und als nächstes teilte mir mein Rechner mit, dass er nicht mehr arbeiten könnte, weil er kein Betriebssystem mehr hätte – zwar war W wie Windows noch da, aber D wie DOS war gelöscht, und ohne DOS war Windows 3.1 nicht mehr in der Lage zu arbeiten.
Ich fluchte, zückte meine Installationsdisketten und machte mich daran, den Rechner wieder einzurichten. Zum Glück hatte ich alles zur Hand. Kommt ja nichts weg bei mir. Und der Ordner W wie Werke, in dem der Großteil meiner Geschichten abgespeichert war, gehörte zu den Sachen, die alphabetisch hinter Schweif kamen und darum nicht angerührt worden waren. Aber zwei andere Ordner mit Texten waren gelöscht worden: Die Öbba, unser bibliothekarisches Gruppenromanprojekt – und alle Geschichten, die in der Welt der »Flöte aus Eis« angesiedelt waren. Es versprach eine lange Nacht zu werden, aber ich panikte nicht, ich hatte doch Backupdisketten von allem – und dann dämmerte es mir. Die Backupdiskette vom »Siegelstein« hatte ich gelöscht, um meinen »Sternenschweif«-Spielstand aus dem Elternhaus mitnehmen zu können, und danach die Diskette nicht wieder neu eingerichtet. »Der Siegelstein« war verloren.
Ich setzte mich hin und fing stattdessen diese neue Geschichte an, die mir die ganze Zeit schon im Hinterkopf herumgespukt hatte und die ich eigentlich viel lieber schreiben wollte als die Abenteuer von Lyke und Brinyon. Sie war in der gleichen Welt angesiedelt, neunhundert Jahre später, und ich schlachtete den »Siegelstein« ein kleines bisschen aus, ließ die Zauberer Sandor und Adiza noch einmal auftreten und beschloss, dass Brinyons Nachkommen noch ein paar hundert Jahre lang den König gestellt hatten. Meinen Arbeitstitel »Eine Stadt aus Glas« änderte ich später in »Die Spinnwebstadt«, um Verwechslung mit einem Buch von Paul Auster zu vermeiden, und ich schrieb ganze sechs Jahre an der Geschichte, die auf vier Bände anwachsen sollte – und die, mein erstes eigenes Opus Magnus, auch fertig wurde, wenn ich sie auch nie an einen Verlag gegeben habe und heute auch niemanden mehr lesen lassen würde. Am »Siegelstein« hingegen arbeitete ich nie wieder.
Im Nachhinein, vierhundzwanzig Jahre später, muss ich ehrlich mit mir sein: Ich hätte dieses Buch nicht so schnell verloren geben müssen, wie ich es tat. Es existierte ein, wenn auch nicht vollständiger, Ausdruck. Den hätte ich nur abtippen müssen, dann ein oder zwei Szenen neu schreiben, und ich wäre wieder da gewesen, wo ich dran war. Aber ich war frustriert, sauer auf mich selbst und auf meinen Computer, und ich glaube, ein bisschen wollte ich dieses ungeliebte Buch wahrscheinlich auch los sein. Ich tippte meinen Ausdruck nicht ab, unternahm nur einen halbherzigen Versuch, ihn zu scannen, und als die Texterkennung mir nur Murks ausgab, den ich aufwendig hätte nachbearbeiten müssen, gab ich auf. Was aus diesem Ausdruck geworden ist? Ich dachte, er wäre immer noch in einem meiner Ordner, aber ich finde ihn nicht mehr. Vier Umzüge später ist alles, was ich von diesem Buch noch habe, eine Datei mit dem ziemlich vermurksten Ergebnis einer prähistorischen OCR-Software.
Ich könnte wahrscheinlich immer noch versuchen, den Text zu rekonstruieren. Aber ich habe wenig Lust darauf. Es war kein besonders gutes Buch. Und es erinnert mich daran, immer mehrere Backups von einem Text griffbereit zu haben. Inzwischen sichere ich parallel auf drei Computern und auf meinem sicheren Cloud-Speicher, meine Texte werden automatisch alle paar Sekunden gespeichert und gesichert, und ich habe seit Anfang Januar 1998 keine Texte mehr verloren – aber es wäre mir lieber, überhaupt nie etwas verloren zu haben. Nur, was ist dann mit dem Happy End, das ich ganz am Anfang dieses Artikels versprochen habe? Nun, ganz einfach: Das ist mein eigenes.
An dem Sonntagmorgen, als mein Computer seine Festplatte aufribbelte und ich nicht wusste, was passiert war oder wie es weitergehen sollte, rief ich meinen Schwarm an und fragte ihn, ob er vielleicht vorbeikommen konnte. Er kannte sich mit Computern aus, besser als ich das damals tat, und vielleicht kannte er noch eine Möglichkeit, die verlorenen Dateien wiederherzustellen? Er war noch nie bei mir gewesen, und auch wenn so ziemlich jeder wusste, dass wir ineinander verliebt waren, hatten wir uns das noch nie eingestanden, aber als ich ihn endlich aus dem Bett geklingelt hatte, setzte er sich in die Bahn und kam zu mir, half mir, den Rechner neu aufzusetzen, wir schauten Videos, und als der Abend kam, waren wir ein Paar.
Gestern haben wir vierundzwanzigsten Jahrestag gefeiert, und ich bin mir sicher, hätte ich nicht meinen Rechner geschreddert, wir wären noch sechs Monate oder länger um diesen Moment herumgeeiert. Trotzdem – ich empfehle es nicht, einen Roman zu opfern, um sich einen Kerl zu angeln. Selbst einen Roman, den man eigentlich nicht mag.