Während ich auf Neuigkeiten von meinen Bewerbungen warte, ist es wieder einmal an der Zeit, eine Frage zu beantworten von meinem unendlichen Fragenkatalog:
6. Wo schreibst du am liebsten? Zu welcher Tageszeit? Computer oder traditionelles Schreibzeug?
Früher habe ich alles per Hand geschrieben – zwangsweise, denn ich hatte keinen Computer. Selbst als ich meine eigene Schreibmaschine hatte, habe ich mit der Handarbeit weitergemacht, und das aus zwei Gründen: Zum einen ging das mit der Hand einfach schneller, und zum anderen konnte man den maschinengeschriebenen Text nicht mal eben schnell überarbeiten, erweitern, korrigieren oder ergänzen, so dass sie eigentlich nur für Endfassungen und Reinschriften in Frage kam. Die Anschaffung meines ersten Computers war daher eine Offenbarung. Weil in meiner kleinen Studentenbude noch kein Platz für einen PC vorgesehen war, stand mein gebrauchter 286er auf dem Fußboden, und ich saß im Schneidersitz oder kniend davor und schrieb, sehr konzentriert, sicher auch bequem, aber nicht wirklich ergonomisch. Und doch kommt das dem, wie ich heute schreibe, noch am nächsten.
Inzwischen schreibe ich nämlich am Laptop, und der steht da, wo er hingehört, auf meinem Schoß, auf einem schönen kippelfreien Knietablett. Die Orte, wo ich mich am liebsten mit ihm befinde, sind das Sofa und mein Bett. Zwar habe ich auch einen wirklich guten Desktoprechner, aber den nutze ich eigentlich nur zum Spielen und, was das Schreiben angeht, Überarbeiten, weil zwar der Rechner gut ist, nicht jedoch der Bürostuhl. Und, ich gebe es zu, ich schaue beim Schreiben gerne fern, und das geht nun mal auf dem Sofa am Besten. Meinem Rücken tut es vielleicht nicht so gut, aber Schmerzen bekomme ich nur von meinem ömmeligen Drehstuhl – es wird also schon seinen Sinn haben, wie ich mit bequemen Kissen im Rücken und auf dem Schoß so dasitze und schreibe. Und im Vergleich zu früher, wo ich immer zusammengekauert über meinem Schreibblock saß, ist es sicher eine echte Verbesserung.
Bis ich nämlich mit dem Ganzjahreskampfschreiben angefangen habe, Anfang 2010, habe ich zumindest meine Chroniken der Elomaran komplett per Hand geschrieben, ehe ich es abgetippt habe. Einen Collegeblock nach dem nächsten habe ich gefüllt, alle mit dem Logo der Buchhandlung, in der ich meine Ausbildung gemacht habe, alle in schwarzer Tinte mit Füller geschrieben, und der Übergang aufs Direkt-am-PC-Schreiben ist mir schwergefallen – ich nehme nur ungern Abschied von liebgewordenen Ritualen. Aber wollte ich wirklich am Ende die Faksimileausgabe von zehn Bänden in zweiunddreißig Collegeblöcken autorisieren? Da habe ich mich, mein Genie und meine Bedeutung für die Weltliteratur vielleicht etwas überschätzt. So sind es jetzt nur die ersten drei Bände in Blöcken – der vierte, der direkt am PC entstanden ist, war dafür schneller fertig als jeder einzelne der anderen, ist mir leichter von der Hand gegangen, und war am Ende nicht schlechter als die erst händisch vorgeschriebenen Vorgänger. Mein Füller ist seither eingetrocknet. Irgendwie schade. Und den Stapel von zwanzig leeren Collegeblöcken, die ich mir als Reserve angeschafft habe, sollte besser mal in den Keller ausquartiert werden, er nimmt nur Platz weg.
Was hingegen die Arbeitszeit angeht, die ist sehr leicht zu charakterisieren: Nachts, wenn es dunkel wird, fange ich an zu schreiben, jeden Tag, ob es Alltag oder Sonntag ist, nur wenn ich im Urlaub bin oder mehr als nur ein bischen krank, setze ich aus. Die Nacht hat verschiedene Vorteile für mich: Sie ist der ruhigste Teil des Tages, wo nichts meine Konzentration stört, eingeschlossen meinen Freund, der dann schon im Bett ist, weil er morgens früh zu Arbeiten anfangen muss. So schreibe ich normalerweise zwischen Mitternacht und drei Uhr, bevor auch ich schlafen gehe. Ich bin arbeitslos – bald hoffentlich selbständig – und kann mir erlauben, meinen Tagesablauf meinem Biorhythmus und Wohlfühlklima anzupassen. Ich mag die Nacht, und die Nacht mag mich, nur wie ich es im Nanowrimo gemacht habe, arbeiten bis sechs Uhr in der Frühe, das war dann vielleicht doch etwas übertrieben. So aber sehe ich jeden Tag genug von meinem Freund, wenn der Feierabend macht, und wenn der sich dann zurückzieht, fange ich an zu schaffen – und so darf das für mich gerne auch in Zukunft weitergehen.