Ich habe es geschafft. Mit einem großen Endspurt, bei dem ich in einer Woche achtzig Seiten geschrieben habe, und das auch noch mit keinem Plot am Anfang, einer Convention in der Mitte und Nebenhöhlenentzündung am Ende, habe ich Das Haus der Puppen zu einem Abschluss gebracht. Nach einem Probekapitel im Mai ist das Buch – 485 Normseiten – vor allem in den Monaten Juli bis September 2011 entstanden, eine stolze Leistung für ein Buch dieser Dicke. Und auch wenn ich gestern noch Angst hatte, ich würde das Ende völlig ruinieren, ist es dann doch so ausgegangen, wie ich es vor meinem inneren Auge hatte. Vielleicht ist der Schluss etwas überhastet, aber ich wollte ihn nicht unnötig in die Länge ziehen, um nicht den Schwung rauszunehmen. Das Ende ist so zart geworden, wie ich mir gewünscht habe – es bleibt ein bisschen offen, ob Florence und Lucy nun in Liebe oder Freundschaft verbunden sind, um mir die Option auf eine Fortsetzung offenzuhalten, und siehe da, als ich nach fast viertausend Wörtern in einer Nacht gestern um halb sechs in der Frühe endlich im Bett gelandet bin, hatte ich auch schon erste Ideen für einen zweiten Band.
Da meine Feen unsterblich und alterslos sind, können sie auch dreißig Jahre später noch genauso aussehen wie im ersten Buch. Dreiunddreißig Jahre später, um genau zu sein. 1941, während der Luftangriffe auf London, wird eine Gruppe Waisenkinder aus Saint Margaret’s in Hollyhock einquartiert, wo die Feen sitzen und versuchen, den Krieg zu ignorieren. Was aber wie ein mieser Narnia-Abklatsch begann, wurde schnell zu einer sehr bitteren Idee, als mir aufging, wie sehr die Vorstellungen der Feen und die Wege und Ideale der Nazis zueinanderpassen – Zombie-Feen, die gewissenlos zweihundert Babys töten, um ihre Seelen zu bekommen, das geht ja gerade noch, aber Nazi-Feen, die ihre Seelen in Konzentationslagern ernten? Das kann ich nicht schreiben, oder besser, das darf ich nicht. Es gibt Tabus, die will ich nicht anrühren. Ich hoffe also, dass erst mal keine Rede von einer Fortsetzung aufkommen wird, und erfreue mich eines Buches, auf das ich wirklich stolz sein kann. Nur eine Frage muss ich mir jetzt noch beantworten: Was schreibe ich heute?