Ich habe es schon wieder getan. Allmählich kann man den Kalender danach ausrichten: Egal, was ich auch für den Nanowrimo geplant habe, egal wie viel oder wenig Plot da sein mag, zehn Tage vor dem ersten November schmeiße ich meine Pläne über den Haufen, sauge mir ein neues Konzept aus den Fingern, plotte es innerhalb einer Woche, und gewinne damit den Nanowrimo. So ist letztes Jahr Geigenzauber entstanden, so habe ich vor zwei Jahren meinen Vampirkimi in die Tonne getreten und statt dessen mit der Gauklerinsel Erfolge gefeiert, so habe ich 2007 Lichtland geschrieben – und jetzt wieder. Vor drei Tagen habe ich noch Witze darüber gemacht, heute stehe ich mit einem neuen Buch da – immerhin, nur mit einem. Von zwei Nanowrimo-Büchern, die ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe, halte ich also an einem fest und schreibe in jedem Fall Geisterlied. Aber nachdem ich erst überlegt habe, Die Kinder des Hauses Otrempa und die neue Geschichte parallel zu schreiben und dann zu sehen, was mir mehr liegt, habe ich jetzt den Otrempas den Laufpass gegeben, und darüber bin ich froh.
Die Wahrheit ist, ich werde einfach nicht warm mit der Geschichte. Die Kinder haben zwar jetzt alle Namen, ich habe ein paar wirklich interessante Ideen und eine coole Welt, aber es berührt mich einfach nicht. Im Kopf sind die Figuren immer noch nur Namen ohne Persönlichkeit, da helfen auch Stichpunkte und Notizen in verschiedenen Autorensoftwares nicht weiter – während auf der anderen Seite Vetter Percy nicht von mir ablässt, seit er in meinem Kopf aufgetreten ist und verlangt hat, dass ich ein Buch über ihn schreibe. Aus meinem ‚Das will ich mal schreiben‘-Hut habe ich ein paar weitere Zutaten gezogen – Geisterphotographie, eine Spieluhr, Eisenbahnunglücke – und zwei Tage später stehe ich nun mit einem Plot da für einen historischen Gruselroman, der ein Nachfolger für das Puppenzimmer werden kann und soll, komplex, faszinierend, herausfordernd. Ich plane, plotte, recherchiere, vor allem aber erfreue ich mich an Percy, der solchen Spaß macht, dass ich es gar nicht erwarten kann, mit ihm zu arbeiten. Die Kinder des Hauses Otrempa hingegen, für die ich jetzt nach der Nanowrimo-Absage ein Probekapitel geschrieben habe, sind hingegen jetzt zu achtzig Prozent gestorben – und darüber bin ich froh. Es kann eben nicht aus jeder Idee etwas werden, selbst wenn ich ein Jahr lang damit schwanger gehe.