Das Kampfschreiben gerät immer mehr zum Krampfschreiben, und ob ich mein allzu hochgestecktes Jahresziel erreichen kann, steht immer mehr in den Sternen. Im April muß ich nun die erste Niederlage einstecken im stetigen Kampf zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Geplant war ein Hattrick. Das hätte ich nicht tun dürfen, war schon letztes Jahr im Dezember ein schlechtes Zeichen, Hattrick schaffe ich nicht. Aber ich wollte nicht weniger als zwei Fernsehserienkonzepte zum Serienwettbewerb von Odeon Film einzureichen (Einsendeschluß: 2. Mai), den Koboldsköder für den Kleiner-Goblin-Wettbewerb von Arcanum fertigschreiben, und Das Gefälschte Siegel seinem Ende zuzuführen. Hat nicht sollen sein. Trotz Verzicht aufs Bloggen habe ich das nicht hinbekommen. Na ja, zwei von drei sind auch nicht schlecht.
Meine beiden Fernsehserien sind so gut wie absendebereit, was noch fehlt, sind die Dialogproben – die ich jeweils auf eine Seite quetschen muss, weil ich sonst mit der Vorgabe, eine Länge von zehn Seiten nicht zu überschreiten, nicht hinkomme: Sowohl meine kölschen Vampirdetektive als auch meine modernen Musen brauchen zuviele Hintergrundinformationen. Aber morgen/heute/übermorgen (wenn es in der Nacht ist, komme ich mit den Terminen immer durcheinander) noch zwei kleine Dialoge runterzuschreiben, das sollte kein Problem sein. Die Deadline schaffe ich. Koboldsköder habe ich hingegen aufgegeben, zumindest für den Wettbewerb. Es ist nicht an der Zeit gescheitert, aber am Plot: Ich habe nämlich keinen. Trotzdem ich also diesen Einsendeschluß jetzt verstreichen lasse, bin ich gerade guter Laune: Das Siegel ist nämlich fertig. Jawohl.
Gut, das ist ein bißchen geschummelt, weil ich ja mittendrin beschlossen habe, eine Trilogie drauszumachen, richtig fertig ist die Geschichte also noch nicht. Aber 602 Seiten finde ich jetzt auch nicht so übel. Ich mag die Geschichte, sehr sogar, und werde jetzt nicht zulassen, daß Selbstzweifel mich fertigmachen – bin doch inzwischen wieder ein Jahr älter und habe immer noch keinen Verlagsvertrag – aber das eigentliche Problem, dem ich mich langsam mal stellen muß, ist folgendes: Als ich das Siegel plante, reichte meine Plot immer bis zu der Stelle, wo Tymur Ililiané tötet, und nicht weiter. Jetzt bin ich an dieser Stelle angekommen: Und da hört er auf, mein Plot, als wäre mein Schiff an den Rand der Welt gesegelt.
Und nun? Immerhin, ich habe einen Titel: Das Gefälschte Herz. Ich habe sogar schon anderthalb Kapitel, die ich ursprünglich für das Siegel geschrieben habe – da sie aber aus Tymurs Perspektive sind und zuviel verraten, können sie erst nach dem Knall kommen, der das erste Buch beendet. Leider sind sie plottechnisch trotzdem im ersten Teil angesiedelt, ich weiß also nicht, ob ich sie überhaupt benutzen kann, und sie helfen mir nicht weiter bei der Frage, was als nächstes passiert. Ich habe schon mehr als ein Buch ruiniert, weil ich mein Plotloch nicht geschlossen bekommen habe – die Gauklerinsel hat deswegen lange auf Eis gelegen, bis sie dank Greys Hilfe gerettet wurde, Lichtland hat seit über drei Jahren keine Handlung mehr, und meinem begeistert gestartetes Neuprojekt Geistersaat hat es auch den Boden unter den Füßen weggezogen.
Ich muß aber auch im Mai irgendwas schreiben, sonst packe ich weder den T12, noch mein Ziel bei 750words.com. Also heißt es, mich auf den Hosenboden zu setzen und zu plotten. Dabei habe ich die Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder, ich verpasse dem Herz eine Handlung. Oder ich nehme mir wieder meine Elomaran vor, die mir nach dem Ärger im letzten Jahr aus den Ohren rausgekommen sind. Oder ich bearbeite eine meiner anderen Baustellen, Hauptsache, es reicht für an die 42.000 Wörter im Mai. Und dann sind da natürlich noch meine Kopfkinder… Aber um die Frage kann ich mich immer noch morgen kümmern. Übermorgen ist auch früh genug. Erstmal brauche ich Schlaf. Hauptsache, das Siegel ist fertig. Und das ist es.