Worauf ich mich besonders freue am Irgendwann-doch-mal-veröffentlicht-sein, ist das Geld. Nicht mal das Geld, das ich dann damit verdiene – das kann ich auch jeden Tag als Bibliothekarin, und vermutlich mit einem besseren Stundenlohn – sondern das Geld, das andere Leute dann für meine Werke zu zahlen bereit sind. Was für ein Unterschied zu jetzt, wo ich mich und meine Geschichten anpreisen muß wie Sauer Bier, um ab und zu mal einen Leser zu finden! Aber veröffentlichte Autoren liest man für Geld, und man hört ihnen zu. Das ist vielleicht das Beste: Autorenlesungen. Andächtige Bewunderer füllen den Saal, alle Augen liegen auf dem Autor, ein letztes Räuspern, ein erster Applaus, und dann erhebt er die Stimme…
Letzten Donnerstag hatte ich das Vergnügen, die allererste Autorenlesung meiner Freundin Grey, die mit der Blutgabe, zu besuchen. Es war vielleicht ein bißchen wahnsinnig, an einem Donnerstagnachmittag nach der Arbeit von Aachen nach Bielefeld und zurpck zu fahren, und das auch noch mit einem Partner, der am anderen Morgen die Frühschicht hat, aber es hat sich allemal gelohnt. Schön, stimmungsvoll, und Gummivampire gab es auch noch – und die Lesung habe ich genossen, wenn es auch ein bißchen schade war, daß Grey eine Szene vorgelesen hat, die ich nicht nur schon kannte, sondern sogar schon mal vorgelesen bekommen hatte. Aber es war wirklich, wirklich schön, ich habe mich vom Lampenfieber anstecken lassen und war hinterher stolz wie Bolle, daß meine Grey das so schön hinbekommen hatte.
Und weil ich ja selbst vorlese fast noch lieber als schreibe und es immer so schwer ist, ein williges Opfer zu finden, das dabeisitzt und stillhält, bis man fertig ist, habe ich jetzt etwas neues: Mein eigenes Hörbuch. Primär entstanden aus dem Wunsch, endlich möge jemand meine Gauklerinsel lesen, habe ich meinen Freund so lange bedrängt, bis er zwar immer noch nicht gelesen hat – das schiebt er auf ein Zeitproblem, tatsächlich kommt er gerade kaum zum Lesen – aber erlaubt hat, daß ich ihm ein Hörbuch aufnehme, das er auf den Fahrten zur Arbeit hören kann. Seine Firma ist von Aachen nach Köln umgezogen, da hat er jeden Tag anständig was zu pendeln, und mit einem Hörbuch kann er mir nicht mehr weglaufen.
Ich habe kein Tonstudio oder so. Ich habe ein Headset, und ich habe das Programm Audacity, mit dem ich zumindest kleinere Nachbesserungen an den Aufnahmen vornehmen kann, Rauschen entfernen und so. Vor allem aber habe ich Enthusiasmus. Mein Laptop ist geduldig, der läuft mir nicht weg, selbst wenn ich einen Fehler mache und neu ansetzen muß (auch hier: Gepriesen sei Audacity!). Ich habe zwar Probleme, das Endprodukt zu hören – wie so viele Menschen bin ich entsetzt, Aufnahmen von meiner Stimme zu hören, und während ich an meinen Gesang inzwischen gewöhnt bin, hadere ich doch mit meiner Sprechstimme: Klinge ich wirklich so nasal? Und hört sich das für andere auch an, als ob ich lispele? – bin ich doch sehr zufrieden mit dem, was rausgekommen ist. So zufrieden, daß ich es mit der ganzen Welt teilen muß.
Natürlich, es ist primär eine Liebesgabe. Aber das heißt ja nicht, daß sie exklusiv sein muß. Ich stelle also das Hörbuch der Gauklerinsel jedem zur Verfügung, dem es nichts ausmacht, daß es zwischendurch ploppt und knackt und ich offenbar näsele und lispele. Wenigstens kann ich gut vorlesen, jawohl. Es ist noch kein ganzes Hörbuch, Himmel hilf, das sind 814 Normseiten! Geplant ist, jede Woche ein Kapitel (von sechsunddreißig) vorzulesen und hochzuladen. Ich habe eine Seite für das Projekt eingerichtet:Hörbuch Gauklerinsel, auf der man die Kapitel direkt online hören kann, und auf Audiyou.de können die Dateien auch als MP3 heruntergeladen werden.
Ich hoffe auf viele begeisterte Fans und auf viele andere Autoren, die es mir nachtun, nehmen wir die Dinge selbst in die Hand und lesen vor, wann und wie es uns gerade paßt. Gibt meiner Seite ja auch einen multimedialen Anstrich und läßt mich gleich viel cooler und moderner wirken als nur mit langen Texten, die, seien wir ehrlich, niemand online lesen mag. Ich lese also jetzt Die Gauklerinsel. Und wenn ich die fertig habe, lese ich das nächste Buch. Vielleicht Das Gefälschte Siegel. Oder die gesammelten Chroniken der Elomaran. Oder, was mich am meisten ehren würde, die Geschichten eines anderen Autoren, der vielleicht nicht ganz so gerne vorliest wie ich.