Auf ein Jahresziel von fünfhunderttausend Wörtern hinzuschreiben ist eine ganz schöne Bürde. Will man nicht in den roten Bereich rutschen, muß man versuchen, wirklich jeden Tag zu schreiben, und das heißt, wenn es an der einen Geschichte gerade beim besten Willen nicht weitergeht, dann muß eben eine andere dafür herhalten. Und so ist es mir nun ergangen – wo die Gauklerinsel gerade in ihren drei letzten Kapiteln klemmt und hakt und mir alles andere als leicht von der Hand geht und der Koboldsköder im Mittelteil schwächelt, muß ein anderes Werk die literarischen Brötchen auf den Tisch bringen – und so bin ich wieder beim Gefälschten Siegel gelandet.
Das hat eigentlich seit August geruht, weil ich den Plot erst noch aufdröseln wollte und das Gefühl hatte, die Handlung käme zu langsam voran – aber nun habe ich mir ein Handexemplar ausgedruckt und, nachdem ich es innerhalb eines halben Tages verschlungen habe und mich ganz begeistert von meinem eigenen Genie in Geschichte und Figuren neu verliebt habe, muß ich sagen, das Erzähltempo gefällt mir eigentlich so. Die Geschichte hetzt sich nicht, das ist wahr, aber sie kleidet sich in das dünne Mäntelchen der klassischen Fantasy, Heldenreise inklusive, und bei so einer Queste darf man ruhig auch erzählen, was unterwegs passiert, und muß nicht alles zwischen Punkt A und Punkt B abkürzen. Auch wenn sie eine Magierin dabei haben, mit der sie regelrecht teleportieren können, muß sich das doch alles in Ruhe entwickeln können.
Das einzige Problem ist, das Buch wird davon nicht dünner. Ich bin jetzt schon, seit heute, über 100.000 Wörter, habe an die vierhundert Seiten, und den wichtigen Plotwendepunkt, den ersten großen Knalleffekt, bei dem Tymur Damarel sein wahres Gesicht zeigt, noch nicht erreicht. Zeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Ja, Das Gefälschte Siegel war als Einteiler geplant. Aber auch als Klassische High Fantasy, und gibt es klassischere und höhere Fantasy als eine Trilogie?
Und so plane ich jetzt schon im Hinterkopf Tymur Damarels weitere Missetaten in drei Bänden, ganz so, wie die Geschichte bei ihrem ersten Auftreten als Buch-im-Buch in dem lang begrabenen Projekt Die Welt in der Wühlkiste geplant war. Damals hieß das Die Leraval Saga, Buch Eins. Kann man vielleicht noch mal brauchen, nicht wahr? Und weil ich gut bin mit Titeln, haben auch Band Zwei und Band Drei jetzt schon ihre Namen weg: Das Gefälschte Herz und Das Gefälschte Land. Na, wie klingt das?