Ein bißchen kürzer fällt er in diesem Jahr wohl aus, mein Bericht über meinen Besuch auf der Frankfurter Buchmesse, aber es war auch ein deutlich kürzerer Arbeitstag, dankenswerterweise: Weil an dem Wochenende die FilkContinental stattfand, die ich mir wie üblich nicht nehmen lassen wollte, schon weil ich dort einen Auftritt hatte, blieb mir nur einer der Fachbesuchertage, um meine Agenten zu treffen. Das ist etwas schwierig, denn an diesen Tagen treffen sich die Agenten sonst mit den Verlagen, und da will ich natürlich nicht zwischenfunken, es ist ja auch in meinem eigenen Interesse. Aber ich hatte Glück: Donnerstag um halb sechs – Abends! – war bei den Gröners noch ein Termin für mich frei.
Hatten letztes Jahr noch Angst und Lampenfieber meine Vorbereitung bestimmt, ging das jetzt deutlich lockerer, ich wußte ja, was mich erwartet. Dafür stand ich vor einem neuen logistischen Problem: Als Bibliothekarin, Buchhändlerin und Autorin hatte ich eine dreifache Berechtigung, am Fachbesuchertag das Messegelände zu betreten, aber das galt nicht für meinen Freund, denn der ist Elektrotechniker. Aber ich wollte nicht ohne ihn fahren, und Klaus und Micha wollten ihn auch endlich mal kennenlernen, soviel wie ich immer von ihm rede, also wurde ein Plan geschmiedet: Christoph ist nun, zumindest in einem Schreiben meiner Agentur, ganz offiziell mein Co-Autor und damit selbstverständlich ein Fachbesucher. Oder so.
Statt im Morgengrauen konnten wir gemütlich nach dem verspäteten Frühstück losfahren – mein erster »Termin« war nicht in Stein gemeißelt, sondern eine Verabredung mit meiner Autorenfreundin Kerimaya alias Nina Behrmann, die ich ungeheuer gern treffe, auch wenn es letztlich Blödsinn ist, Hunderte von Kilometern zu fahren und pro Nase 28 Euro Eintritt zu zahlen, um jemanden zu treffen, der wie ich in NRW wohnt und mit einer guten Stunde Zugfahrt bequehm zu erreichen. Aber so ist nun mal die Magie der Buchmesse, man möchte dort auch die anderen Autoren treffen können und mit ihnen Neuigkeiten, geheime Details und Trends austauschen können.
Ein wenig verspäteten wir uns wegen eines kleinen Staus, aber ich hatte Keris Nummer im Handy und konnte ihr Bescheid geben. Aber als wir im Shuttlebus vom Parkhaus zur Messe saßen, merkte Christoph, daß er seine Handys – Privat und Arbeit – im Auto liegengelassen hatte. Er wurde von mir mit den nötigen »Ich bin ein Fachbesucher, Jawohl!«-Papieren ausgestattet und fuhr mit dem Bus zurück, während ich Kontakt zu Keri aufnahm und einen Treffpunkt verabredete. Halle 3, Gang D, nah am Ausgang – das konnte nicht schwer zu finden sein, schon weil wir uns ja kennen und wissen, wie wir aussehen. Aber Pusteblume! (oder, wie Keri sagen würde, Gänseblümchen): Wir fanden uns nicht.
In meiner sehr grünen Jacke stolzierte ich Gang D auf und ab wie ein Model auf dem Laufsteg, damit Keri mich bemerken würde, und wo fand ich sie am Ende? Drei Meter von der Stelle entfernt, wo ich vorher auf sie gewartet hatte. Dafür hatte sie Gesellschaft mitgebracht, Koriko, Lysander und Andrea aus dem Tintenzirkel waren auch da, kurz darauf tauchte dann auch Christoph wieder auf, diesmal mit Handy, und wir nahmen alle gemeinsam einen völlig überteuerten Kaffee ein, bis sich unsere Wege auch schon wieder trennten und wir nur bedauern konnten, eigentlich kaum ins Gespräch gekommen zu sein. Aber Keri und ich wollten gerne hören, wie Calysta am PAN-Stand einen Toast ausbrachte, und hetzten, Christoph im Schlepptau, zurück in die Hallen.
Calysta fanden wir mit vereinenten Kräften – ich erkannte sie anhand des Fotos auf ihrer Homepage, und Keri hatte den Mut, sie anzusprechen. Dafür wurde es nichts mit dem angekündigten Toast, für den Calstya sogar eine Freikarte bekommen hatte, denn der Lektor hatte sie im Messetrubel schlichtweg versetzt. Kann passieren, dafür waren wir ja da, und wo wir gerade dabei waren, liefen wir auch noch Berjosa über den Weg. Natürlich, wenn man verabredet ist, findet man sich natürlich nicht – aber sich spontan unter ‚Tausenden von Besuchern über den Weg laufen, das ist völlig normal. Wir führten also noch ein paar qualitativ hochwertige Fachbesuchergespräche, in denen es überhaupt nicht um Pornos ging, bevor Christoph und ich uns von den anderen verabschiedeten und uns auf den Weg zum Agenturzentrum machten. Denn wir waren die einzigen, die an diesem Tag das Allerheiligste der Messer betreten durften, den Saal der unendlichen Tischreihen.
Die Begegnung mit meinen Agenten war wie erwartet großartig. Daß ich mit den beiden auf einer Wellenlänge bin, wußte ich ja schon, und auch die Zusammemführung mit meinem Co-Autor verlief erfreulich. Auch wenn Christoph hinterher meinte, ich hätte zuviel sonstiges Zeug erzählt und zu wenig Geschäftsgespräche geführt: Ich hatte gerade in der Woche davor über eine Stunde mit den Gröners telefoniert, und in der Zwischenzeit hatte sich nicht soviel neues ereignet.
Ich würde gerne einen langen und bösen Bericht schreiben über einen Verlagslektor, der sich sehr schäbig verhalten hat, ohne Namen zu nennen, natürlich, aber ehe ich soweit gehe, hole ich mir noch ein Okay: Denn Verhandlungsdetails gehören nach meiner Meinung eigentlich nicht ins Blog. Trotzdem, das war ein dicker Hund, und wir haben uns doch sehr über ihn ausgekotzt: Das war Lehrgeld für beide Seiten, aber besser so, als wenn wir einen Vertrag unterschrieben hätten und ich dann die nächsten Jahre den Kerl an der Backe hätte… Genug davon!
Mit wehen Füßen, aber zufrieden machten wir uns nach dem Treffen auf den Heimweg, während Klaus und Micha auf eine Verlagsparty hetzten: Da die Londoner Buchmesse in diesem Jahr wegen der Aschewolke sinngemäß ausgefallen war, mußte das alles in Frankfurt nachgeholt werden, zusätzlich zum üblichen Messegeschäft, und ich war froh, Autorin zu sein und nur für einen Tag da. Der Fachbesuchertag hatte sich als feine Sache herausgestellt, man zahlt zwar mehr als doppelt soviel wie am Wochenende, dafür wird man deutlich weniger hin und hergeschoben und auch nicht dauernd von Cosplayern über den Weg gerannt.
Christoph plant schon, in Zukunft nur noch am Fachbesuchertag zu kommen, großer Fachbesucher, der er jetzt ist, aber wie schon erwähnt, sind für Agenturtermine die Wochenendtage besser, wenn die Verhandlungen geführt sind und man als Autor quasi vor vollendete Tatsachen gestellt wird, als das alles zwischen Tür und Angel geschieht. (Memo an mich: »Zwischen Tür und Engel« ist ein Wortspiel, das ich unbedingt mal irgendwo einbauen muß!). Aber in jedem Fall war es ein toller Tag, danke an alle, die das möglich gemacht haben! Und jetzt heißt es wieder warten und Daumen drücken. Weniger für die Elomaran – dafür aber um so mehr für mein bezauberndes Kinderbuch Der Schattenstein.