Manchmal kommt es vor, daß ich, obwohl ich sonst kontinuierlich schreibe, ein Kapitel nach hinten stelle, um ein anderes davorzuschieben. Zuletzt habe ich das in Schwanenkind getan, woran man sieht, daß es wirklich nur sehr selten vorkommt: Aber jetzt war es wieder soweit. Weil Mendrion nicht an Varyns Seite vor der Tür stehen kann, bevor er auf diese Seite übergelaufen ist, mußte die arme Hana mit ihrem Kapitel zwei Monate lang auf ihren Einsatz warten. Hier ist es nun.
Hana ist leider arg passiv geworden. Da will man starke Frauen auftreten lassen oder zumindest interessante, und was macht Hana statt dessen? Läßt sich schwängern, läßt sich verheiraten, läßt sich schlagen, läßt sich einsperren, und definiert sich nur noch über das, was andere ihr antun. Wenn man sich mit ihr unterhalten will, hat sie kein anderes Thema als die Männer um sie herum – so einen Charakter will man schon nicht in anderleuts Büchern lesen müssen, geschweige denn in seinem eigenen auftreten lassen! Aber manchmal kommen die Dinge anders als geplant, und so ist die stolze Falknerin heute nur noch ein Schatten ihrer selbst; leider passiert so etwas nicht nur in Büchern.
Und als ob das noch nicht ausreicht, was tut Hana, kaum daß man sie mal etwas eigenes tun läßt? Sie verliebt sich schon wieder. Dumme Ziege. Zumindest weiß sie noch nicht, was ich für die Zukunft mit ihr vorhabe, aber das wird uns nicht über ihr Verhalten in Falkenwinter hinwegretten, denn von dem Buch ist wirklich nicht mehr viel übrig. Zwei Kapitel fehlen noch, sie sind in Arbeit, nicht mehr lang hin bis zum großen Finale: Aber bis es soweit ist, folgt hier schon einmal, mit Postkarten aus der inneren Emigation, das Elfte Kapitel.
Link zum Text auf Elomaran.de: Elftes Kapitel – Mauern