Meine Agentur hat seit ein paar Tagen ihr neues Editorial online und mich damit komplett begeistert. Diese Mischung aus feinem Humor, Ironie und Literaturkenntnis ergibt genau die Agentur, von der ich immer vertreten werden wollte – schließlich stelle auch ich mich in meiner Selbstdarstellung mit feindosierter Ironie dar… Und dann schwante mir Übles. Und ich rief meine Selbstdarstellung auf. Ich irrte mich nicht. Die Seite war seit Jahren unverändert. Laut diesem Text lebe ich im Münsterland – ich bin vor fast zwei Jahren von dort weggezogen – und arbeitslos – mein Vertrag in der Bibliothek wird jetzt schon zum zweiten Mal verlängert. Die Fotogalerie, die alle drei Jahre erweitert und um einem aktuellen Text aus dem jeweiligen Jahr ergänzt wird, war ebenfalls im Jahr 2005 stehengeblieben. Und dann fiel mir auch der Grund dafür ein. Ich hatte mich nämlich mit meinem eigenen Genie ausgetrickst.
Das Besondere an der Galerie »Maja im Wandel der Jahre« war und ist, daß zu jedem Jahr der aktuelle Berufswunsch aufgeführt ist – nicht die tatsächlich ausgeübte Tätigkeit. 2005 wollte ich Berufsautorin werden, das will ich immer noch, und wie sollte ich das übertreffen? Wiederholen wollte ich mich auch nicht, daher habe ich das so stehen lassen und bald nicht mehr dran gedacht. 2008 ging vorbei, 2009 ging vorbei, und an meinem Lebenslauf änderte sich nichts… Bevor jetzt also auch noch 2011 kommt und das nächste Foto fällig wird, habe ich jetzt also endlich zumindest das Jahr 2008 abgehakt. Eine Leseprobe war schnell gefunden, nur der Berufswunsch hat sich wie erwartet als Problem herausgestellt – nach langer Überlegung habe ich mich dann für »Friedhofsverwalterin« entschieden, in Anlehnung an den Ein-Euro-Job, den ich damals ausgeübt habe und mich tatsächlich auf die Idee gebracht hat, mich mal bei einer Stadtverwaltung zu bewerben. Vor allem, weil sich das so schön auf dem Waschzettel macht, wenn man tatsächlich mal ein Buch herausbringt: »Maja Ilisch ist Friedhofsverwalterin im Münsterland« – dagegen kann selbst Terry Pratchett als Pressesprecher eines Kernkraftwerks einpacken.
Ich denke, es macht einfach einen professionellen Eindruck, wenn die Selbstdarstellung auf einem einigermaßen aktuellen Stand ist – zumindest der Wohnort sollte stimmen, und ich habe mir nicht nehmen lassen, in den langen Text noch ein paar aktuelle Seitenhiebe unterzubringen. Jetzt bin ich wieder zufrieden mit mir selbst. Zumindest für die nächsten drei Jahre.