Alle, die wir nach Ruhm streben, träumen doch insgeheim oder öffentlich davon, eines Tages entdeckt zu werden. Große dünne Mädchen scharwenzeln in Düsseldorf durch die Innenstadt und hoffen, daß ein Modelscout sie anspricht. Nachwuchsschauspieler spielen sich die Seele aus dem Leib, damit ein großer Regisseur sie von der Provinzbühne nach Hollywood holt. Und ambitionierte Onlineautorinnen warten nur auf den Tag, an dem sich ein Verlag oder Literaturagent auf die Seite verirrt, das Werk für gut und erfolgsversprechend befindet und es unter Vertrag nehmen will…
Seit Jahren male ich mir ein solches Szenario aus. Es ist nicht der Grund, warum ich Buch und Seite online gestellt habe, zumindest nicht der einzige – ursprünglich war das nur der übliche Geltungsdrang und der Wunsch, etwas, worauf man stolz ist, mit der ganzen Welt teilen zu können. Aber insgeheim habe ich natürlich immerzu geträumt, und gehofft, und gebetet, daß ich eines Tages durch diese Webseite entdeckt werden könnte.
Jetzt gibt es Chances, daß sich dieser Traum bewahrheitet – gute Chancen sogar. Ich will keine Details oder Interna verraten, noch sind das alles ungelegte Eier, aber ich bin tatsächlich von einer Agentur angeschrieben worden. Das war nicht das erste Mal, beleibe nicht – ich bekomme regelmäßig, ein oder zweimal im Jahr, Angebote von Agenturen und Verlagen, die bei näherer Betrachtung dann doch nur einen Haufen Geld dafür wollen, daß sie mein Buch lesen oder in Kleinstauflage drucken – aber dieses Mal, zum ersten Mal, ist es etwas Seriöses.
Bislang hatte ich mich mit den »Chroniken der Elomaran« nicht auf Verlagssuche begeben, weil ich es zum einen für sinnvoll hielt, alle acht oder zehn oder tausend Bände fertigzuschreiben und es dann zu versuchen, und auch weil ich mir nicht vorstellen konnte, daß so eine depressive dunkelgotische Geschichte über einen Haufen kranker und kaputter Charaktere große Chancen auf dem Markt haben könnte. Aber warum soll ich es nicht wagen? Wenn mich jemand haben will, warum nicht? Ich will endlich einmal etwas veröffentlichen, woran mein Herz wirklich hängt. Auftragsarbeiten füllen die Kasse, aber mein Herzblut ist nicht darin. Mein Herzblut steckt in dieser Geschichte hier.
Jetzt habe ich also eine Chance. Ich werde gut nachdenken und mich nicht vom ersten Enthusiasmus überrumpeln lassen, aber ich hatte schon ein paar Tage Zeit zum Nachdenken und stehe dem Ganzen immer noch und immer mehr positiv gegenüber. Am Samstag habe ich ein Gespräch. Danach mehr an dieser Stelle. Hoffentlich.