Hier bin ich, die Königin der Backups. Die große Mahnerin und Warnerin, die im Forum immer wieder Sätze von sich gibt wie »Denkt daran, immer alles zu Backuppen!« und »Ihr könnt euren Text hier im Forum hochladen, dann geht er nicht verloren!« Und warnend und mahnend habe ich auf die armen Autoren hinuntergeblickt, die es geschafft haben, kostbare Wörter zu verlieren, durch Dummheit und fehlende Backups… Aber neben dem Nanowrimo habe ich zur Zeit noch ein anderes Lieblingsspielzeug, und das ist mein neuer Laptop. Der erste eigene Laptop meines Lebens. Ich hege ihn, pflege ihn, und betreibe ihn mit Ubuntu Linux. Er hat eine vierzig-Gigabyte-Festplatte, was mir erst viel zu groß vorkam, bis ich auf die Idee kam, auf die 15GB-Partition, die ich am Ende übrig hatte (15GB fürs System, 9GB für /home und 1GB für SWAP) meine Musik zu packen. Filme und Spiele haben auf dem Laptop nichts zu suchen, aber gibt es etwas schöneres, als meine Kollektion an Folk- und Rock-CDs, umgwandelt in OGG-Dateien von bester Qualität, während des Schreibens hören zu können? Und so wurde die letzte Partition dann unter /media/musik eingehängt.
Doch die 15GB stießen schnell an ihre Grenzen – und als ich heute meine frisch eingetroffene John-Renbourn-Group-CD nach erfolgreichem Auslesen auf dem Läppi einspielen wollte, war die Musikpartition schon voll. Dafür hatte die Systempartition nur einen kleinen Teil ihrer 15GB verbraucht. Typische Fehlkalkulation. Also flugs das System runtergefahren, von Live-CD neu gebootet (weil nur dann keine der Festplatten partitionen gemountet ist und ich alles ändern kann) und dann die Partitionen verlegt: /dev/sda1 (/ )schrumpft von 15 auf 8GM. /dev/sda5 (/home) rutscht nach links. /dev/sda6 (SWAP) rutscht nach links. /dev/dsa7 (/media/musik) wird auf 22GB ausgedehnt. Flugs noch die Warnhinweise weggedrückt und OK gegeben, und bald habe ich Platz noch und nöcher für meine Musik…
Und dann blieb mein Herz stehen. Die Königin der Backups hat kein Backup gemacht. Kein aktuelles, zumindest. Backups habe ich nach jedem fertigen Kapitel ins Forum, auf den USB-Stick und den anderen Rechner übertragen. Aber das fünfte Kapitel, 21 Seiten, 5.472 Wörter – noch nie gebackupt. Nicht mal jetzt, vor der hochriskanten Arbeit an den Partitionen, bei der theoretisch alle Daten verloren gehen können. Auch nie ausgedruckt. Alles rekonstruieren, und dann immer noch bis zum 29. November auf 50.000 Wörter kommen – nicht möglich. Datenverlust bedeutet das Aus für mich in diesem Nanowrimo, und vermutlich auch das Aus für Lichtland – mir sind früher schon andere Geschichten Opfer von Datenverlust geworden, bevor ich zur Königin der Backups mutierte, und diese Geschichten haben sich nie davon erholt und blieben, wenn überhaupt, als Fragmente zurück. Und jetzt das, so kurz vor dem Ziel.
Ich fluchte, ich betete, ich flehte. Wenn Dummheit weh täte, wär ich nur am Schreien. Aber das war ich auch so. Den Vorgang kann man nicht abbrechen, das gefährdet die Daten nur noch mehr. Ich mußte warten, bis der Rechner fertig war, und warten, und warten – das ist eine langwierige Sache.
Am Ende hatte ich blutende Fingerkuppen und gelobt, für den Rest meines Lebens nur noch Gutes zu tun, wenn denn nur… Und wie sagt man so schön: Das Glück ist mit die Doofen. Alle Daten sind mir erhalten geblieben. Nichts ist kaputt.
Aber für nächstes Mal wird mir das eine Lehre sein!