Was das Webdesign angeht, habe ich jahrelanges Gatekeeping betrieben: Nur dann zählt eine persönliche Webseite als persönliche Webseite, wenn sie auch per Hand geschrieben wurde – nicht in einem Webdesign-Baukasten zusammengesetzt, sondern als Quellcode Zeile für Zeile in einem Texteditor verfasst. Wo ich bei allem anderen auf Teamwork setze und darauf, sich auf das zu konzentrieren, was man kann, und Profis machen zu lassen, was die können, zum Beispiel Lektorate und Marketing, mussten Webseiten für mich komplett aus einer Hand kommen, durch und durch Handarbeit, nix von der Stange.
Und ich muss sagen, ich habe mich da auch wirklich reingefuchst. Meine ersten eigenen Webseiten, noch Ende der Neunziger entstanden, sahen so grausig aus, wie man Webseiten aus der Zeit zurecht in Erinnerung hat. Geschrieben nicht in einem Quellcodeeditor, noch nicht mal in einem Webdesignprogramm – ich hatte entdeckt, dass Microsoft Word, Version »Office 97«, Seiten als Webseiten exportieren konnte. Und wo sie schon von außen schlimm aussahen, war das nichts im Vergleich zu ihrem Quellcode, der jedes Coderhaar zu Berge stehen lässt.
Dass meine Webseiten nicht gut aussahen, das verstand ich. Dass sie außerdem keinen Inhalt hatten, war eine andere Sache – ich dachte, dass Webseiten auf Englisch zu sein hätten, weil das Internet ein internationaler Ort ist, und so große Mühe ich mir auch gab, meine Texte zu übersetzen, es dauerte einfach so extrem lange im Vergleich zum Schreiben auf Deutsch, dass ich bis auf wenige kurze Beispiele nicht viel zu bieten hatten.… Weiterlesen