Das Ende einer Ära II

Manchmal ändern sich Dinge. Das kann gut sein oder schlecht, und man muss nicht alles mitmachen. Aber manchmal kommt es vor, dass man sich gegen Dinge stemmt, die nicht aufzuhalten sind. Dann kann man den Kopf in den Sand stecken und so tun, als wäre nichts passiert, und einfach so weitermachen wie bisher, während sich der Rest der Welt weiterdreht. Das habe ich getan, dreizehn Jahre lang – aber irgendwann kommt der Moment, da knicke auch ich ein. Ich will eine professionelle Schriftstellerin sein. Und gibt es etwas Unprofessionelleres als Rechtschreibfehler? Daher ist mein Entschluss gefallen. Der Widerstand war toll, aber Regeln sind Regeln: Und so wechsle jetzt auch ich zur Neuen Deutschen Rechtschreibung.

Das ist ein Schritt, der mir schwerfällt, und das hat nicht nur mit Trotz zu tun. Ja, ich bleibe dabei, ich mag die Neuschreibung nicht. Ich halte sie für inkonsequent – wenn sie den Stengel zum Stängel machen mit der Begründung, immer nach dem Wortstamm zu gehen, und der ist ‚Stange‘, warum schreiben sie die Eltern dann nicht ebenfalls mit Ä, wo es doch von ‚alt‘ kommt? Aber vor allem hat es lange gedauert, bis ich überhaupt die Alte Rechtschreibung drauf hatte. Ich habe als Kind viel zu schnell lesen gelernt und denn Sinn eines Wortes erfasst, bevor ich mir das Schriftbild einprägen konnte.… Weiterlesen

Alles griechisch, oder was?

Auf der Gauklerinsel bahnen sich Probleme an. Geplant sind noch vier weitere Kapitel, Plot habe ich aber eigentlich nur für drei. Ich habe schon gestreckt, was zu strecken war, aber so kurz vor dem Ende muß das Buch an Fahrt gewinnen und nicht noch abbremsen. Was lesen Leser lieber – ein Buch, das streng durchorganisiert und strukturiert ist und sich genau an seine Abmessungen hält, daber aber gegen Ende hin künstlich aufgebläht und langweilig ist, oder ein Buch, dessen letzter Teil kürzer ist als die vorhergegangenen, aber dafür saftig und knackig? Keine Frage, der Leser will unterhalten werden, seine eigene Spannung ist ihm wichtiger als irgendwelche Formalien. Ich könnte also ganz einfach hingehen und sagen, kein Ding, dann hat der sechste Teil eben nur vier Kapitel statt fünf. Doch so einfach ist das nicht.

Ich bin ritualbessen, strukturfixiert, und suche in allem Muster und Symmetrie. Damit kann man leben, sogar wenn es ums Schreiben geht. Problematisch wurde es noch nicht einmal, als ich erkannte, wie sehr die Gauklerinsel in ihrem Aufbau der klassischen griechischen Tragödie ähnelt: Ein Prolog, dann, unterbrochen von Zwischenspielen, sechs Blöcke à fünf Kapitel, und am Schluß kommt ein Epilog. Wie schön symmetrisch! Wie schön strukturiert! Nicht, daß das irgend einem Leser mal auffallen würde, denn sowas interpretiert man nur in seine Schullektüren hinein, und dafür ist dieses Buch zu dick, aber trotzdem war es geeignet, mir ein Ansehen zu geben, wenn ich beläufig erwähne, daß die Gauklerinsel doch aufgebaut ist wie eine Drama mit Versen und Chori, und daß sie am Ende auf die Katastrophe hinsteuert, ganz wie es muß bei den Griechen…

Ehrlich, ich kann mit griechischen Tradödien nicht viel anfangen, was das betrifft.… Weiterlesen