Seit vielen Jahren werde ich nicht müde zu erklären, dass ich meine Bücher, auch wenn ich viele Geschichten mit queeren Hauptfiguren schreibe, nicht im Sortiment eines schwul/lesbischen Nischenverlags sehe, sondern damit einen Platz im allgemeinen Sortiment beanspruche. Womit ich den dediziert queeren Verlagen nicht ihre Existenzberechtigung absprechen möchte – aber ich habe ein Problem mit der Vorstellung, dass queere Stoffe in eine Art literarisches Reservat gehören und Hetero-Lesern alles, was nicht hetero ist, nicht zuzumuten ist. Ich möchte eine Normalität erreichen, im Alltag wie in der Literatur, und auch im Großverlag – ein bisschen Größenwahn muss erlaubt sein – über queere Stoffe schreiben dürfen.
In den letzten Jahren hat sich da vieles getan. Vor zehn Jahren hat mir noch das Lektorat eines Großverlags mit Nachdruck aufgetragen, dass das Happyend gefälligst zwischen der Protagonistin und einem Mann zu sein hat. Vor fünfzehn Jahren kam vom Lektor eines nicht ganz so großen Verlags der Kommentar, dass nicht beide Hauptfiguren schwul sein dürften – sie wären sich sonst zu ähnlich. Aber natürlich hätte man nichts gegen Schwule. Und im Zweifelsfall schiebt man den Schwarzen Peter dem Publikum zu, das ja einfach noch nicht so weit ist und solche Themen nicht akzeptiert, und natürlich will ein Verlag ein Buch, das am Ende niemand kauft, nicht machen.… Weiterlesen