Karussellpferdchen

Ich fühle mich mit meinen Tränenjägern gerade, als wäre ich auf der Kirmes. Eine Runde, und noch eine Runde, und die nächste Runde drehen wir rückwärts! Nun bin ich dran gewöhnt, dass ein Buch die eine oder andere Überarbeitungs- und Lektoratsrunde dreht, bis es meinen Qualitätsstandards und denen des Verlags entspricht – das »Gefälschte Siegel« habe ich dabei nahezu komplett neu geschrieben, und das »Gefälschte Land« musste nach der gründlichen Überarbeitung und Kürzung noch mal um achtzig weitere Seiten gekürzt werden, weil es einfach noch viel zu lang war – aber das sind Schritte, die kommen für mich sonst erst nach der Fertigstellung des Buches. Erstmal schreibe ich meine Rohfassung. Dann geht es ans Überarbeiten, Neuschreiben, Straffen.

Natürlich, manchmal überarbeite ich schon während des Schreibprozesses. Wenn ich merke, dass ich mich mit einer Szene verrannt habe, es nicht so funktioniert, wie ich mir das gedacht hatte, dann schmeiße ich das Szenenfragment in die Tonne, mache einen Schritt zurück und biege an der letzten Weggabelung anders ab, damit es besser funktioniert. Aber ich habe noch nie einen ganzen Handlungsbogen immer und immer wieder von vorne geschrieben. Und genau da bin ich gerade.

Mein Problem ist nicht, dass ich mit einer Szene nicht zufrieden bin, oder mit einem Kapitel – mein Problem ist meine Hauptfigur, Kell, die Küchenmagd mit den ritterlichen Ambitionen.… Weiterlesen

Die Welt im Wohnzimmer

Unterm Strich wünschen sich wohl alle Autoren das Gleiche: Sie wollen Erfolg, sie wollen Leser erfreuen, am besten auf der ganzen Welt. Nicht von ungefähr ist unser langjähriger Trinkspruch »Reich und berühmt!«, und auch wenn ich bis heute nicht behaupten kann, dass der Reichtum auch nur in die Nähe meines Hauses gekommen wäre, oder meines Kontos, bekomme ich gerade einen Vorgeschmack von internationalem Ruhm. Und er schmeckt anders als erwartet.

Ich weiß nicht, wie es meinem Verlag gelungen ist, meine allererste Auslandslizenz ausrechnet für den russischsprachigen Markt zu verkaufen. Als ich von meiner Agentin hörte, dass das Puppenzimmer nach Russland geht, habe ich das für einen Witz gehalten, und danach immer noch für einen Irrtum. Dass ausgerechnet ein Land, in dem jede Form positiver Erwähnung von Homosexualität gesetzlich verboten ist, ein Buch einkaufen sollte, in dem sämtliche Küsse zwischen Frauen ausgetauscht werden, konnte ich mir nicht vorstellen, und ich hatte schon einen Blogartikel darüber geplant, wie ich einmal beinahe den russischen Markt erobert hätte, bis die Verantwortlichen den Roman doch noch bis zum Ende gelesen und ihren Fehler bemerkten – aber stattdessen bekam ich die Kopie eines Vertrags, ich bekam einen Vorschuss, und schließlich bekam ich ein Paket mit fünf dicken Büchern.… Weiterlesen

Rezensieren, Reagieren

Wie ich schon mal früher geschrieben habe, gehöre ich zu den Autoren, die gerne Rezensionen ihrer Bücher lesen, und zwar alle Rezensionen. Ich freue mich über ein Lob, aber ich finde auch kritische Kommentare interessant. Und auch wenn es nicht im meinem Sinn ist, den Lesern nach dem Mund zu schreiben und meine Plots nach Mehrheitsenscheidungen zu stricken, denke ich, dass ein Autor aus Rezensionen eine Menge lernen kann, vor allem, was sich besser machen lässt. Wer pauschal sagt »Der Rezensent hat keine Ahnung!«, »Der versteht mich/mein Genie/Kunst/Nichtzutreffendes bittes streichen nicht«, »Der will mich doch nur schlechtmachen!«, macht es sich zu einfach. Das heißt nicht, dass wirklich jeder Kritiker immer und überall recht hat – aber wenn sich bestimmte Kritikpunkte häufen, sollte das einem Autor zu denken geben.

Als die ersten Rezensionen zum Puppenzimmer eintrudelten, war ich froh über den insgesamt sehr positiven Tenor – es war meine erste Veröffentlichung, meine ersten Rezis überhaupt, und ich hatte keine Ahnung, wie mein verquerer Stil beim Leser ankommen würde. Insofern war es eine positive Überraschung, dass meine Sprache durch die Bank gelobt wurde und sich niemand über meinen antiquierten Duktus oder die Bandwurmsätze aufgeregt hat. An Kritikpunkten kamen vor allem zwei Dinge: Das eine war, dass vielen Lesern der Schluss nicht gefiel.… Weiterlesen

Ultimatum – Ich kann nicht mehr

Ich kann einfach nicht mehr. Gestern mußte ich mich von einem Bekannten fragen lassen »Warum schreibst du nicht mal was, das die Leute lesen wollen?«. Das hat mir den Rest gegeben.

Als ich meinen Roman online gestellt habe, haben mich viele andere gewarnt – nicht nur, weil mir die Geschichte geklaut werden könnte, aber weil ich mir damit die Chance auf einer Verlagsveröffentlichung komplett verbaue. Verlage wollen keine Bücher, die schon komplett online verbreitet wurden. Aber das habe ich alles in den Wind geschlagen, ich wollte mein Buch sofort veröffentlicht sehen, und der direkte Kontakt zum Leser sollte alle Verluste wieder wettmachen; der Austausch, wie man ihn nur über eine Onlineveröffentlichung erreichen kann.

Es ist wahr, das Buch hat Leser, es wird auch regelmäßig heruntergeladen. Aber von den Lesern kommt nichts zurück. Sie fressen und fressen und fressen mein Buch, wie ein freies Buffet, und machen sich keine Gedanken über den Wirt. Die Bediungung für den Download ist, daß mir der Leser Feedback schickt, hinterher, vorher, egal. Aber was steht in den Mails, die ich bekomme? »Bitte Paßwort für Download«. Sonst nichts. Und auch hinterher nichts mehr. Ich schreibe gegen Wände, nur um meine Eitelkeit zu befriedigen.

Es hilft nichts. Nicht, daß ich ein Forum eingerichtet habe, in dem die Leser direkt zum Kapitel Stellung beziehen können, nichts, daß ich in jedem Newsletter meine 37 Abonnenten um Feedback bitte.… Weiterlesen

Ein Leser! Ein Leser! II

Es gibt doch noch schöne Momente im Leben. Heute war es die Google Blogsuche, die mich glücklich gemacht hat. Mein Suchstichwort war, wie so oft, Elomaran. Und diesmal wurde ich fündig, tatsächlich, in einem Blog, daß nicht ich selbst geschrieben habe: Nämlich in Kerimayas Livejournal, hier: http://kerimaya.livejournal.com/31076.html
Wie so oft, gibt es auch hinter diesem Text eine Geschichte. Ich bin nämlich Kerimaya einmal begegnet, auf einer Zugfahrt vor zweieinhalb Jahren. Es war nach der FilkContinental 2003, ich war todmüde und traurig, und dann traf ich Kerimaya. In meinem Conbericht liest sich das dann so:

Noch ein letzter Kontrollgang ins Zimmer. Ist auch nichts liegengeblieben? Plötzlich ist es so warm. Die Heizung bullert. Das ganze Wochenende über war sie kalt, kalt, kalt. Nun fahren wir ab, und sie schmeißen die Heizung an. Ein Unding.
Ich soll mich bei Sib melden, Sib fährt zum Bahnhof. Sage allen, die noch da sind, Lebwohl. Heulend, diesmal nicht vor Rührung. Erstaunlich, daß ich nach dieser Con noch Tränen übrighabe! Aber dann die Überraschung: Ich bin doch nicht die einzige, die nach Siegen muß. Da ist noch Kerimaya. Wer ist das? Die ganze Con über ist sie mir nicht aufgefallen. Kunststück, ist auch erst gestern gekommen. Aber egal.

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