Aus den Ohren, aus dem Sinn

Nicht weniger als zweihundertdreißig Seiten habe ich seit Anfang des Jahres für Falkenwinter zu Papier gebracht, und man sollte meinen, daß ich gut im Rennen bin und meinem Ziel, das Buch im Sommer fertig zu haben, einen Schritt näher. Aber auf einem ganz anderen Blatt steht das Vergnügen. Und bei allem Erfolg ist es damit im Moment nicht weit her. Die Kapitel, die ich zur Zeit schreibe, fühlen sich an, als wären sie nur Platzhalter für andere, bessere Texte, die ich irgendwann einmal schreiben werde. Die Luft ist halbwegst raus, und eigentlich bräuchte ich eine längere Pause, um Abstand von den Elomaran zu gewinnen, meinen Plot in Ruhe durchzuplanen und mein Herz wieder in die Sache zu stecken.

Aber einfach nichts schreiben, das kann ich mir nicht erlauben. Ich habe den T12 ins Leben gerufen, ich habe mich mit einem Ziel von 410.000 Wörtern verschrieben, und nicht nur weil ich mit gutem Vorbild vorangehen muß und mich mit Katharina »Elena« Stegen in erbittertem Kampf um die Wortzahlen befinde, muß ich am Ball bleiben. Denn ich ahne, sobald ich das einmal einreißen lasse, komme ich nie wieder in den Rhythmus rein. Also muß ich schreiben, schreiben, schreiben.

Bleibt also nur, etwas anderes zu schreiben.… Weiterlesen

Fünftes Kapitel: Ein Königreich für ein Schwert

Ich kann nicht behaupten, daß ich mich nicht auf dieses Kapitel gefreut habe. Es enthält die allererste Szene, die mir überhaupt für Falkenwinter eingefallen ist, und natürlich handelt es sich dabei um eine Schlüsselszene, vielleicht die wichtigste des ganzen Buches. Seit mindestens fünf Jahren hatte ich sie im Kopf und wollte sie endlich loswerden. Dazu noch ein Wiedersehen mit Gaven, der immer besonderen Spaß macht und die Schreiberei einfach… Wie es statt dessen abgelaufen ist, habe ich im letzten Blogeintrag geschildert, und besser geworden ist es danach nicht. Nun kann ich aber endlich vermelden, daß ich das fünfte Kapitel fertig habe.

Ob es mir am Ende gelungen ist, kann ich nicht sagen. Ich habe eine Abscheu gegen frischgeschriebenes und kann mich nicht gut dazu bringen, ein Kapitel direkt nach seiner Fertigstellung zu lesen, das muß erst einmal eine Weile sacken. Für die Rechtschreibkorrektur reicht es, unter Qualen, aber alle Detailarbeit kann erst später kommen, am besten dann, wenn das ganze Buch fertig vor mir liegt und ich die Möglichkeit habe, das ganze Bild zu betrachten. Früher war das anders, da habe ich jede Szene, die ich am Vorabend geschrieben habe, am anderen Morgen im Bus nochmal gelesen und am besten gleich noch zwei Freundinnen vorgeführt, aber das ist schon lange her, und obwohl ich nicht mehr jeden Satz dreimal durchkaue, finde ich, daß ich heute besser bin als damals.… Weiterlesen

Hin und Heer

Oh. Mein. Gott. Was habe ich mir nur angetan? Ich bin nicht für den Krieg geschaffen, auch nicht als Autorin. Jeden Tag habe ich Lust, die Brocken hinzuschmeißen – Falkenwinter macht mich fertig, und zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich mir nicht vorstellen, daß ich dieses Buch fertigstellen kann. Ich bin im fünften Kapitel, das ist das erste Kapitel, das ich für dieses Buch überhaupt im Kopf hatte und von dem ich annahm, es genau und durch und durch geplottet vor Augen zu haben. Es enthält den entscheidenden Wendepunkt in Varyns Leben, die Schlüsselszene schlechthin (und das im Wortsinn, aber wenn ich das jetzt erkläre, habe ich später einen Knalleffekt weniger), es ist so unglaublich wichtig, und von Anfang an war geplant, es aus Gavens Sicht zu schreiben, einer Perspektive, die immer funktioniert und die man einfach laufen zu lassen braucht – und es funktioniert nicht.

Ich habe etwas tun müssen, das ich in zehn Elomaran-Jahren noch nie getan habe, seit ich im März 2000 den Anfang des zweiten Kapitels von Engelsschatten zweimal angefangen habe. Aber diesmal geht es nicht um eine halbe Seite, oder um drei, sondern gleich zehn. Vom Kapitel Fünf gibt es zwei Versionen, A und B, und dauernd muß ich Text von der finalen Version in die Wegwerfversion schieben, und es wird immer noch nicht gut.… Weiterlesen

Viertes Kapitel: Kriegskunst für Anfänger

Während ich jetzt schon die dritte Woche in Folge das Bett hüte, kann ich noch nicht einmal eine gefährliche Seuche oder zumindest die Lungenpest vorweisen, sondern nur eine hartnäckige Bronchitis, die ich mir – nach dem Motto »Ach, ich muß ja nur den halben Tag arbeiten, das packe ich schon« übel verschleppt habe. Es soll mir eine Lehre sein, meine Gesundheit ernst zu nehmen. So aber pflege ich mein Fieber mit Kamillentee und schlafe die Hälfte der Zeit. Zum Schreiben komme ich zwischendurch, ohne auch nur das Bett verlassen zu müssen, trotzdem hat es jetzt etwas länger gedauert, bis das vierte Kapitel fertiggeworden ist. Das nächste vierte Kapitel, heißt das. Das aus Falkenwinter.

Ich habe es »Kriegskunst für Anfänger« genannt – der Anfänger ist in dem Fall aber nicht wie impliziert Hauptmann Mendrion, sondern ich selbst. Szene für Szene ist Christoph geduldig mit mir durchgegangen, hat meine Einwände – »Aber das spielt doch nicht in unserer Welt! Du kannst doch nicht davon ausgehen, daß Kriege in jeder Welt gleich verlaufen!« – mit liebevoller Beharrlichkeit widerlegt, mein Heerlager eingerichtet und meinem Hauptmann einen Tagesablauf verpaßt. Weiterhin fluche ich über die Idee, unbedingt einen Krieg einbauen zu müssen, und trotz, oder dank, aller Hilfestellung fühlt sich mein Buch fremd an, und ich will wieder in der Lage sein, meine Szenen selbst zu gestalten, ohne jedesmal zu meinem Freund rennen zu müssen.… Weiterlesen

Engel vs. Vampire

Ich will ja eigentlich nichts über die Marktchancen der Elomaran schreiben. Das ist eine Sache, die ich nicht in der Hand habe – ich könnte wiederholen, was meine Agenten zu dem Thema sagen, aber das will ich nicht, abgesehen davon, daß ich keine Interna ausplaudern darf. Aus dem gleichen Grund schreibe ich auch nichts über die Verlagsreaktionen, die es bislang gab – sie haben mich erfreut, aber jetzt ins Detail zu gehen, bringt bestimmt Unglück. Wenn es etwas wirklich offiziell Positives zu berichten gibt, werde ich das erzählen, versprochen.

Auch über den Buchmarkt schreibe ich normalerweise nichts – ich arbeite nicht mehr als Buchhändlerin und bin nicht mehr gezwungen, mich mit Bestsellern auseinanderzusetzen, und mit dem Mainstream habe ich es noch nie gehabt, weder als Leserin noch als Autorin. Ich schreibe nicht, um Trends zu bedienen; ich schreibe, was ich will und wie ich es will, mein Herz steckt drin, und tatsächlich wundere ich mich oft über Leser, die sich in meinen Geschichten wiederfinden, weil ich aus schlechten Erfahrungen aus meiner Jugend immer denke, ich bin allein auf weiter Flur. Um so mehr habe ich mich seinerzeit über die Agenturanfrage gewundert, wähnte ich selbst die Geschichte doch eher unverkäuflich und an ein Nischenpublikum gerichtet.… Weiterlesen

Viertes Kapitel: Diesseits der Stille

Nachdem ich in den vergangen drei Wochen das erste, zweite und dritte Kapitel von Falkenwinter geschrieben und hochgeladen habe, präsentiere ich euch jetzt das vierte Kapitel. Von Zornesbraut. Wie bereits angekündigt, habe ich eine Durststrecke im Vierten Buch mit Arbeit am Fünften ausgeglichen, mit dem Ergebnis, daß jetzt Zornesbraut wieder ein paar Seiten weiter vorne liegt. Das wird sich aber schnell ändern, denn schon geht es mit Varyn weiter, während ich für Alexander erst den Plot noch gründlich auseinandersortien muß, ich weiß nämlich nicht, was nach diesem Kapitel jetzt als nächstes kommt. Da ich aber gerade wieder das Bett hüten muß – und nachdem ich fast den ganzen Tag geschlafen habe, ausgerechnet jetzt wieder munter werde… – komme ich bestimmt noch dazu, mir ganz viele Gedanken zu machen.

Das neue Kapitel, auf dessen Titel ich über alle Maßen stolz bin, war jedenfalls schon lange geplant, und es bringt den Gesamtplot einen Schritt weiter durch das Auftreten einer alten Bekannten. Lyda hat mir verziehen, daß ich mal versucht habe, sie zur weiblichen Hauptfigur aufzubauen, und hat alle vierzig Seiten lang so gut mitgespielt, daß ich schneller mit dem Kapitel fertig geworden bin als mit irgend einem anderen von Alexanders Seite seit vielen, vielen Jahren.… Weiterlesen

Krieg und Frieden

Mehrere Tage habe ich mit einer viralen Bronchitis darniedergelegen, jetzt komme langsam wieder auf die Beine – huste nicht mehr, aber das Fieber geht nicht richtig runter. Zum Glück kann ich mit dem Laptop im Bett liegen und zwischzendurch ein bißchen arbeiten, wenn ich nicht gerade schlafe – was leider zuletzt die größten Teile des Tages eingenommen hat, mit dem Ergebnis, daß ich dafür mitten in der Nacht plötzlich hellwach bin. Gut, wengistens laufen dann auch die olympischen Spiele, langweilen muß ich mich also nicht, aber eigentlich habe ich vor, am Montag wieder zur Arbeit zu gehen. Nur ohne Fieber, versteht sich, aber wenn ich Nachts wache und Tags schlafe, wird das so oder so schwierig.

Mit den richtig komplizierten Dingen kann ich mich aber auch beim Schreiben nicht beschäftigen. Richtig kompliziert, das ist Mendrions Krieg: Ich bin Pazifist und habe wenig Zeit in meinem Leben damit verbracht, die Geschichte des Kriegs zu studieren, und wie oft habe ich schon verflucht, daß ich mit Falkenwinter ein ganzes Buch über den Krieg schreibe! Mein Freund hilft mir – er hat zwar auch den Kriegsdienst verweigert, aber trotzdem kennt er sich mit den Dingen aus. Weite Teile des Buches hat er mit mir zusammen geplottet, aber im Moment muß ich mit jeder Szene, die ich schreiben will, erst zu ihm und mir genau erklären lassen, wie sie abzulaufen hat: Ich fühle mich ziemlich dämlich und unkreativ dabei, aber lieber ein glaubwürdiger Krieg als ein kreativer…

Nur fehlt mir gerade der Kopf dafür.… Weiterlesen