Seit dem ersten Oktober ist es soweit: Ich bin ganz offiziell keine arbeitslose Bibliothekarin mehr, sondern Freiberufler. Alternativ kann ich mich auch als »Familienmitversichterte Ehefrau« beschreiben und die Berufsbezeichnung Hausfrau wählen, aber das würde weder mir, noch meinem Haushalt gerecht werden. Das letzte Jahr über, seit mein Arbeitsvertrag nicht verlängert worden ist, habe ich vor allem eines getan: Geschrieben, geschrieben, geschrieben. Ich hatte vor, mich als Autorin selbständig zu machen, also habe ich einfach so getan, als ob ich schon eine selbständige Autorin wäre, mit dem entsprechenden Arbeitspensum und der nötigen Disziplin. Dass ich damit kein Geld verdient habe, ist jetzt nicht so wild – auch als Schriftstellerin mit Buchvertrag wird man selten reich, und ich darf nicht vergessen zu erwähnen, dass ich ohne meinen lieben Mann diesen Entschluss sicher nicht so hätte treffen können. Aber er steht hinter mir, hat mich das ganze Jahr über klaglos ausgehalten, und jetzt, wo es akut wird und das Arbeitslosengeld ausgelaufen ist, zahlt es sich endlich aus.
Ich habe schon alle Formulare ausgedruckt und gebe sie morgen in die Post, um mich beim Finanzamt ganz offiziell freiberuflich zu melden. Das Schöne am Schriftstellersein ist, dass man dafür keinen Gewerbeschein braucht, aber natürlich braucht man eine Steuernummer und in meinem Fall, das ich Mehrwertsteuer abführen will, auch eine Umsatzsteueridentnummer.… Weiterlesen