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Was zu erzählen

Es ist nicht lange her, da bin ich von meinem Jahresziel von 500.000 Wörtern auf 400.000 runtergegangen. Bedingt durch meine veränderte Lebenssituation schreibe ich aber jetzt zumindest inoffiziell wieder an der halben Million – mein Ziel für den August, dank Camp Nanowrimo, sind 50.000 Wörter, und ich liege gut im Rennen, habe mir sogar schon anderthalb Tage Vorsprung rausgeschrieben. Jetzt habe ich noch eine Woche zu arbeiten, dann kommt mein Resturlaub, und ich werde zusehen, dass ich diese Ziel auch für die restlichen Monate des Jahres schaffe. An einem soll es jedenfalls nicht scheitern: Ich habe genug Geschichten, an denen ich arbeiten kann. Mich entsetzen immer die Autoren, die genau ein Werk haben, das dann jahre- bis jahrezehntelang überarbeitet wird, auf das sie ihre ganzen Hoffnungen setzen, und wenn sie keinen Agentur- oder Verlagsvertrag für dieses eine Werk bekommen, geht für sie die Welt unter. Dabei würde ich weder als Agentur noch als Verlag einen Autor an Bord nehmen wollen, der verspricht, ein One-Hit-Wonder zu werden.

Bei mir ist es gerade umgekehrt. Selbst wenn ich jetzt bis zum Jahresende noch jeden Monat im Nano-Format schreibe, werde ich trotzdem nicht alles schaffen, was ich mir für 2011 vorgenommen habe. Der Plan sieht gegenwärtig ungefähr so aus: Ich schreinbe Das Haus der Puppen fertig – da stehe ich nach meiner Berechnung gerade bei der Hälfte, und ich denke, ich brauche noch mindestens den halben September, um es zu einem Ende zu bringen, wenn ich mit einer Gesamtlänge von um die 400 Normseiten rechne.… Weiterlesen

Fünf Fragen

Romy Wolf hat mir ein Stöckchen zugeworfen, dem ich nicht widerstehen konnte. Sie hat in ihrem Blog fünf Fragen von Tanja Rast beantwortet und angeboten, jedem der »Hier« schreit auch fünf Fragen zu stellen. Es sind also nicht jedesmal die gleichen fünf Fragen, sonder individuelle, und wer bei mir laut genug »Hier!« schreit, für den werde auch ich mir fünf großartige, wundervolle, bohrende Fragen ausdenken. Hier sind die Fragen, die ich gewonnen habe:

1. Welches ist die beste Figur, die du je geschrieben hast?

Das wechselt natürlich von Zeit zu Zeit und ist meistens eine Figur, mit der ich gerade arbeite. Ich denke, sowohl Kevron als auch Tymur aus meiner Fälscher-Trilogie sind mir sehr gut geraten, ebenso verschiedene Figuren aus den Chroniken der Elomaran – Alexander und Jurik. Aus der Gauklerinsel möchte ich fast jeden nominieren. Aber wenn ich mich für einen einzigen entscheiden muss, wähle ich Shen aus Lichtland. Er ist so rätselhaft, dass er mir seine Geschichte lange selbst nicht verraten wollte, und als ich sie dann erfahren habe, war sie so traurig und komplex, dass sie im Buch eigentlich gar keinen Platz hat. Außerdem war er der erste eigene Charakter, in den ich mich ernsthaft verliebt habe – sonst passiert mir sowas nur mit Figuren anderer Autoren.… Weiterlesen

Lustig ist das Lager-Leben

Als Kind war ich immer ein großer Freund von Sommer- und Zeltlagern. Als Siebenjährige war ich zu Pfingsten in einem Friedenscamp und lernte, Handpuppen zu nähen, mit zehn verbrachte ich mit meiner Schwester zehn Tage in einem Hüttendorf in den Niederlanden, wo meine Schwester sich Kopfläuse anfing und ich mir Gesicht und Hände verbrühte, als ich eine blecherne Zweiliterkanne heißen Tees quer durch das Lager tragen musste, und mit dreizehn und vierzehn fuhr ich mit dem Jugendrotkreuz in die Eifel, um meine Eltern wenig zu begeistern mit der Postkarte »Ich habe mir den Fuß verstaucht, aber der Gips ist schon wieder ab« – sie hätten das doch gerne etwas früher erfahren, zum Beispiel von der Lagerleitung. Aber egal, ich war begeistert. Als ein Kind, das virtuell keine Freunde hatte, war es für mich etwas Tolles, mit einem Haufen Wildfremder zusammengewürfelt zu werden und ohne Vorurteile und böse Gerüchte quasi bei Null anzufangen. Die Zufallsgemeinschaften in der Hütte oder im Zelt entwickelten natürlich schnell eine Sozialstruktur und Hierarchie, in der ich längst nicht immer oben stand, aber selbst wenn es schrecklich wurde, das zweite gute an diesen Lagern war ja, nach zwei Wochen spätestens waren sie durchgestanden.

Und heute, als Erwachsene, habe ich mich wieder in einem Lager interniert.… Weiterlesen

Die besten Leser der Welt

Fünf Jahre ist es jetzt her, da setzte ich im Blog der Elomaran einen Post ab, der an Wehleidigkeit und Selbstmitleid seinesgleichen suchte. Ich war es leid, für die leere Luft zu schreiben und niemals irgendwelches Feedback zu bekommen, auch wenn regelmäßig Menschen die gesammelten Chroniken herunterluden. Und weil ich, wie so viele Autoren, doch mehr als nur ein bisschen egoman bin, wollte ich auch das Gefühl haben, dass es Leser gibt, die mich toll finden. Heute hätte ich so einen Post nicht mehr nötig. Heute habe ich die tollsten Leser der Welt. Zugegeben, ich mache es ihnen auch einfacher. Wer nur einmal im Monat, wenn überhaupt, ein neues Kapitel zu lesen bekommt, der ist längst nicht so angefixt wie jemand, der im Wochenrhythmus mit neuem Material versorgt wird. Aber umgekehrt sind es diese Leser, die mich dazu bringen, dass mir die Geschichte förmlich aus den Händen fließt.

Als ich aufgerufen habe, dass ich Betaleser suche für das Haus der Puppen, treue Paten, die sich nicht an Rechtschreibung oder Formulierungen aufhängen, sondern mir immer nur kurz mitteilen, ob ein Kapitel ihnen gefallen hat und wenn ja oder nein, warum. Allein die Resonnanz darauf war so überwältigend, dass das schon mal für ein weiteres Kapitel gereicht hat.… Weiterlesen

Sonstige Aussichten: Neblig

Sehr gefasst habe ich heute meinen Resturlaub eingereicht, und als ich meine Abenddienst-Termine ab September abgesagt habe, musste ich doch einmal kräftig schlucken, aber so ist es nun: Meine Stelle wird nicht verlängert. Während meine Kolleginnen immer betont haben, dass ich mir da keine Sorgen zu machen brauche, war ich doch immer eher skeptisch. Meine Kolleginnen sind Beamte, die haben nichts zu befürchten, auch wenn die eine von ihnen seit Anfang dieses Jahres öfter krankgeschrieben als auf der Arbeit war – das soll nicht gehässig klingen, ich will um nichts in der Welt mit ihr und ihrem kaputten Rücken tauschen, aber spätestens seit ich fast den ganzen Dezember wegen einer Psychose krankgeschrieben war, habe ich geahnt, dass so etwas auf mich zukommen würde. Meine Chefin, die Bibliotheksdirektorin, hatte auch schon meinem Dezernenten gegenüber geäußert, dass mein Krankenstand zu hoch ist, Warnsignale gab es viele, also: Mein letzter Arbeitstag ist der 25. August, dann folgen vier Wochen Resturlaub, und dann, ab dem 1. Oktober, bin ich offiziell arbeitslos. Mal wieder.

Irgendwie bin ich verflucht, keine Stelle halten zu können. Nach meiner Ausbildung bin ich nicht übernommen worden – drei Wochen später hat der Laden eine Stelle ausgeschrieben. Die nächste Stelle war eine Probezeitkündigung, der Arbeitgeber drauf ist in die Insolvenz gegangen, es folgten eine Jahresvertrag und noch eine Probezeitkündigung, und dazwischen immer wieder Arbeitslosigkeit, die letzte hat zweieinhalb Jahre gedauert.… Weiterlesen

Bis in die Puppen

Einige Wochen habe ich vergnügt am Gefälschten Herz gearbeitet, bis ich das Ende meines Plots erreicht hatte (woher kennen wir das nur?). Dann habe ich zwei Kapitel für Zornesbraut geschrieben, das dritte/fünfte Buch der Chroniken der Elomaran. Und schon liegt beides wieder auf Halde, und ich habe mich endlich einem Herzensprojekt zugewandt: Dem Haus der Puppen. Die Idee dazu ist bald ein Jahr alt, sie kam mir letzten August auf einer Busfahrt von der Arbeit nach Hause – manchmal staune ich über mich selbst, zu welchen kreativen Höhenflügen ich nach Feierabend noch fähig bin, wenn ich eigentlich völlig erschöpft bin und mich nur nach heißem Tee und einem Bett sehne. Im Februar 2000 habe ich auf dem Heimweg angefangen, die Elomaran zu schreiben, und letztes Jahr waren es eben die Puppen.

Schreiben wollte ich das Buch ursprünglich schon im letzten Nanowrimo – aber als ich zwei Wochen vor dem Start immer noch nicht mehr Plot hatte als an jenem Augustnachmittag, habe ich es kurzfristig wieder auf Eis gelegt, in Null-Komma-Nix Geigenzauber aus dem Boden gestampft, geplottet und geschrieben, und auch wenn meine Puppen mir immer wie ein tolles Buch erschienen, wußte ich nicht, ob ich das jemals schreiben kann.… Weiterlesen

Varyn – eine Rand-Erscheinung?

Ich hab ihn ja herzlich gern, den Varyn. Er ist ein schmucker Bursche und kann als männliches Size-Zero-Model über den Laufsteg flanieren, aber er hat mehr zu bieten als nur ein gutes Aussehen und ein paar Pfund zu wenig auf den Rippen. Er ist ein ausgefeilter Charakter, auf den ich stolz bin, auch wenn er manchmal ein bisschen zu extrem geraten ist – muss er denn wirklich essgestört sein und an Wahnvorstellungen leiden und ein Alkoholproblem haben? Darüber lässt sich sicher streiten. Meine Sorge bei Varyn sind anderer Natur: Ich habe Angst, dass er einem anderen literarischen Charakter zu sehr ähneln könnte – und dieser andere Charakter stammt nicht von mir.

Ich würde mich daher sehr freuen, mal ein Feedback zu Dämmervogel und Falkenwinter zu bekommen von jemandem, der mit Robert Jordans Wheel of Time-Zyklus vertraut ist. Ja, ich weiß, ich reite dauernd auf Jordan rum, weil er gestorben ist, bevor er sein Epos abschließen konnte und so, aber der Hauptgrund ist, das dies der letzte große Fantasyzyklus ist, den ich gelesen habe, zumindest bis mir nach Buch Sieben die Bücher ausgingen und man jahrelang auf den nächsten Band warten musste. Seit ca. 1999/2000 habe ich also selbst nichts mehr davon gelesen, aber mein Freund hat sich bestimmt dreimal durch alle erschienenen Bände gearbeitet und ist auch auf dem aktuellen Stand – ja, das wurmt, wenn der eigene Freund lieber dreimal (!)… Weiterlesen