Zehn lange Jahre

Heute gab es ein Stück Kuchen für mich, auch wenn das noch von einem gemütlichen Abend am Dienstag übrig geblieben ist, und die Gäste kommen auch erst am Samstag: Aber heute konnte ich den zehnten Geburtstag der Elomaran feiern. Wirklich. Es sind zehn Jahre. Und anders als sonst üblich fühle ich mich angesichts dieser Tatsache kein bißchen alt. Es waren zehn gute Jahre. Ich habe fünfmal eine neue Arbeitsstelle angetreten und die letzte davon sogar behalten, ich habe fünf Romane fertiggestellt, drei davon aus den Chroniken der Elomaran, ich habe einen höchst erfolgreichen Autorenkreis gegründet, eine CD aufgenommen, im Fernsehen mitgespielt und fürs Fernsehen geschrieben, das Stranden eines Hörspielprojekts miterlebt und einen tollen Agenten gefunden. Es waren zehn gute Jahre, und die nächsten zehn werden noch besser.

Um die Zahlenmystik noch ein bißchen weiterzutreiben: Dies ist der einhundertste Eintrag in diesem Blog, an dem ich immerhin auch schon seit vier Jahren arbeite. Und heute habe ich die einhundertste Seite an Falkenwinter geschrieben – seit Anfang des Jahres, wohlgemerkt. Insgesamt ist das vierte Buch mit einer Gesamtlänge von 165 Normseiten jetzt endlich länger als das fünfte, und nachdem ich gestern bis tief in die Nacht mit Christoph an meinem Krieg geplottet habe, stehen jetzt auch erstmal die nächsten fünf, sechs Kapitel im Kopf und müssen nur noch geschrieben werden – es sieht also aus, als könne ich mein Wort halten.… Weiterlesen

Drittes Kapitel: Der schönste Tag des Lebens

Kein neuer Geschwindigkeitsrekord diesmal, aber ich denke nicht, daß ich mich entschuldigen muß, wenn ich für ein Kapitel nicht sieben, sondern neun Tage gebraucht habe. Vor allem, wenn das neue Kapitel nochmal zehn Seiten länger ist als das alte. Nur einen Titel mußte ich mir kurzfristig aus den Rippen leihern; in Anbetracht, daß ich im erweiterten Rheinland lebe und meine Heimatstadt sich für eine Karnevalshochburg hält, habe ich mich für »Der schönste Tag des Lebens« entschieden – die Anspielung muß niemand verstehen, der nicht den legendären Sketch »Dreigestirn-Schulung« aus der Kölner Stunksitzung kennt. Wertneutral hätte ich ihn auch »Der schönste Tag der Leber« nennen können – und auch wenn das jetzt wieder gut zu Karneval paßt, bezieht es sich diesmal auf den armen Dannen. Und der erlebt mit seiner Hochzeit mitnichten einen schönen Tag. Wie auch – er ist schließlich Dannen!

In diesem Kapitel werden sehr viele Eide geschworen, doch darin habe ich ja Übung, seit ich in einem der allerersten Einträge dieses Blogs vor inzwischen gut vier Jahren Varyn einen Eid leisten ließ. Aber daß geheiratet wird, das ist neu. Nicht, daß noch nie einer meiner Charaktere verheiratet war – schon Felder aus »Eine Flöte aus Eis« hatte eine, zugegeben sehr junge, Frau.… Weiterlesen

Zombies sind die neuen Engel!

Nein, ich habe das Erste Buch nicht in Zombieschatten umbenannt. Und aus den Engelsgeborenen werden auch keine Zombiegeborenen. Aber während Christoph Plants vs. Zombies spielt und der halbe Tintenzirkel für Zombies schwärmt, habe ich nun auch einen in den Elomaran-Chroniken. Ihr kennt ihn. Er heißt Varyn. Varyn war noch nie ein pflegeleichter Charakter. Schon früher hat er durch mangelnden Lebenswillen geglänzt, aber jetzt, wo er sich den Tod seiner ganzen Familie zulasten legt, ist wirklich gar nichts mehr mit ihm anzufangen. Mitglieder der königlichen Familie haben ihn aus seinem Tal verschleppt? Ach, das interessiert doch nicht. Sie unterstellen ihm, er könnte ein feindlicher Spion sein? Was soll’s. Sie haben Angst, daß er die Macht an sich reißt und ihr Haus umstürzt und stecken ihn darum lieber in den Kerker als in ein Gästezimmer? Ja und – Wirklich, mit Varyn ist nicht mehr viel los.

So desinteressiert ist er an allem, was um ihn herum vorgeht, daß ich jetzt gezwungen bin, ein für die Mitte des Buches geplantes Plotelement vorzuziehen – denn wenn ich Varyn jetzt nicht mit Gewalt dazu bringe, der Geschichte um ihn herum irgend eine Aufmerksamkeit entgegenzubringen, kann ich mein Buch vergessen. Also bekommt Varyn jetzt, und nicht erst in hundert Seiten, Besuch vom Dämmervogel.… Weiterlesen

Erstes Kapitel: Vorübergehend Verwitwet

Nur drei Tage, nachdem ich verkündet habe, die Geschichte jetzt direkt am PC zu schreiben und nicht mehr per Hand in geheiligte Collegeblöcke, trägt der gute Vorsatz schon die ersten Früchte. Jeder der drei Tage war erfolgreich, und insgesamt sind so achtzehn Seiten zusammengekommen (wobei Seite in diesem Fall eine Normseite von dreißig Zeilen à 60 Anschlägen bedeutet und auch zukünftig nur noch in dieser Bedeutung verwendet werden soll), mit denen ich endlich das erste Kapitel von Falkenwinter fertiggeschrieben habe.

Es war ein Kapitel, das mich vor ungeahnte Anforderungen gestellt hat: So mußte ich mir eingestehen, daß ich mich zwar in die verschiedendsten Männer hineindenken kann, nicht ohne weiteres jedoch in eine schwangere Frau. Was sollte ich tun? Ich habe fürs erste darauf verzichtet, mich schwängern zu lassen, aber im wahrsten Sinne des Wortes auf meinen Bauch gehört. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob mir die Darstellung und Gefühlswelt Hanas gelungen ist, oder ob ich für die Zukunft die schwangeren Frauen den schreibenden Müttern überlassen sollte. Es hat jedenfalls dazu geführt, daß ich mich mit dem Kapitel nicht so ganz wohl fühle.

Aber jetzt geht es endlich mit Varyn weiter, der ist keine Frau und nicht schwanger und hat einen Dachschaden und sollte mir darum beim Schreiben so einfach fallen wie nur was.… Weiterlesen

Das Ende einer Ära

Ich habe lange mit mir gerungen. Wenn es nach mir ginge, müßten alle Dinge so bleiben, wie sie sind, und so ablaufen, wie sie es immer getan haben, zumindest in meinem Umfeld. Ich bin nicht autistisch, aber zumindest ritualfixiert. Mit Änderungen tue ich mich schwer, aber manchmal muß es einfach sein. Vor allem dann, wenn es so, wie es war, nicht mehr weitergeht.

Die ersten Umstellungen habe ich offenbar noch ganz gut hinbekommen – Anfangs habe ich meine Romane in Schulhefte geschrieben, dann in schwarze Chinakladden mit roten Ecken, und ab der Oberstufe, also ca. 1991, dann in Collegeblöcke. Und Collegeblöcke blieben es dann auch. Der Grund dafür war praktisch: Ich habe viel in der Schule geschrieben und während Univorlesungen, und da ich während meiner Zeit in Köln weder Führerschein noch Auto besaß, sind viele Seiten auch in Straßenbahnen entstanden und in Nah- und Fernverkehrszügen. Ich hatte zwar irgendwann einen Computer, so ab 1995, aber zumindest für alles, wobei ich mich außerhalb des Hauses befang, kam ich um meine Collegeblöcke nicht herum.

Während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin hatte ich schier unbegrenzten Zugriff auf Collegeblöcke mit Werbeaufdruck für meinen Laden. Das war mein Glück, und mein Verhängnis. Denn als ich im Februar 2000 in einer Straßenbahn spontan mit der Arbeit an Engelsschatten anfing, nahm ich zuhause einen nagelneuen Block und übertrug die Seiten dorthinein, statt sie wie ein normaler Mensch am PC abzutippen.… Weiterlesen

Wörter und Kraniche

Noch vor einer guten Woche habe ich einen Charakter sterben lassen und mich im Forum darüber ausgeheult, wie wirklich sich so etwas doch anfühlt und wie sehr es zu Herzen geht. Noch vor drei Tagen war es meine größte Sorge, daß mir der Plot ausgehen könnte. Und jetzt, nur ein paar Tage später, haben sich alle Prioritäten verschoben und hat die Wirklichkeit das Autorenleben eingeholt. Ein Mitglied des Tintenzirkelforums, ein Mitglied unseres T12-Teams, ist verstorben. In echt, und für immer, und für uns alle völlig unerwartet.

Sie hatte viele Namen – im Tintenzirkel hieß sie erst Lavina, später Christy. Gestorben ist ist sie aber unter ihrem richtigen Namen, Yasmine. Im Mai 2009 ist sie zu uns gestoßen, hat uns ihre Bewerbung geschickt, uns gefallen, und schnell Anschluß im Forum gefunden. In der Elterngruppe war sie aktiv, sie hatte zwei kleine Kinder, und in den regelmäßigen Brainstormingsitzungen war sie mit ihren guten Einfällen ein gerngesehener Teilnehmer. Sie war immer freundlich, immer lieb, und als sie sich Anfang Januar verabschiedete, um sich einer Operation zu unterziehen, haben wir ihr alles Gute gewünscht, und manche haben noch versucht, ihr die Angst vor der Operation zu nehmen, durch gutes Zureden und die eigenen positiven Erfahrungen.… Weiterlesen

Just a little bit of history repeating …

Eigentlich ist es der Running-Gag schon seit Nano-Zeiten. Am 10. November verkündete ich im internen Wortzahlen-Thread: »Der letzte Plot wird verheizt!«. Seitdem habe ich an meinem derzeitigen Vergüngungswerk, der »Gauklerinsel«, knapp hunderttausend Wörter geschrieben, schätzungsweise 400 Seiten, und im Tagesrhythmus habe ich verkündet: »Der Plot ist alle!« – es grenzt an ein Wunder. Tatsächlich habe ich es immer wieder fertiggebracht, mir zumindest die nächste Szene auszudenken, und dann die nächste, und die nächste, und mich daran entlanggehangelt, ohne jemals wirklich ins Straucheln zu geraten.

Und heute ging es mir wieder so: Gestern mußte ich noch eine Nullrunde einlegen – ich kann sie mir leisten, habe einen zwei-Tages-Vorsprung vor dem Monatsziel – vordergründig, weil ich ausgerechnet an meinem freien Tag Abenddienst in der Bibliothek schieben mußte, in Wahrheit aber, weil ich keine Ahnung hatte, was ich schreiben sollte. Jeden Tag sagt mir mein Plot »Bis hierher und nicht weiter« – erst war ich am Ende, nachdem ich Roashan in die Zitadelle verschleppt hatte, dann gingen nochmal 130 Seiten damit drauf, daß sein toter Kumpel Shaun alles in Bewegung setzt, ihn wiederzufinden, und am Ende selbst in der Zitadelle landet, und dann war ich doch an dem Punkt angekommen, wo ich mir eingestehen mußte, daß ich mit dem Plot am Ende bin.… Weiterlesen