Falsch, Fälscher, Richtig

Auf ein Jahresziel von fünfhunderttausend Wörtern hinzuschreiben ist eine ganz schöne Bürde. Will man nicht in den roten Bereich rutschen, muß man versuchen, wirklich jeden Tag zu schreiben, und das heißt, wenn es an der einen Geschichte gerade beim besten Willen nicht weitergeht, dann muß eben eine andere dafür herhalten. Und so ist es mir nun ergangen – wo die Gauklerinsel gerade in ihren drei letzten Kapiteln klemmt und hakt und mir alles andere als leicht von der Hand geht und der Koboldsköder im Mittelteil schwächelt, muß ein anderes Werk die literarischen Brötchen auf den Tisch bringen – und so bin ich wieder beim Gefälschten Siegel gelandet.

Das hat eigentlich seit August geruht, weil ich den Plot erst noch aufdröseln wollte und das Gefühl hatte, die Handlung käme zu langsam voran – aber nun habe ich mir ein Handexemplar ausgedruckt und, nachdem ich es innerhalb eines halben Tages verschlungen habe und mich ganz begeistert von meinem eigenen Genie in Geschichte und Figuren neu verliebt habe, muß ich sagen, das Erzähltempo gefällt mir eigentlich so. Die Geschichte hetzt sich nicht, das ist wahr, aber sie kleidet sich in das dünne Mäntelchen der klassischen Fantasy, Heldenreise inklusive, und bei so einer Queste darf man ruhig auch erzählen, was unterwegs passiert, und muß nicht alles zwischen Punkt A und Punkt B abkürzen.… Weiterlesen

Die Kinder des Hauses Otrempa

Es gibt Neues von meinem Projekt Wolken Schatten Spiegel Zeit, angefangen damit, daß es jetzt nicht mehr so heißt, sondern Die Kinder des Hauses Otrempa. Womit die Hauptfigur zum drittem Mal ihren Namen geändert hat und jetzt Kierom Otrempa heißt, noch, denn vielleicht werde ich den Hausnamen auch noch in ‚Otrampi‘ ändern, mal sehen, was mir auf die Dauer besser gefällt. Aber nur wegen Namen und Arbeitstitel würde ich noch keinen Blogpost verschwenden: Ich habe auch Plot zu vermelden. Oder besser: Setting. Wenn ich bedenke, daß Geigenzauber zehn Wochen nach der ersten Idee schon fertiggeschrieben war, hänge ich hier natürlich in der Entwicklung stark zurück. Aber man soll nicht alles vom Zaun brechen. Dieses Buch will langsam wachsen. Und das tut es.

Die Geschichte wird futuristisch. Kein Science-Fiction, sondern Fantasy, aber in einem futuristischen Setting. Man stelle sich so etwas wie Pekings Verbotene Stadt vor, nur in der Zukunft. So genau kann man das nicht sagen, weil es nicht in unserer Welt spielt, sondern in einer phantastischen, in der es Magie gibt, und dann läuft Entwicklung nie linear. Es ist jedenfalls eine Welt, in der man Magie nicht mehr unbedingt braucht und Könige erst Recht nicht – was die Magier nicht davon abhält, ihr eigenes Süppchen zu kochen und zu versuchen, alle Fäden in der Hand zu halten.… Weiterlesen

Alles griechisch, oder was?

Auf der Gauklerinsel bahnen sich Probleme an. Geplant sind noch vier weitere Kapitel, Plot habe ich aber eigentlich nur für drei. Ich habe schon gestreckt, was zu strecken war, aber so kurz vor dem Ende muß das Buch an Fahrt gewinnen und nicht noch abbremsen. Was lesen Leser lieber – ein Buch, das streng durchorganisiert und strukturiert ist und sich genau an seine Abmessungen hält, daber aber gegen Ende hin künstlich aufgebläht und langweilig ist, oder ein Buch, dessen letzter Teil kürzer ist als die vorhergegangenen, aber dafür saftig und knackig? Keine Frage, der Leser will unterhalten werden, seine eigene Spannung ist ihm wichtiger als irgendwelche Formalien. Ich könnte also ganz einfach hingehen und sagen, kein Ding, dann hat der sechste Teil eben nur vier Kapitel statt fünf. Doch so einfach ist das nicht.

Ich bin ritualbessen, strukturfixiert, und suche in allem Muster und Symmetrie. Damit kann man leben, sogar wenn es ums Schreiben geht. Problematisch wurde es noch nicht einmal, als ich erkannte, wie sehr die Gauklerinsel in ihrem Aufbau der klassischen griechischen Tragödie ähnelt: Ein Prolog, dann, unterbrochen von Zwischenspielen, sechs Blöcke à fünf Kapitel, und am Schluß kommt ein Epilog. Wie schön symmetrisch! Wie schön strukturiert! Nicht, daß das irgend einem Leser mal auffallen würde, denn sowas interpretiert man nur in seine Schullektüren hinein, und dafür ist dieses Buch zu dick, aber trotzdem war es geeignet, mir ein Ansehen zu geben, wenn ich beläufig erwähne, daß die Gauklerinsel doch aufgebaut ist wie eine Drama mit Versen und Chori, und daß sie am Ende auf die Katastrophe hinsteuert, ganz wie es muß bei den Griechen…

Ehrlich, ich kann mit griechischen Tradödien nicht viel anfangen, was das betrifft.… Weiterlesen

Fasse dich kurz

Kinderbücher habe ich immer schon gern gelesen, und ich betrachte sie auch nicht als minderwertige Literatur gegenüber Büchern für Erwachsene. Ein gutes Kinderbuch sollte immer auch Erwachsenen gefallen, da stimme ich dem Arcanum-Verlag voll und ganz zu. Der hat nämlich eine neue Ausschreibung, Der kleine Goblin, bei dem ein Kinderbuch eingereicht werden soll, mindestens vom Kaliber Lindgrens, versteht sich. Oder Michael Endes. Keine Sorge, da will ich auch hin. Franz Hohler wäre auch gut, oder Nöstlinger. Und ich habe schon eine Idee. Mehr noch: Ich habe sogar schon mit ihr angefangen. Denn die Feststellung, daß es mit der Gauklerinsel nicht so recht wuppen will, ich aber Wörter produzieren muß, bringt mich in eine Art Notlage.

Jetzt gibt es nur ein Problem: Der Wettbewerb hat eine sinnvolle Trennung – man kann ein Kinderbuch für 4-10-Jährige einreichen (was sehr schwer zu definieren ist, denn Vorschulkinder und gymnasiale Unterstufler haben für gewöhnlich sehr weit auseinanderliegende Interessen, Wortschätze und Wissenshorizonte) oder ein Jugendbuch für die 9-14-Jährigen. Letzteres darf bis zu 300.000 Zeichen lang sein, aber das Kinderbuch höchstens 55.000. Nicht Wörter, Zeichen. Sowas zähle ich normalerweise nicht, aber ich überschlage mal, daß das auf ungefähr sieben- bis achttausend Wörter hinausläuft. Viel ist das nicht, erst recht nicht für einen Roman.… Weiterlesen

Ein freier Platz

Heute ging mir dreierlei auf: Erstens, ich habe den T12 so gut wie gewonnen, und nur eine gute Stunde Arbeit trennt mich noch von meinem Ziel. Zweitens, mein Jahresziel für 2011 ist mehr als zwanzig Prozent höher, und das heißt auch, ich muß im Monat mehr leisten als jetzt. Natürlich, ich bin eingeschränkt in meiner kreativen Leistungsfähigkeit, weil ich noch unter den Nachwehen einer Psychose leide und erst langsam meine volle Kraft wieder entfalte. Und drittens, ich habe einen Platz frei. Damit meine ich, ich darf noch einen neuen Roman zu schreiben anfangen. Denn nicht nur habe ich meinen Nanowrimoroman fertiggestellt – was bedeutet, ich darf auch 2011 wieder am Nano teilnehmen und dafür ein neues Buch beginnen – sondern ich habe auch, schon im Oktober war das, Falkenwinter zuendegeschrieben. Und diesen Platz darf nun ab Januar ein neues Buch belegen.

Ich meine, ihr habt ja meine Liste der Werke in Arbeit gesehen – das reicht doch nie und nimmer für das kommende Jahr! Vor allem wenn auch noch die Gauklerinsel fertig wird… Also bin ich voller Vor- und Schaffensfreude. Ein neues Buch macht immer Spaß. Nur, was soll ich schreiben? Ich habe da drei Ideen im Hinter- bis Vorderkopf. Erster Kandidat: Das Haus der Puppen.… Weiterlesen

Was der Schmetterling kann, kann die Schnecke schon lange

Machen wir uns nichts vor: Ich bin zu dick. Nicht nur so ein bißchen, daß man sagt, na, ein bißchen moppelig ist die ja schon, sondern ein bißchen mehr. Nicht unglaublich dick, aber eben doch so, daß es mich stört. Ich passe nicht mehr in meine Lieblingshosen und auch nicht mehr gut in meine nicht-ganz-so-lieblings-Hosen, und was noch schlimmer ist, ich passe nicht in das Kleid, in dem ich heiraten Will. Also, ich könnte mich sicher hineinzwängen, irgendwie, aber das Kleid gehört nicht mir, es gehört meiner Mutter. Sie hat es selbst getragen auf ihrer Hochzeitsfeier 1974, und meine Mutter ist eine zarte Elfe – vor allem aber wird sie mir das Kleid nicht geben, wenn sie findet, es sitzt an mir wie eine Wurstpelle. Nun will ich nicht gleich sofort heiraten, aber irgendwann in der kommenden Zeit, folglich müssen die Pfunde purzeln und die Kilos gleich mit.

Außerdem will ich ja ein Buch verkaufen im kommenden Jahr, und dann fragen die Verlage nach einem Autorenfoto, und was soll ich dann sagen? »Ihr kriegt keins, ich mag mein Doppelkinn nicht gedruckt sehen«? Meine Agentur überarbeitet gerade ihre Webseite, und dann wird da auch ein schönes Foto von mir dabei sein – von 2004.… Weiterlesen

Geigerzähler, ausgezählt

Es hat dann doch noch bis knapp nach Weihnachten gedauert, was ursprünglich in der ersten Dezemberhälfte passieren sollte: Geigenzauber ist fertig, fertig, fertig. Mein Feengeiger hat ausgegeigt, mein Geigerzähler ausgezählt, und ich habe noch drei Tage und ein paar zerquetschte, um mich endlich wieder meinen Gauklern und ihrer Insel zuzuwenden. Das mit dem Hattrick, das wird wohl nichts mehr, aber ehrlich, soll ich mich deswegen ärgern? Ich habe ein tolles Buch geschrieben, 355 Normseiten in weniger als zwei Monaten, das ist ein neuer Geschwindigkeitsrekor – Der Schattenstein war zwar als Nano-Roman von 2006 schon am 14. Dezember fertig, aber der hat nur 271 Seiten, das zählt also nicht, das waren damals nur 6,15 Seiten/Tag, jetzt habe ich einen Schnitt von 6,34 Seiten geschafft.

Und was kommt jetzt? Ein seltsames Gefühl. Ich bin hin und hergerissen zwischen Glücksgefühl und Kopfschmerzen, die Weihnachtstage waren stressig und schön gleichzeitig, vieles ist passiert, ich hätte gern mehr Zeit gehabt, um mich auf die Feiertage vorzubereiten, und ein paar mehr Tage, um die Verwandtenbesuche zu entzerren. Auch hätte ich meiner Mutter gern schon heute Nachmittag gesagt, daß das Buch fertig ist, statt ihr vorzurechnen, daß mir nur noch ein paar Wörter oder Seiten fehlen. Ich werde das Angebot von Createspace für Nanowrimosieger annehmen und mir ein Handexemplar zuschicken lassen, auch wenn ich dafür noch ein Titelbild basteln muß – den Triumph, meine Blitzgeburt in der Hand zu halten, werde ich mir nicht nehmen lassen.… Weiterlesen