Heureka!

Es gibt diese Momente, da lösen sich alle Probleme plötzlich einfach in Wohlbefallen auf. So ist es mir gerade ergangen, nachdem ich mich seit Wochen mit den Plotproblemen der Schattenuhr rumschlage, zwei Wochen lang gar nichts geschrieben habe, und darüber hinaus eine persönliche Krise durchmache, die so rein gar nichts mit dem Schreiben zu tun hat. Aber heute hatte mir das Wetter schwer zu schaffen gemacht, morgen bin ich auf einer Cocktailparty eingeladen, was bedeutet, dass ich das Haus verlassen muss, und ich hatte ein Bad wirklich verdient, also warf ich den Boiler an und begab mich an den Ort, wo Milch und Honig fließen (das ist mein Badezusatz – nicht besonders toll vom Geruch her, aber die Haut verträgt es, und sie hatten nun mal nichts mit Rosenblütenblüten im Kaiser’s. Muss dringend bei der Chaosqueen luxeriösen Badezusatz bestellen!). Und wie ich so in der Wanne lag und schier ertrank in den Schaumbergen, begriff ich plötzlich, dass mein Plotproblem sich ganz einfach lösen lässt.

Letztlich läuft es im Moment mit Percy auf genau die gleiche Situation hinaus, in der ich auch Mia am Ende von Geigenzauber hatte: Er will ein Happyend. Mit Howard. Ja, Howard ist ein Schwarzmagier, Howard hat ihn belogen, Howard hat ihn ausgenutzt – aber er ist nun mal Percys große Liebe (das, oder der Sex ist wirklich gut, ich habe ihn da nicht bis ins Detail ausgefragt).… Weiterlesen

Alte Ideen, neue Ideen

Während ich mich mit der Schattenuhr immer noch in literarischen Krämpfen winde, nur schleppend vorankomme und immer noch nicht ganz entschieden habe, ob ich mit dem Produkt bis jetzt zufrieden bin oder nicht, ist zumindest in meinem Hinterkopf eine Menge los. In weniger als einer Woche haben nicht weniger als vier Projekte an meine Tür geklopft – zwei alte Bekannte und zwei neue Freunde – und wollen alle ihr Stück von meinem Kreativitätskuchen abhaben. Ich musste sie erst einmal vertrösten, ich werde nicht die Schattenuhr beiseitelegen, weil ich fürchte, dass ich dann nie wieder in die Geschichte reinkomme, so wie ich im letzten Jahr Das Gefälschte Herz letztlich vor die Wand gefahren habe, aber dann bin ich bereit für alte und neue Ideen. Hier ist eine Kurzfassung dessen, was vorstellig geworden ist:

Das erste ich mehr eine rohe Idee als ein Konzept. Ich bin ja kein Fan von historischen Romanen, aber ich dachte, man könnte mal ein Buch über Elisabeth Tschech schreiben, die Tochter des Bürgermeisters Tschech, der 1844 ein Attentat auf König Friedrich Wilhelm IV. verübte. Elisabeth, achtzehn Jahre alt zum Zeitpunkt, als ihr Vater hingerichtet wurde, hat nicht nur ein Buch über sein Leben geschrieben, sondern war so sehr seinem revolutionären Geist verbunden, dass sie fortan selbst als gefährlich galt und überwacht wurde.… Weiterlesen

Darf’s ein bisschen wirr sein?

Ich mag meine Plots komplex und undurchsichtig, als Leser wie als Autorin. Seit jeher bin ich sehr gut darin, die Absichten eines Autors zu durchschauen und mit erstaunlicher Treffsicherheit schon früh in der Handlung den Mörder zu nennen. Das gibt natürlich immer ein paar Gummipunkte, aber lieber ist es mir, überrascht zu werden, gar überrumpelt. Ein Beispiel für einen Film, der das geschafft hat, wäre »Snatch«, und wenn ich versuchen sollte, dessen Inhalt in einem Satz nachzuerzählen, müsste ich die Segel streichen. Blöd nur, wenn ich als Autorin beim Versuch, ein vergleichbar komplexes Vexierspiel aufzuziehen, mich in meinen eigenen Stricken verheddere. Und woran habe ich es gemerkt? Daran, dass ich den Plot der Schattenuhr nicht in einem Satz zusammenfassen kann. Angefangen damit, dass ich zwei Handlungsstränge habe, die nur wenig Berührungspunkte haben, dazu die Rahmenhandlung, und einen Helden, der gleichzeitig Detektiv, Opfer und Traumaträger ist – das klingt schon nach viel, und das ist es auch.

Im allerersten Plotentwurf war Howard – Mr. Eugene Howard, im weiteren Verlauf nur „Howard“ genannt, um ihn von seinem Vetter, Mr. Ambrose Howard, alias „Rosie“, zu unterscheiden – durch und durch ein Schurke: Ein Schwarzmagier, der Percy benutzt, um durch ihn an Geister heranzukommen, mit deren Hilfe er die Häuser ausspionieren will, in denen er die verschwundene Schwarzmagische Bibliothek seines Ahns vermutet, noch ein Howard, für dessen Geschichte ich bis in die Zeit von Heinrich dem Achten und seiner fünften Ehefrau, Catherina Howard, zurückreisen muss.… Weiterlesen

Warum ich keine Schwulenbücher schreibe

Als ich neulich den Artikel geschrieben habe über den chronischen Alkoholismus meiner Protagonisten, hätte ich natürlich ein weiteres Element erwähnen müssen, das sich wie ein roter Faden durch meine Geschichten zieht: Ich habe einen ziemlich hohen Anteil homosexueller Figuren. Das sollte in der heutigen Zeit kein Problem mehr sein, wo Homosexualität auch überall sonst in den Medien präsent ist. Es gibt sogar eigene Verlage für schwule Literatur, und könnte ich da nicht eine perfekte Nische finden für Figuren wie Alexander aus den Chroniken der Elomaran oder Percy, der in der Schattenuhr zu seiner eigenen Verwunderung nicht nur mit einem Mann im Bett landet, sondern auch noch realisieren muss, dass das nicht sein erstes Mal war. Ich könnte da sogar den von mir favorisierten Schluss des Puppenzimmers unterbringen, in dem es am Ende eine süße Romanze zwischen Florence und Lucy gibt. Aber das will ich nicht. Ich schreibe keine Schwulenbücher, ich schreibe keine Heterosexuellenbücher, noch nicht einmal Bisexuellenbücher – ich schreibe Bücher. Punkt.

Auch wenn ich ganz traditionell einen Mann geheiratet habe, werde ich mich auch weiterhin für die Rechte von Schwulen und Lesben stark machen – oder, wie das heute so schön heißt, LGBTQs, um auch ja niemanden auszulassen – und dazu gehört für mich auch das Recht, in ganz normalen Büchern und Filmen präsent zu sein und nicht nur in Schwulenbüchern und -filmen.… Weiterlesen

Tag Sieben: Nicht ohne meine Mucke

Mein Blog schleppt sich gerade etwas langsam vor sich hin, nicht, weil ich gerade so wenig schreibe, sondern weil ich es so viel tue, dass zum Bloggen gerade nicht viel Zeit bleibt. Trotzdem, es ist einmal wieder soweit, dass ich mir die nächste Frage von unserem allseits beliebten Dreißig-Tage-Fragebogen vornehme, und wir sind schon angekommen bei
7. Hörst du Musik beim Schreiben? Was für welche? Hast du Lieder, die genau zu deinen Figuren passen?

Meine Mutter dürfte das jetzt nicht sehen, zum Glück liest sie meine Blogs nicht, aber sie war schon immer dagegen, dass ich beim Arbeiten Musik höre. Gut, das stammt aus dem Jahr 1981 und bezieht sich auf meine Hausaufgaben, aber das Argument dahinter ist der gleiche: Wer geistige Arbeit leistet, muss sich dabei konzentrieren und soll sich nicht ablenken lassen, erst recht nicht durch Musik (dass ich manchmal beim Schreiben fernsehe, soll sie noch weniger erfahren, aber danach wird hier ja nicht gefragt). Tatsache ist, wenn ich keine Hintergrundbegleitung habe, kann ich nicht gut schreiben. Für mich ist Musik – die richtige Musik, versteht sich – das weiße Rauschen, dass ich brauche, um nicht ständig abgelenkt zu werden, mir andere Gedanken zu machen oder sonstwie abzuwandern und Dinge zu tun, die gerade nicht anliegen.… Weiterlesen

Percy, wir müssen reden!

Eigentlich ist es mir fast schon peinlich. Dieser verteufelte Alkohol! Ich habe mir schon so oft vorgenommen, es nie wieder zu tun, aber was soll ich sagen? Es ist eben doch schon wieder passiert. Eigentlich sollte Felder, der Glücksritter, der sich in der Flöte aus Eis um Kopf, Kragen und Königreich trinkt, der einzige Vertreter seiner Zunft bleiben. Dann kam mit Mowsal aus der Spinnwebstadt ein feines Beispiel für einen alkoholgefährdeten Jugendlichen, und als ich mit den Chroniken der Elomaran anfing, hatte ich mit Jurik auf der einen Seite und Varyn auf der anderen gleich zwei Leute, die mit massiven Alkoholproblemen zu kämpfen haben. Und damit war noch lange nicht Schluss. In der Gauklerinsel ist Roashan derart weit fortgeschritten in seiner Sucht, dass er mit körperlichen Entzugserscheinungen zu kämpfen hat, und sein Freund Shaun ist nur deswegen trocken, weil er als Geist keine andere Wahl mehr hat, und das sollte dann wirklich die Krönung sein und das Ende einer schon viel zu langen Reihe von Alkoholikern in meinen Geschichten, aber dann kam das Gefälschte Siegel mit Kevron, der ohne Alkohol keinen Schlaf findet und sich ohne Aufputschmittel nicht wachhalten kann, und selbst im plotlosen Geistersaat ist Damon Rickard nie ohne Glas in der Hand anzutreffen, und ich stehe da und muss mich fragen, will ich wirklich der Charles Bukowski der Fantasyliteratur werden?… Weiterlesen

Der Romanfriedhof: »Das Erbe brach in Brüllen aus«

Da habe ich gerade, wieder mal, einen neuen Roman angefangen und bin jetzt schon erfolgreich bald mit dem zweiten Kapitel von Die Schattenuhr aka Percys Rückkehr – ja, ich habe den Arbeitstitel geändert zu dem, den ich schon die ganze Zeit haben wollte und erst nicht genommen habe, weil es schon ein Buch dieses Titels auf dem Markt gibt, aber hey, es ist ein Arbeitstitel, und bis das Buch mal den Markt sieht, grht noch viel Wasser den Rhein runter. In den letzten zwei Jahren hat sich meine Quote angefangener zu beendeter Bücher erfolgreich verbessert, aber ich schreibe jetzt bald seit dreißig Jahren und blicke auf einen großen Friedhof begrabenere Werke zurück, manche davon hunderte von Seiten lang, andere nur wenige hundert Wörter. Ich stehe zu meiner Vergangenheit und denke, es ist vielleicht ganz interessant, in diesem Blog auch mal diejenigen Bücher zu beleuchten, die es nicht geschafft haben und warum. In willkürlicher Reihenfolge picke ich mir nun also die Leichen heraus und präsentiere sie zumindest für ein einziges Mal der Außenwelt. Den Anfang macht das Buch mit dem zweitungewöhnlichsten Titel meiner Karriere (nur übertroffen vom ebenfalls begrabenen Sie sind schon tot, sagt Phoebe, auf das ich ein andermal zu sprechen kommen werde): Das Erbe brach in Brüllen aus.… Weiterlesen