O Tempore. O Mori.

Heute Morgen, 8:30, Bus der Linie 11, Münster, auf Höhe der Haltestelle Krummer Timpen. Kurz bevor ich aussteigen muß, fällt mir eine junge Mutter auf. Sie trägt einen Säugling auf dem Arm, ein Kind von vielleicht drei oder vier Monaten, und hält es so, daß es aus dem Fenster sehen kann. Am Straßenrand: Ein Fahrzeug des Straßenbauamtes, zwei Männer.
Die Mutter spricht zum Kind:
»Ja schau mal, das Auto da hat ein blinkendes Licht!
Und da – ein Mann arbeitet, und ein anderer schaut zu.
Na – da kann man ja einen von wegrationalisieren.«

Dies ist ein alter Beitrag, ursprünglich 2005 für ein anderes Blog geschrieben, den ich nach Hollow Willow importiert habe.Weiterlesen

Autorenglück und Futterneid

Ich habe mehr als eine schlechte Eigenschaft, aber eine, die doch ziemlich häufig von anderen enttarnt wird, ist mein Futterneid. Vielleicht kommt das, weil ich so viele Geschwister habe und immer Angst haben mußte, daß die mir was wegessen, aber auch wenn ich das gar nicht will und es meinem Bestreben, ein paar Kilos loszuwerden, entgegenwirkt, achte ich doch immer sehr darauf, beim Essen nicht zu kurz zu kommen. Einem meiner Meerschweinchen ist sein Futterneid zum tödlichen Verhängnis geworden, weil es wohl Angst hatte, wenn es zu lang überlegt, ob dieser saftige Efeu genießbar ist, fressen ihm die anderen den weg – aber habe ich daraus gelernt? Nein. Ich achte immer noch mit Argusaugen darauf, daß ich auch wirklich das größte Stück vom Kuchen bekomme. Es ist lästig und garstig, aber so bin ich nun mal.

Aber als Autorin ist das bei mir etwas ganz anderes. Eine Autorin, die ich über alles schätze und herzlich lieb habe, hat das große Los gezogen. Wirklich. Sie hat binnen kürzester Zeit zwei Buchverträge bekommen – eigentlich sogar drei, denn der zweite beinhaltet nicht nur einen Toptitel im Hardcover, sondern auch einen Folgevertrag für ein noch zu schreibendes Buch. Es ist das, was jeder von uns gerne hätte, der als Autor groß rauskommen möchte.… Weiterlesen

Zweimal Frankfurt und zurück

Ein bißchen kürzer fällt er in diesem Jahr wohl aus, mein Bericht über meinen Besuch auf der Frankfurter Buchmesse, aber es war auch ein deutlich kürzerer Arbeitstag, dankenswerterweise: Weil an dem Wochenende die FilkContinental stattfand, die ich mir wie üblich nicht nehmen lassen wollte, schon weil ich dort einen Auftritt hatte, blieb mir nur einer der Fachbesuchertage, um meine Agenten zu treffen. Das ist etwas schwierig, denn an diesen Tagen treffen sich die Agenten sonst mit den Verlagen, und da will ich natürlich nicht zwischenfunken, es ist ja auch in meinem eigenen Interesse. Aber ich hatte Glück: Donnerstag um halb sechs – Abends! – war bei den Gröners noch ein Termin für mich frei.

Hatten letztes Jahr noch Angst und Lampenfieber meine Vorbereitung bestimmt, ging das jetzt deutlich lockerer, ich wußte ja, was mich erwartet. Dafür stand ich vor einem neuen logistischen Problem: Als Bibliothekarin, Buchhändlerin und Autorin hatte ich eine dreifache Berechtigung, am Fachbesuchertag das Messegelände zu betreten, aber das galt nicht für meinen Freund, denn der ist Elektrotechniker. Aber ich wollte nicht ohne ihn fahren, und Klaus und Micha wollten ihn auch endlich mal kennenlernen, soviel wie ich immer von ihm rede, also wurde ein Plan geschmiedet: Christoph ist nun, zumindest in einem Schreiben meiner Agentur, ganz offiziell mein Co-Autor und damit selbstverständlich ein Fachbesucher.… Weiterlesen

Elf Kugeln müsst ihr sein!

Ich liebe Snooker.
Tatsächlich ist Snooker die einzige Sportart, von der ich das sagen kann. Und die einzige, für die ich mir die Nächte um die Ohren schlage (und der Eurovision Song Contest, aber ich weiß nicht, ob das als Sport zählt). Snooker hat sehr komplexe Regeln, auf die ich nicht näher eingehen mag – diese Anekdote wird ohnehin nur von Snookerfreunden verstanden:

Zur Zeit läuft der Preston Grand Prix, bei uns abends auf Eurosport.
Ich folgte einer Partie halbwach, es war schon spät am Abend, das Telefon schellte, ich wanderte ab ins Arbeitszimmer, hockte mich noch ein wenig vor den PC und spielte Spider Solitaire, ging in die Küche, um mir noch ein Brot zu machen, und landete dann, irgendwann um kurz vor zwölf, wieder vor dem Fernseher.
Ach, Snooker ist schön! Dieser satte grüne Tischbezug… und die vielen roten Kugeln… und die gelbe, und die weiße… und die weiße… noch eine weiß… Warum sind da plötzlich so viele weiße Kugeln?
Und dann begriff ich: Snooker war vorbei. Das war Fußball.

Und die gelbe Kugel – das war der Schiedsrichter.

Dies ist ein alter Beitrag, ursprünglich 2005 für ein anderes Blog geschrieben, den ich nach Hollow Willow importiert habe.Weiterlesen

Kein Futter für die Krake!

Seit Januar 2006 habe ich die Statistiken und Besucherzahlen dieser Webseite mit Google Analytics ausgewertet. Ab sofort kommt diese Technik bei mir nicht mehr zum Einsatz; ich werde alle meine Webseiten auf Piwik umstellen und fange mit den Elomaran an. Beide Techniken, Google Analytics und Piwik, beobachten das Verhalten von Besuchern auf der Webseite – mit welchen Suchbegriffen sie kommen, welche Seiten sie sich ansehen, wie lang sie bleiben. Was ist also der Unterschied? Ist nicht das eine wie das andere, wenn es darum geht, Webseitenbesucher auszuspionieren?

Nein, da ist ein gewaltiger Unterschied. Google sammelt diese Daten zentral. Nicht nur weiß niemand, was genau die damit machen – durch die Vielzahl an Seiten, die alle Google Analytics verwenden, kann ein einzelner Surfer bequem von Website zu Website verfolgt werden so und so ein genaues Profil erzeugt werden. Die Cookies, die dabei gesetzt und ausgelesen werden, bleiben auch nach dem Wechsel der IP erhalten und ermöglichen so die Langzeitüberwachung. Es ist möglich, Google Analytics auszusperren und sich nicht mehr auszählen zu lassen – und nachdem ich das für mich eingerichtet hatte, ging mir auf, daß ich nicht gleichzeitig meine Daten vor Google verstecken kann und die auf der anderen Seite mit den Daten meiner Besucher zu füttern.… Weiterlesen

Best of Logfiles II

Es ist wieder einmal an der Zeit, einzutauchen in die Eingeweide der Benutzerbeobachtung und die schönsten Suchbegriffe zu präsentieren, mit denen sich Besucher auf meine Seite verirrt haben. Wie immer ist nicht nachzuvollziehen, warum die dann ausgerechnet bei mir geklickt haben, und in manchen Fällen, was um alles in der Welt die da gesucht haben. Und bei manchen will ich es gar nicht wissen. Also, voilà: Die Krönung der Suchbegriffe.

besetzungscouch smiley
Brauchen wir den auch im Tintenzirkel-Forum?

blonder schutzengel vor dem abgrund
Blond? Das wäre dann wohl Elysander

bäuchlings bauch vorneweg schlecht
Schlitten? Wasserrutsche? Achterbahn? Geschlechtsverkehr?

der text von engel mit gebrochenen flügeln – ihr seid für mich gestorben…
Ist das ein Buch?

doch aus verschiedenen gründen war es mir bisher nicht möglich
… eine anständige Suchanfrage zu formulieren?

einen schutzengel & einen henker
Gesucht? Abzugeben? Hauptsache, auf jede Situation gewappnet

engel gegen kopfweh
Ich bevorzuge da Aspirin

engel mit fisch in der hand
Da weiß jemand genau, was er will. Ich nicht.

engel mit schwarzen flügel
Mit schwarzem Flügel, muß das heißen – und keiner der Elomaran spielt Klavier

engel oder vampir
Ja, ich kann mich auch nie entscheiden, was ich will

er starrte auf ihren riesigen busen
Nein, sorry, nicht im Angebot

„es kommt nichts zurück“ lieblos
Nein, das bin ich nicht!… Weiterlesen

Drei Jahre später

Meine Agentur hat seit ein paar Tagen ihr neues Editorial online und mich damit komplett begeistert. Diese Mischung aus feinem Humor, Ironie und Literaturkenntnis ergibt genau die Agentur, von der ich immer vertreten werden wollte – schließlich stelle auch ich mich in meiner Selbstdarstellung mit feindosierter Ironie dar… Und dann schwante mir Übles. Und ich rief meine Selbstdarstellung auf. Ich irrte mich nicht. Die Seite war seit Jahren unverändert. Laut diesem Text lebe ich im Münsterland – ich bin vor fast zwei Jahren von dort weggezogen – und arbeitslos – mein Vertrag in der Bibliothek wird jetzt schon zum zweiten Mal verlängert. Die Fotogalerie, die alle drei Jahre erweitert und um einem aktuellen Text aus dem jeweiligen Jahr ergänzt wird, war ebenfalls im Jahr 2005 stehengeblieben. Und dann fiel mir auch der Grund dafür ein. Ich hatte mich nämlich mit meinem eigenen Genie ausgetrickst.

Das Besondere an der Galerie »Maja im Wandel der Jahre« war und ist, daß zu jedem Jahr der aktuelle Berufswunsch aufgeführt ist – nicht die tatsächlich ausgeübte Tätigkeit. 2005 wollte ich Berufsautorin werden, das will ich immer noch, und wie sollte ich das übertreffen? Wiederholen wollte ich mich auch nicht, daher habe ich das so stehen lassen und bald nicht mehr dran gedacht.… Weiterlesen

Oben, unten, links und rechts

Ich habe wieder ein bißchen am Blog geschraubt. Nicht, daß es auf den ersten Blick groß anders aussähe, aber die Navigation ist komplett neu gestaltet. Früher hatte ich auf der linken Seite, dort, wo sonst die Bücher und ihre Kapitel aufgeführt sind, die Blognavigation, und auf der rechten Seite die Webseitennavigation, bei der ich unten die Romane angehängt hatte. Das Ergebnis war letztlich ein großes Chaos. Man konnte scrollen und scrollen und die Navigationen nahmen kein Ende…

Jetzt bin ich in mich gegangen und habe mich dafür entschieden, im Blog ganz auf die Webseitennavigation zu vrtzichten. Blog ist Blog und Roman ist Roman, und man kann schnell zwischen beidem hin- und herschalten. Dafür habe ich jetzt etwas Neues, auf das ich richtig stolz bin: Die Engelssplitter. Ich habe ein Plugin, das Zufallszitate einblendet, installiert, die vorhandenen Zitate der großen Denker hinausgeschmissen und durch kleine Schmankerln aus meinen Chroniken ersetzt. So hoffte ich, meine Leser noch etwas neugieriger zu machen – die bisherigen Reaktionen zeigen mir, daß dieses Blog überwiegend von befreundeten Autoren gelesen wird, nicht von zufällig vorbeiirrenden Onlineromanlesern. Mit den »Engelssplittern« hoffe ich, auf meine sprachliche Brillanz hinzuweisen und vielleicht noch den einen oder anderen auf die Geschichte neugierig zu machen.… Weiterlesen

Zehn lange Jahre

Heute gab es ein Stück Kuchen für mich, auch wenn das noch von einem gemütlichen Abend am Dienstag übrig geblieben ist, und die Gäste kommen auch erst am Samstag: Aber heute konnte ich den zehnten Geburtstag der Elomaran feiern. Wirklich. Es sind zehn Jahre. Und anders als sonst üblich fühle ich mich angesichts dieser Tatsache kein bißchen alt. Es waren zehn gute Jahre. Ich habe fünfmal eine neue Arbeitsstelle angetreten und die letzte davon sogar behalten, ich habe fünf Romane fertiggestellt, drei davon aus den Chroniken der Elomaran, ich habe einen höchst erfolgreichen Autorenkreis gegründet, eine CD aufgenommen, im Fernsehen mitgespielt und fürs Fernsehen geschrieben, das Stranden eines Hörspielprojekts miterlebt und einen tollen Agenten gefunden. Es waren zehn gute Jahre, und die nächsten zehn werden noch besser.

Um die Zahlenmystik noch ein bißchen weiterzutreiben: Dies ist der einhundertste Eintrag in diesem Blog, an dem ich immerhin auch schon seit vier Jahren arbeite. Und heute habe ich die einhundertste Seite an Falkenwinter geschrieben – seit Anfang des Jahres, wohlgemerkt. Insgesamt ist das vierte Buch mit einer Gesamtlänge von 165 Normseiten jetzt endlich länger als das fünfte, und nachdem ich gestern bis tief in die Nacht mit Christoph an meinem Krieg geplottet habe, stehen jetzt auch erstmal die nächsten fünf, sechs Kapitel im Kopf und müssen nur noch geschrieben werden – es sieht also aus, als könne ich mein Wort halten.… Weiterlesen

Wörter und Kraniche

Noch vor einer guten Woche habe ich einen Charakter sterben lassen und mich im Forum darüber ausgeheult, wie wirklich sich so etwas doch anfühlt und wie sehr es zu Herzen geht. Noch vor drei Tagen war es meine größte Sorge, daß mir der Plot ausgehen könnte. Und jetzt, nur ein paar Tage später, haben sich alle Prioritäten verschoben und hat die Wirklichkeit das Autorenleben eingeholt. Ein Mitglied des Tintenzirkelforums, ein Mitglied unseres T12-Teams, ist verstorben. In echt, und für immer, und für uns alle völlig unerwartet.

Sie hatte viele Namen – im Tintenzirkel hieß sie erst Lavina, später Christy. Gestorben ist ist sie aber unter ihrem richtigen Namen, Yasmine. Im Mai 2009 ist sie zu uns gestoßen, hat uns ihre Bewerbung geschickt, uns gefallen, und schnell Anschluß im Forum gefunden. In der Elterngruppe war sie aktiv, sie hatte zwei kleine Kinder, und in den regelmäßigen Brainstormingsitzungen war sie mit ihren guten Einfällen ein gerngesehener Teilnehmer. Sie war immer freundlich, immer lieb, und als sie sich Anfang Januar verabschiedete, um sich einer Operation zu unterziehen, haben wir ihr alles Gute gewünscht, und manche haben noch versucht, ihr die Angst vor der Operation zu nehmen, durch gutes Zureden und die eigenen positiven Erfahrungen.… Weiterlesen