Man kann viel Spaß mit Verrückten haben. Zum Beispiel auf der Webseite parapluesch.de, wo man spielerisch psychisch kranke Kuscheltiere heilen kann. Da gibt es eine depressive Schildkröte, ein autistisches Nilpferd, ein Schaf mit multipler Persönlichkeitsstörung oder ein paranoides Krokodil. In niedlichen Flashanimationen wird der Patient psychoanalysiert, medikamentös behandelt, therapiert, und am Ende sieht man ihn ins Licht laufen. Das ist alles sehr nett, sehr süß, liebevoll gemacht und bietet eine Menge Langzeitspielspaß. Aber ist es deswegen auch gut? Nein. Ist es nicht.
Das Problem ist nicht einmal, daß hier psychische Erkrankungen zum Inhalt eines Spiels gemacht werden – wenn es nach mir geht, darf und muß man über alles lachen können, von mir aus auch über Erkrankungen, die mit Mord oder Selbstmord enden können. Die Kuscheltier-Patienten werden auch nicht bloßgestellt, erstaunlich ernst genommen, und erwecken im Spieler vor allem Mitgefühl. Nur widerwillig setzt man das Tier den Qualen von Elektroschocks aus, so hilfsreich die auch sein mögen, oder verpaßt ihnen eine Spritze mit bösen Psychopharmaka, die es dann gleich haluzinieren lassen. Und wenn man am Ende die Ursache der Störung kennt und das arme Vieh geheilt entlassen kann, ist man glücklich und erleichtert.
Aber genau das ist der Punkt. Das Spiel fördert den beliebten Glauben, daß psychische Erkrankungen immer auf ein traumatisches Ereignis zurückzuführen sind und, wird das dann aufgearbeitet, heilbar.… Weiterlesen