Tränen lügen nicht

Eben noch, keine zwei Wochen ist das her, da habe ich über dem Finale meiner Tränenjäger geschwitzt, und wäre es nicht April und Camp Nanowrimo, das ich gewinnen will, vielleicht hätte ich meinen Schwanz eingekniffen und das Buch auf Eis gelegt. Aber das wäre zu schade gewesen, nicht wahr? Nachdem ich seit Wochen konzentriert an dieser Geschichte gearbeitet habe … Und so habe ich mein Problem gelöst und weitergeschrieben, jeden Tag im Schnitt zweitausend Wörter – und nun, ein Finale später, bin ich fertig. Natürlich nicht mit den Tränenjägern. »Die neunte Träne« ist ein Mehrteiler, fertig ist nur der erste Band, der den Arbeitstitel »Das Lächeln des Mondes« trägt – aber der kann sich sehen lassen, mit rund 650 Seiten und über 170.000 Wörtern.

Das ist nicht das dickste Buch, das ich je geschrieben habe, die Ehre gebührt dem »Gefälschten Land«, und ich habe nicht vor, das noch mal zu übertreffen – das Buch ist aus dem Ruder gelaufen, und ich habe unter Schmerzen fast 20% des Textes wieder rauskürzen müssen, damit der Verlag es mir abgenommen hat. Das war kein Vergnügen, das mache ich so schnell nicht noch mal. Und auch dieses Buch jetzt wird noch Feder lassen müssen, wenn ich es überarbeite – aber das ist noch ein Weilchen hin.… Weiterlesen

Buchschlusspanik

Beim Schreiben habe ich Sachen, die ich wirklich gut kann und an denen ich Spaß habe – und Sachen, die mir weniger liegen und die ich als meine persönlichen Schwächen empfinde. Das gilt zum Beispiel für Kampfszenen – richtig dramatische, actionlastige Kampfszenen kann ich nicht, fühle mich damit nicht wohl, und produziere Szenen, mit denen ich nicht zufrieden bin. Das lässt sich zum Glück ganz einfach lösen: Dann schreibe ich eben keine Kampfszenen. Ich darf dann nur nicht den Fehler machen, wie mit Lorcan in der »Neraval-Sage« einen hauptberuflichen Kämpfer in meiner Heldengruppe zu haben, denn ein Kämpfer sollte schon ab und zu mal was zu kämpfen bekommen. Aber daraus habe ich gelernt. Solche Kämpfertypen spiele ich gern in Rollenspielen, sei es am Computer oder im Pen-and-Paper-Bereich, aber als Autor überlasse ich sie jetzt lieber anderen. Problem umschifft.

Aber bei einer anderen Sache, mit der ich mich schwertue, kann ich das nicht. Ich schreibe nicht gern Enden. Und wenn ich das löse, indem ich meine Bücher einfach nicht enden lasse – dann schreibe ich nichts mehr fertig, dann habe ich nichts mehr zum Veröffentlichen, und dann kann ich als Berufsautor meinen Hut nehmen. Vor allem, wenn ein Buchprojekt schon so weit gediehen ist, dass das Ende an der Reihe ist, sollte ich schon zusehen, dass ich das gebacken bekomme.… Weiterlesen

Eine gewichtige Angelegenheit

Ich schreibe keine Kurzgeschichten. Meine letzte habe ich irgendwann in der Mittelstufe geschrieben, seitdem sind aus allen meinen Ideen Romane geworden (oder gescheiterte Romane, was das betrifft), oder, wenn es mir wirklich mal gelingt, mich kurzzufassen, eine Ballade. Kurze Geschichten liegen mir einfach nicht, ich habe noch nie eine veröffentlicht und habe das eigentlich auch nicht vor. Nichts gegen Kurzgeschichten – aber meine Talente liegen anderswo.

Trotzdem bin ich letztes Jahr eingeladen worden, einen Beitrag für eine Kurzgeschichtenanthologie zu verfassen. Elea Brandt und Aşkın-Hayat Doğan sind die Herausgeber von »Urban Fantasy going Fat«, und das erklärte Ziel dieser Anthologie ist es, in Sachen Diversität einmal fette Figuren in den Mittelpunkt zu stellen und dafür, wie bei den anderen Bänden der »Urban Fantasy going …«-Reihe, Own Voice-Autor:innen zu Wort kommen zu lassen – hier also Menschen, die wissen, wie es sich mit lebt mit deutlichen Übergewicht, wie die Herausforderungen durch die Gesellschaft sind, und die nicht in Fettfetisch- und andere Klischeefallen reingeraten. »Laut! Bunt! Empowering!« lautet der Slogan des Buches, das im April gerade im Verlag ohneohren erscheinen wird. Ich bin darin nicht vertreten. Und der Grund, warum nicht, hat nur sekundär etwas damit zu tun, dass ich keine Kurzgeschichten schreibe.

Ich bin fett.… Weiterlesen

Quartalsschreiber

Seit 2006 schreibe ich jedes Jahr den Nanowrimo, und seit 2010 gehe ich noch einen Schritt weiter und setze mir ein ehrgeiziges Wortzahlziel für das ganze Jahr. Aber nur zweimal habe ich es geschafft, dieses Ziel auch zu erreichen – 2010 habe ich die 410.000 Wörter geknackt, 2011, berauscht von meinem Vorjahrserfolg, noch eine Schüppe draufgelegt, mir ein Ziel von 500.000 Wörtern gesetzt und das dann auch ziemlich locker runtergeschrieben. Das waren zwei Jahre, in denen ich (in 2011 zumindest noch bis zum September) halbtags berufstätig in der Aachener Unibibliothek, und das Schreiben neben der Arbeit war anstrengend, ich hatte gesundheitliche Probleme, aber es hat trotzdem geklappt, und ich war stolz auf mich.

Danach, als ich erst arbeitslos war und dann freiberufliche Schriftstellerin, hatte ich keinen Grund mehr, es noch mit einem niedrigeren Ziel zu versuchen. Parallel zur Arbeit hatte ich Sachen geschrieben wie die »Gauklerinsel«, »Das Puppenzimmer« und »Das gefälschte Siegel« – was für große Dinge sollte ich  dann erst zustande bringen, wenn ich den ganzen Tag zum Schreiben hatte? Die traurige Antwort war: trotz Vollzeit-Schriftstellertum, trotz einem Jahresziel von immer 500.000 Wörtern, gelang es mir keinmal mehr, das einzustellen, was ich nebenberuflich geschafft hatte. Ich versuchte es trotzdem immer wieder, jedes Jahr ging ich an den Start, meine halbe Million wörter zu schreiben, startete mit einem meistens erfolgreichen Januar, nur um dann im Februar, spätestens im März den Faden zu verlieren, in die roten Zahlen zu rutschen und nicht wieder rauszukommen.… Weiterlesen

Auf die Technik kommt es an

Sprechen wir mal über Technik. Als ich angefangen habe, Geschichten zu schreiben, habe ich das ganz selbstverständlich mit der Hand getan – ich war acht Jahre alt, und Schreiben war sowieso noch eine bahnbrechend neue Angelegenheit, es irgendwie anders zu machen, wäre mir nicht in den Sinn gekommen – ich meine, Geschichten schreiben war ja überhaupt der einzige Grund, warum man Schreiben lernt, nicht wahr? Und so schrieb ich, der Einfachheit halber, meine Geschichten in Schulheften. Die waren schließlich im Haus. Und man konnte in ihnen blättern wie in einem Buch. Geschichten umzuschreiben, was in Heften zugegeben schwierig ist, stand noch nicht zur Debatte. Mir leuchtete ein, dass mein durchaus zahlreichen Rechtschreibfehler besser irgendwann korrigiert werden sollten, aber ich konnte mit ihnen leben und verbuchte sie erst einmal unter »künstlerische Freiheit«.

Aber ich beneidete immer meine Eltern um ihre Schreibmaschine, und als ich so elf, zwölf Jahre alt war, schlich ich mich ab und zu ins Arbeitszimmer meines Vaters, wo sie stand, und begann dort, wenn niemand da war, um mich zu stören, an einem Buch zu arbeiten. Ich kam sehr langsam voran: Die Buchstaben musste ich überhaupt erst einmal auf der Tastatur finden, und dann brauchte der Anschlag eine Menge Armschmalz, um die Buchstaben bis aufs Papier zu bringen.… Weiterlesen

Wie man (k)eine Fortsetzung schreibt

In diesem Blog geht es meistens um Bücher, die ich schreibe, oder Bücher, die ich schreiben will. Heute will ich mich mal der Frage stellen, was mit den Büchern ist, die ich eben nicht schreiben möchte.

Als ich 2011 das »Puppenzimmer« geschrieben habe, hatte ich mir die Option auf eine Fortsetzung bewusst offengelassen. Ich hatte ein offenes Ende, vor allem die Frage, ob und wenn ja wie die Puppen erlöst werden könnten, stand noch im Raum, und als das Buch dann 2013 erschien, wurden auch schon relativ bald Fragen nach einer Fortsetzung laut. Eine Rezensentin warf mir sogar vor, das Ende mit Absicht so offen gelassen zu haben, um auch noch meine Fortsetzung verkaufen zu können – nur, dass diese Fortsetzung noch nicht existierte.

Ich hatte zu dem Zeitpunkt immerhin eine Idee für eine Fortsetzung. Die sollte während des Zweiten Weltkriegs spielen und von drei Waisenmädchen handeln, die während der deutschen Luftangriffe auf London aus St. Margarets nach Hollyhock evakuiert werden – und eine davon, die Ich-Erzählerin Jenny, ist tatsächlich die Tochter von Alan, dem Beinahe-Loveinterest aus dem »Puppenzimmer«. Es sollte ein Wiedersehen mit Violet, Rufus und Florence (jetzt Rose) geben, ein paar neue Figuren, Irrungen und Wirrungen, Liebe, und natürlich Puppen.… Weiterlesen

4theWords? 4theWin!

Mehr als acht Jahre ist es her, als ich unfreiwillig Alphatester einer Webseite namens 4theWords wurde – unfreiwillig deswegen, weil ich dafür bezahlt hatte wie für ein vollwertiges Produkt und es keinen Hinweis darauf gab, wie unfertig diese Webseite damals wirklich war. Der Aufmacher klang toll, eine Art Schreibrollenspiel, bei dem man Monster besiegt, indem man ihre Trefferpunkte als Wörter schreibt – aber nichts funktionierte, die Devs reagierten nicht auf Bugberichte, und das angeschlossene Forum war voller enttäuschter Schreiberlinge, die sich auf eine tolle Sache gefreut hatten und nicht bekamen. Entsprechend enttäuscht fiel an dieser Stelle meine Rezension der Seite aus, und ich endete mit einem ausdrücklichen »Finger weg!«.

Ich hatte zwar für ein ganzes Jahr bezahlt, aber so lange blieb ich dort nicht, nach einigen Wochen  war ich, verärgert und enttäuscht, wieder weg. Und dabei blieb es für die nächsten Jahre – ich wusste nicht einmal, dass es 4theWords noch gab, bis ich durch Zufall bei einer Facebookfreundin über deren Erfolgsberichte stolperte. Sie hatte mithilfe von 4theWords eine ganze Menge geschrieben, und auch wenn ich wegen meiner schlechten Erfahrungen skeptisch war, schaute ich mir die Seite noch mal an. Ich registrierte einen neuen Account, um die dreißig kostenlosen Probetage nutzen zu können (ich wünschte, die hätte es schon 2014 gegeben!),… Weiterlesen