Lohn der Angst

Heute habe ich mit meinem Agenten telefoniert. Ist das nicht ein schöner Satz? Ich möchte ihn einrahmen und an die Wand hängen: Ich habe mit meinem Agenten telefoniert. Eigentlich muß es korrekt heißen »mit meinen Agenten«, denn es sind ihrer zwei, ein Ehepaar, das sich kürzlich mit einer Literaturagentur selbständig gemacht hat. Namen nenne ich erstmal keine, bevor der Vertrag unterschrieben ist und alles in trockenen Tüchern und nichts mehr schiefgehen kann; erstmal heißen die beiden für die Zwecke dieses Blogs Herr Agent und Frau Agentin.

Den ganzen Vormittag über saß ich bibbernd und wartete auf das Klingeln des Telefons – doch es blieb still. Schließlich bin ich dann doch mit Christoph einkaufen gefahren, und als wir nach einer Stunde wieder daheim waren, und ich wirklich auf heißen Kohlen saß und mir sicher war, daß das Telefon ganz böse blinken würde vor lauten Anrufen in Abwesenheit, war immer noch nichts passiert – dafür bekam ich dann eine Mail. Sie hatten keine telefonische Verbindung bekommen, ob ich bitte zurückrufen könnte…? Und das war dann der Moment, wo ich merkte, daß ich unter meinen Mails zwar meine neue Adresse in Aachen stehen hatte – aber noch meine alte Billerbecker Telefonnummer, die es längst nicht mehr gibt.… Weiterlesen

Der Engel der Träume

Alle, die wir nach Ruhm streben, träumen doch insgeheim oder öffentlich davon, eines Tages entdeckt zu werden. Große dünne Mädchen scharwenzeln in Düsseldorf durch die Innenstadt und hoffen, daß ein Modelscout sie anspricht. Nachwuchsschauspieler spielen sich die Seele aus dem Leib, damit ein großer Regisseur sie von der Provinzbühne nach Hollywood holt. Und ambitionierte Onlineautorinnen warten nur auf den Tag, an dem sich ein Verlag oder Literaturagent auf die Seite verirrt, das Werk für gut und erfolgsversprechend befindet und es unter Vertrag nehmen will…

Seit Jahren male ich mir ein solches Szenario aus. Es ist nicht der Grund, warum ich Buch und Seite online gestellt habe, zumindest nicht der einzige – ursprünglich war das nur der übliche Geltungsdrang und der Wunsch, etwas, worauf man stolz ist, mit der ganzen Welt teilen zu können. Aber insgeheim habe ich natürlich immerzu geträumt, und gehofft, und gebetet, daß ich eines Tages durch diese Webseite entdeckt werden könnte.

Jetzt gibt es Chances, daß sich dieser Traum bewahrheitet – gute Chancen sogar. Ich will keine Details oder Interna verraten, noch sind das alles ungelegte Eier, aber ich bin tatsächlich von einer Agentur angeschrieben worden. Das war nicht das erste Mal, beleibe nicht – ich bekomme regelmäßig, ein oder zweimal im Jahr, Angebote von Agenturen und Verlagen, die bei näherer Betrachtung dann doch nur einen Haufen Geld dafür wollen, daß sie mein Buch lesen oder in Kleinstauflage drucken – aber dieses Mal, zum ersten Mal, ist es etwas Seriöses.… Weiterlesen

Das Kontinuum wird zurückgeschlagen

Jetzt ist es nicht weniger als zwei Monate her, daß ich meinen Clinch mit dem Kontinuum beklagt habe – und was soll ich sagen, bis gestern abend war keine Besserung in Sicht. Ebensowenig in Sicht war eine Fertigstellung des zweiten Kapitels oder sonstein Fortschritt – es waren zwei Monate des Stillstands. Selbst den jährlichen Schreibmarathon Nanowrimo, auf den ich mich bald ein Jahr lang gefreut hatte, mußte ich nach wenigen Tagen aufgeben – zuviel Kraft zieht die Tatsache, daß ich nun vollzeitberufstätig bin. Nun will ich im Dezember neu durchstarten und da anfangen, wo ich aufgehört habe: Zurück zu den Engeln – und zum Kontinuum.

Gestern abend also habe ich mir einen Tritt gegeben, mich mit dem Schreibzeug ins Bett gepackt und stattliche anderthalb Seiten verfaßt, die zwar weniger um Nataras Brüste kreisen als die vorangegangenen, der Lösung meines Problems aber dennoch keinen Schritt näherkamen. Ich heulte mich anschließend bei Christoph aus, wie so häufig – es ist nicht so, daß mein Lebensgefährte nicht bestens vertraut ist mit allen Tücken und Fallstricken dieser Bücher, auch wenn er sie nicht lesen mag – und was tut er? Zuckt die Schultern und fragt: »Warum fälscht Doubladir die Protokolle nicht einfach?«

Ich mache irgendwelche Geräusche, die man mit »Aber – aber – aber…« transliterieren könnte.… Weiterlesen

Das Kontinuum schlägt zurück

Wenn Autoren an einer Szene oder einem Kapitel nicht weiterschreiben, finden sie meistens irgendwelche Ausreden, warum sie ja wollen, aber nicht können. Ich bin gerade in genau so einer Situation, und das im Zweiten Kapitel von Zornesbraut. Und es ist nicht so, daß ich erst seit drei Wochen daran arbeite und einfach keinen Plan habe, wie es weitergeht: Nein, an dem Kapitel schreibe ich schon ein gutes Jahr, gefühlt zumindest. Und ich weiß genau, was in diesem Kapitel vorkommen soll. Und die ersten fünfundzwanzig Seiten davon habe ich schon geschrieben, und es ist alles so geworden wie es sollte, und es hat Witz, und es gefällt mir – und dann kommt mir das Kontinuum in die Quere, mein eigenes Kontinuum, und ich komme nicht weiter.

In diesem Kapitel passieren ein paar nette und ein paar weniger nette Dinge – Natara kommt in die Pubertät und entwickelte erste Auswüchse knospender Weiblichkeit, was nett ist und seitenlang so viele Brüste reflektiert werden, daß jeder Fetischist sich mit dem Kapitel wohlfühlen darf und die Suchmaschinen den Text ganz weit oben führen werden, sofern mit den richtigen einschlägigen Begriffen (Brüste, zum Beispiel) gesucht wird. Auch tritt ein alter Bekannter auf, Ansgar der Kriegsbotschafter, um – weniger nett – Koristan den Krieg zu erklären.… Weiterlesen

Prolog: Trauerarbeit

Beinahe das Schwerste war, für dieses Kapitel einen passenden Namen zu finden. Eigentlich kein besonders schwerwiegendes Problem, tauchen die Kapitelnamen doch nur in der Übersicht auf und hier im Blog, aber trotzdem: Ich will jedem Kapitel einen passenden Namen geben können, der neugierig macht, ohne zuviel zu verraten. Meistens ist mir das auch ganz gut gelungen, von den ersten Kapiteln von Engelsschatten vielleicht mal abgesehen, aber jetzt bin ich echt in die Bedrouille gekommen: Wie sollte ich den Prolog von Falkenwinter nennen, außer »Prolog«?

Erst dachte ich an »Ein Dicker Mann Wandert« – das ist der Titel eines Bilderbuchs aus der Sammlung meines Vaters, und vielleicht hätte ja der ein oder andere Leser das wiedererkannt. Es gibt verschiedene andere Kapitel, die nach Büchern benannt sind – der Dicke Mann wäre also in guter Gesellschaft gewesen. Aber der Dicke Mann – was in diesem Fall für Dannen sicher etwas übertrieben ist, aber seine eigene Wortwahl – wandert in diesem Kapitel gar nicht soviel, und damit wäre dann jeder, der nicht seinen Günther Bruno Fuchs gelesen hat, von dem Namen befremdet, und es wird eine Witzigkeit impliziert, die dieser Text nicht hat. Also: Kein Dicker Mann Wandert. Nicht in diesem Titel, jedenfalls.

Dann wollte ich es »Dicker Junge, Dünner Junge« nennen – klingt ein bißchen so wie Gute Zeiten, Schlechte Zeiten und spiegelt den Kontrast zwischen Dannen und Varyn wieder.… Weiterlesen

Dreiunddreissig Zeilen, dreiunddreissig Seiten

Gestern habe ich eine Seite an Falkenwinter geschrieben. Eine Seite und drei Zeilen, um genau zu sein, und kein Wort mehr, dreiunddreißig Zeilen insgesamt. Es waren die ersten Zeilen überhaupt, die ich seit April geschrieben habe, zumindest an diesem Buch – mein Umzug, meine neue Arbeit haben mich komplett aus dem Rennen geworfen, und aus dem Plot. Letzteres war das eigentlich Schlimme.

Im Frühling hatte ich mich zügig und flüssig an den Prolog des Vierten Buches gemacht, den guten Dannen munter (oder weniger munter – wir sprechen immerhin von Dannen!) drauflos plappern lassen, Seite um Seite floß aus meiner Feder, plötzlich hatte ich zweiunddreißig Seiten, und das Kapitel war so gut wie fertig – als mich die RWTH Aachen anrief und mir sagte, ich hätte den Job als Bibliothekarin. Und ich legte das Schreibzeug beiseite und machte mich an die Wohnungssuche. Im Juli dachte ich, jetzt bin ich soweit zur Ruhe gekommen, schreib ich mal weiter – und ich las meinen Prolog nochmal und dachte: Was zum Teufel…? Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Dannen sinniert über seine Kindheit, die Scheidung seiner Eltern, das Verhältnis zu seinen Geschwistern, und versucht parallel dazu, Varyn zu knacken, der nach dem Umglück verständlich neben der Spur steht.… Weiterlesen

Aufzeichnungen aus einem Erdloch

Irgendwann im April bin ich verschwunden, aus diesem Blog, aus den Chroniken der Elomaran, an denen ich seither auch nicht weitergeschrieben habe. Aber ich habe eine Ausrede, mehr noch: Eine Entschuldigung. Im April hatte ich nämlich ein Vorstellungsgespräch. Nicht das erste seit Beginn meiner Arbeitslosigkeit, seit Anfang 2006, auch nicht das erste, aus dem ich mit gutem Gefühl herauskam, aber das erste Erfolgreiche. Sie haben mich eingestellt. Seit dem 1. Juni bin ich nun wirklich und wahrhaftig Bibliothekarin. Halan wäre so stolz auf mich!

Da ist nur noch so ein kleines Detail: Ich bin Bibliothekarin an der Bibliothek der Technischen Hochschule in Aachen. Was ungefähr 220 Kilometer von Billerbeck, Münsterland, entfernt ist. Weswegen ich umziehe, in eine ganz und gar tolle Wohnung in einem Altstadthaus, zusammen mit meinem Freund, endlich, nach zehn Jahren Fernbeziehung. Noch sind wir nicht drin, noch müssen wir renovieren, noch wohne ich in Christophs 20 qm-Zimmer, ohne meine Möbel, Bilder, Bücher, ohne DSL, ganz spartanisch und eng, und ich komme nicht zum Schreiben, weil mir der Platz fehlt und ich mental noch nicht ganz angekommen bin. Aber es wird weitergehen, mit mir und mit den Elomaran. Weitere Nachrichten von der Umzugsfront werden folgen, dann auch mit Fotos.… Weiterlesen

Die Karte des Propheten

Es ist vollbracht, oder zumindest: Es ist vollbracht, Teil Eins. Die erste Folge des Fantasyhörspiels Die Legende von Mythrâs, an dem ich als Autorin mitgewirkt habe, ist endlich lieferbar. Die erste Folge mit dem Titel Die Kartes des Propheten wurde zwar nicht von mir verfaßt, sondern von Linda Budinger, aber das bedeutet nicht, daß ich sie nicht uneingeschränkt empfehlen würde, und an der Konzeption des Plots und der Figuren war das ganze Autorenteam (also auch ich) beteiligt. Von mir stammen die Folgen Sieben und Zehn, aber natürlich gehören sie in den Zusammenhang der ganzen Serie und machen ohne den Piloten nicht viel Sinn.

Daher empfehle ich allen Freunden meiner Geschichten, jetzt schon mit dieser Hörspielreihe anzufangen. Jeder Fan klassischer Fantasy und jeder Hörspielfreund kommt bei dieser Reihe auf seine Kosten, und wer jetzt sagt, er will doch lieber nur die Buchvorlage haben, dem sei gesagt: Es gibt keine Vorlage, Die Legende von Mythrâs erscheint exklusiv als Hörspiel beim Osnabrücker Label Hörplanet. Hier ist der Klappentext zur ersten Folge:

Seit Anbeginn der Zeiten ist der Sivenor die Lebensader von Mythrâs. Doch nun versickert das Wasser des Flusses, und das Volk dürstet. Die mächtige Schwarze Fee hat die Macht an sich gerissen und kontrolliert die letzten Wasserreserven mit eiserner Hand.

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Zahlen, nackte Zahlen IV

Was im vergangenen Jahr noch ein sporadischer statistischer Überblick war, ist jetzt endlich zurück mit einem neuen, festen Turnus: Immer zum Quartalsende gibt es jetzt einen Blick auf die Produktion handschriftlicher Seiten im Vergleich zu den Vorjahren. Ich kann es mir erlauben, denn in diesem Jahr kann ich endlich einen konstanten Ausstoß vorweisen, der im Schnitt eine Seite am Tag bedeutet und bis zum Jahresende gehalten werden soll.Der Tabelle kann man auch entnehmen, daß Falkenwinter gut gestartet ist; der Prolog steht kurz vor der Fertigstellung und wird noch im April online gehen.

Und hier ist er nun, der statistische Überblick für das 1. Quartal 2008, Stand: 31. März.

Jahr ES SK DV FW ZB Gesamt Monatsmittel
2000 271 52 323 29,4
2001 177 61 238 19,8
2002 33 1 34 2,8
2003 65 4 69 5,8
2004 57 23 80 6,7
2005 51 51 4,3
2006 64 31 95 7,9
2007 164 45 209 17,4
2008 61 28 4 93 31
271 384 429 28 80 1.192

Die Abkürzungen stehen dabei natürlich für die Titel der Bücher: ES = Engelsschatten, SK = Schwanenkind, DV = Dämmervogel, FW = Falkenwinter und ZB = Zornesbraut.… Weiterlesen

Fünfzehntes Kapitel: Heimkehr

Jetzt hätte ich doch fast den Blogeintrag vergessen! Daß Dämmervogel fertig ist, habe ich ja bereits lauthals verkündet – aber nun ist es das auch online. Sogar schon seit drei Tagen. Das fünfzehnte Kapitel hat es auf die Webseite geschafft, und da es kürzer ist, sogar deutlich kürzer, als seine beiden Vorgänger, ist es sicherlich auch schnell gelesen.

Ich habe mir angewöhnt, daß letzte Kapitel eines Buches aus der gleichen Perspektive zu schreiben wie den Prolog, und auch wenn ich weiß, daß ich das nicht ewig so machen kann: Diesmal habe ich es gemacht. Den Prolog erzählte uns Gaven, und jetzt tut er das gleiche mit dem letzten Kapitel, und was sich dazwischen nicht geändert hat ist, daß Varyn ihn nervt. Sie haben sich beide gut entwickelt innerhalb dieses Buches, aber Varyn nervt und Gaven quengelt mit der gleichen Inbrunst wie auf den ersten Seiten – was sich auch nicht verändert hat, ist Gavens unglaublicher stoischer Optimismus und Varyns Schwarzseherei.

Ob sie damit vielleicht im nächsten Buch die Rollen tauschen werden? Immerhin, die Katastrophe, auf die Varyn gewartet hat, ist endlich eingetreten, und nun muß er nichts mehr fürchten, während Gaven lernen muß, daß es wirklich immer schlimmer kommt, egal wieviele positive Gedanken man auch verschwenden mag… Aber das erfahren wir, mich eingeschlossen, erst im nächsten Buch.… Weiterlesen