Alles nur geklaut

Ich darf das gar nicht laut sagen, aber Schattenklingen, das im Tintenzirkel alle für seine Originalität loben, ist ein einziges Sammelsurium an geklauten Inhalten. Seit ich mit fünfzehn Jahren Marlowe, Lime & Co. aus allen Figuren, die der klassische Kriminalroman hergab, zusammengestoppelt habe, habe ich mich nicht mehr so großzügig an fertigen Charakteren bedient. Und ich kann zu meiner Verteidigung nur vorbringen, dass es immerhin alles meine eigenen Figuren sind bzw. schon waren, bevor sie in den Schattenklingen auftreten durften. Ich habe ja schon früher Figuren aus Rollenspielen für meine Romane ausgeborgt – so stammen sowohl Roashan als auch Shaun aus der Gauklerinsel ursprünglich aus einem Mailrollenspiel, und auch Byron und Jarvis aus dem seit einigen Jahren ruhenden Roman Klagende Flamme sind ganz am Anfang einmal ausgewürfelt worden, um ihre Abenteuer mit Dungeons & Dragons zu erleben. Aber noch nie, ich wiederhole: noch nie, habe ich mich derart schamlos beklaut.

Beginnen wir mit dem Offensichtlichen. Kael, der Elfensklave, hatte hier im Blog schon eine kleine Erwähnung, als er noch mein Held im Computerspiel Dragon Age: Origins war, und durfte sogar in meiner ersten und einzigen Fanfiction mitwirken. Tatsächlich aber ist er noch viel, viel älter. Kael, mit seinen türkisen Augen und frostfarbenen Haaren, wird nicht von ungefähr so ausgesprochen wie Keil – und der, mit seinen türkisfarbenen Augen und frostfarbenen Haaren, war der Held meines allerersten abgeschlossenen Romans Eine Flöte aus Eis.… Weiterlesen

Der Fluch der Villa Gorilla

Im März sah alles noch so einfach aus. Traumhaus gefunden, auf zum Notar, Renovieren, einziehen. Großspurig habe ich verkündet, dass wir schon ab Sommer in unserem eigenen Haus wohnen würden. Nun, jetzt haben wir es Sommer, und ich sitze in einer viel zu warmen Altbauwohnung, zweiter Stock, um bis zum Umzug ist es noch lang, lang hin. Nicht, dass wir unser Haus nicht mehr haben wollen würden. Aber es wäre deutlich einfacher, wenn auf dem Haus nicht ein Flucht liegen würde. Es geschieht mir recht, man kann sagen, es ist die Rache der geheimnisvollen Häuser an der Mysteryautorin, aber trotzdem: Es wäre uns deutlich lieber gewesen, auf den ganzen Spuk zu verzichten. Aber besser, das passiert alles vor dem Umzug, als dass hinterher alles schiefgeht und wir am Ende auf einer Baustelle sitzen.

Villa Gorilla sollte nie der offizielle Name des Hauses werden. Es entstand als Witz – in unserem Haus hängt, und niemand weiß warum, in einem Zimmer im ersten Stock ein grüner Plüschgorilla am Kronleuchter. Ein Gorilla. Am Kronleuchter. Okay … Man kann darüber lachen, sich darüber wundern, aber letztlich hat es den Ausschlag gegeben, dass wir uns für dieses Haus entschieden haben. Eine herrschaftliche Villa mit Stuckdecken und Marmorboden – das klingt erst einmal viel zu nobel für mich.… Weiterlesen

Blut, überall Blut!

Für was sind meine Bücher bekannt? Böse Zungen könnten jetzt zurückfragen: Wieso bekannt?, aber ich muss mich zunehmend mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass ich eine Marke bin, dass ich ein Profil habe, und auch wenn das nicht heißt, dass ich meine Bücher nach Schema F zu schreiben habe, gibt es doch einfach ein paar Dinge, die für mich typisch sind und die ich ein bisschen kultivieren darf, wenn ich vorhabe, an Bekanntheit zu gewinnen. Da ist meine Sprache – meine liebenswert schrulligen Bandwurmsätze, meine Bildgewalt, meine abwegigen Gedankengänge. Die wird es, versprochen, in allen meinen Geschichten geben. Aber ich bin nicht nur meine Sprache, und meine psychologisch herausgeforderten Figuren – durch meine Bücher zieht sich auch immer eine gewisse Sanftheit. Auch in meinen Fantasygeschichten wird wenig gekämpft, viel geredet und noch mehr gedacht. Und dann gibt es die Schattenklingen. Ich habe kein Problem damit, auch mal hart, dreckig, körperbetonter zu sein. Aber vielleicht hätte ich das besser gleichmäßig über alle meine Bücher aufgeteilt, als alles in eine einzelne Geschichte zu stopfen. Ergebnis: Das Buch ist so blutrünstig, dass mir die Leser verlustigt gehen.

Erst erwischte es eine Betaleserin, der die Geschichte zu brutal wurde. Als nächstes beendete meine Mutter die Lektüre vorzeitig, ebenfalls aufgrund der exzessiven Gewalt.… Weiterlesen

Gib mich den Hattrick III

Es ist bis jetzt schreibmäßig nicht so gut gelaufen in diesem Jahr. Der Start war gut, ungefähr so lange, bis Mitte Februar das Haus in unser Leben getreten ist, und danach war es schwer, noch an andere Dinge zu denken, allem voran das Schreiben. Und schon rächt sich das: Es ist Juli, das halbe Jahr ist rum, und ich habe noch nicht einmal ein Viertel meines Jahresziels geschafft. Vor allem aber ist es bald zwei Jahre her, dass ich zuletzt einen Roman fertiggestellt habe, ich sitze auf nicht weniger als elf Baustellen, und es ist wirklich an der Zeit, endlich wieder das magische Wörtchen »Ende« zu schreiben. Also, warum nicht gleich dreimal? Über einen Mangel an Größenwahn habe ich mich noch nie beschweren können. Also, hier ist mein Ziel für den Monat Juli: Ich schreibe drei Romane fertig.

Es ist naheliegend. Ich muss einen Monat lang wirklich Wörter rausholzen, will ich noch eine Chance auf mein Jahresziel haben. Normalerweise würde ich auf den November setzen, im Nanowrimo habe ich schon wahre Großleistungen vollbracht, aber dieses Jahr sollte ich mich ausgerechnet darauf nicht verlassen. Wir kaufen unser Haus im Herbst – wenn alles glatt geht, Anfang September – und dann werde ich erst einmal mit Renovierung eingespannt sein und nicht die Zeit haben, acht Stunden am Tag zu schreiben.… Weiterlesen

Ein Traum von einem Haus

Ich liebe alte Häuser – solche, die von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben sind und den Charme des Heruntergekommenen an sich haben, die eine Geschichte erzählen wollen oder darauf warten, dass man sie aus ihnen herauskitzelt. Sachen, die zu neu sind, passen nicht zu mir, das gilt für Schuhe und Hosen wie für Häuser. Alles muss ein bisschen abgewetzt sein, damit ich mich damit wohlfühle. Es ist kein Problem, eine Hose im Second-Hand-Laden zu bekommen, aber wenn man sich auf die Suche nach einem passenden Haus macht, ist es schon schwieriger. Aber als wir uns im vergangenen Jahr auf die Suche nach einem passenden Haus gemacht haben, hatten wir den größten Luxus, den man beim Hauskauf haben kann: Zeit. Wir wussten, was wir wollen und brauchen – ein eigenes Haus, am besten freistehend, damit ich mit meinen instabilen Nerven so wenig wie möglich von den Nachbarn hören muss, mit genug Platz, dass jeder von uns ein eigenes Arbeits- und ein Schlafzimmer haben kann, dazu noch ein Gästezimmer und ein kleines Gärtchen, nicht zu groß, nicht zu klein. Soweit die Pflicht. Und dann die Kür: Es soll etwas besonderes sein. Alt, aber nicht schäbig, geheimnisvoll, kurzum etwas, das zu einer Mysteryromanautorin passt.… Weiterlesen

Ja, mach nur einen Plan …

Eigentlich habe ich genug offene Baustellen, als dass ich mich jetzt ausgerechnet mit dem Thema »Wie planst du einen neuen Roman« beschäftigen möchte – ich will wirklich nicht auf dumme Gedanken kommen. Aber ich kann einer Herausforderung nicht widerstehen, und ich will wirklich wieder öfter bloggen, also habe ich mich im WriYe-Forum dem Blogging-Circle angeschlossen, um jeden Monat einen Blogartikel zu einer vorgegebenen Fragestellung zu verfassen. Und was passt zum Motto »Neues Jahr, neues Glück« besser als die Frage, wie ein Autor einen neuen Roman in Angriff nimmt? Also, damit ich es schriftlich habe: Ich will jetzt kein neues Buch anfangen, noch nicht einmal planen. Ich bin sehr zufrieden mit denen, an denen ich gerade arbeite, vielen Dank. Aber, so rein hypothetisch … Wie gehe ich die Planung an?

Wenn es nach mir ginge, würde ich jeden Roman mit einem Sprung vom Zehnmeterbrett angehen und mich kopfüber ins Schreiben stürzen, ohne viel Zeit aufs Plotten und Planen zu vergeuden. Und ich tue es auch oft genug, manchmal mit Erfolg, manchmal mit spektaklären Scheitern – es gibt da tatsächlich keinen Zusammenhang, denn das gleiche kann ich über Romane sagen, die völlig durchgestylt waren und die den gleichen Erfolgs- oder Scheiterquoten unterliegen. Oft genug kommt die Handlung also erst beim Schreiben.… Weiterlesen

Wat kütt? Dat kütt! III

Warum war das Schreibjahr 2013 so ein Flop? Ganz einfach: Weil ich zum Jahreswechsel mein jährliches WKDK verpennt habe. Damit mir das in diesem Jahr nicht noch einmal passiert, ist hier nun die Liste derjenigen Werke, an denen ich 2014 zu arbeiten gedenke. Und es ist eine lange Liste. Kein einziges neues Buch ist dabei, nur Baustellen, die sich in den letzten Jahren angehäuft haben, und weil im vergangenen Jahr nichts fertig geworden ist, bin ich jetzt wirklich im Zugzwang. Schon jetzt habe ich fast für jeden Monat des Jahres eine neue Baustelle – und das heißt, ich darf wirklich nichts neues anfangen, bevor nicht ein, besser mehrere Bücher von der Liste abgearbeitet sind. Das, oder ich muss Projekte in Rente schicken – und das will ich wirklich nicht. Es geht ja nicht um Bücher, die nach einem Probekapitel gescheitert sind, sondern um lauter Ideen, die es schon auf mehr als hundert Seiten gebracht haben und mir zu lieb zum Begraben sind. Sie alle bringen Probleme mit sich, jedes hakt und klemmt auf seine eigene Art – aber sie sollen geschrieben werden, und auch wenn sicher nicht jedes einzelne von ihnen 2014 fertig werden kann, hoffe ich, dass ich zum Jahreswechsel doch das eine oder andere abzuhaken habe.… Weiterlesen