Es werde Lichtland!

Zu den Freuden des Umziehens gehört auch, jedes Buch, das man besitzt, nochmal in die Hand zu nehmen – zweimal sogar, einmal beim ein- und einmal beim auspacken, alle dreitausendfünfhundert Stück. Gestern habe ich meterweise Fantasy ins Regal zurückgeräumt, und da ich sehr viele dieser Bücher Mitte der Neunziger gekauft habe, während meines Studiums, kam mir plötzlich die Idee, selbst noch einmal einen klassischen Fantasyroman im Stil der Achtziger/Neunziger zu schreiben: Bücher, in denen sich eine Heldengruppe quer durchs Land arbeitet, um am Ende einen böse gewordenen Gott zu besiegen und in denen der Küchenjunge in Wirklichkeit ein vertriebener Prinz ist. Aber als ich beim zwanzigsten Regalbrett angekommen war, hatte sich auch diese Idee schon wieder in eine andere verwandelt: Nicht einen Roman aus den Neunzigern will ich schreiben, sondern einen aus dem Jahr 2007. Nicht irgendwas, sondern Lichtland.

2007 habe ich mich im Nanowrimo zum ersten Mal an das Thema »Immerwährender Kampf zwischen Licht und Dunkel« herangewagt, und weil ich keine halben Sachen mache, waren bei mir Licht und Dunkel absolut, mit hellen Ländern, in denen es niemals dunkel wird, und dunklen Ländern, in denen es kein bisschen Licht gibt, es sei denn, man bringt mittels schwarzer Magie aus dem Körper gezwungene Seelen zum Leuchten.… Weiterlesen

Anfang und Ende

Heute vor einem Jahr haben mein Mann und ich beim Notar gesessen und unser Traumhaus gekauft. Genaugenommen habe ich oben beim Notar gesessen, während mein Mann unten auf dem Parkplatz auf die Polizei gewartet hat, weil er es geschafft hat, ausfgerechnet an diesem Tag beim Einparken ein anderes Auto zu beschädigen – wirklich, der Tag war bemerkenswert, auch für den Notar, der Teil der Verhandlung übers Handy und durch Winken organisiert hat (zum Glück hat die Polizei meinem Mann dann erlaubt, oben weiterzuwarten, so dass wir noch einmal richtig anfangen konnten, ich hatte nämlich Angst, der Kauf könnte am Ende nicht rechtskräftig sein. Das jedenfalls war vor einem Jahr. Und am nächsten Donnerstag ziehen wir ein.

In der Zwischenzeit haben wir renoviert, was es zu renovieren gab. Alte Nachtstromöfen raus, neue Gasheizung rein. Alle Abwasserrohre erneuert und das Bad gleich dazu. Textilkabel durch moderne Elektrik ersetzt. Fußböden abgeschliffen. Alte Kacheln aufgearbeitet. Alte Tapeten runter, neue Tapeten drauf, anstreichen. Den Großteil haben Handwerker gemacht, aber ich habe sehr viel Zeit mit zuarbeiten verbracht – so dass mir dieses Jahr herzlich wenig Zeit zum Schreiben geblieben ist. Aber jetzt, wo es wirklich so weit ist, dass wir einziehen können, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es wirklich schon so weit sein soll.… Weiterlesen

Der Romanfriedhof: »Die Welt in der Wühlkiste«

Der Todeskandidat, den ich euch heute vorstellen möchte, ist ein besonderer Fall unter meinen Schrankleichen. Nicht nur ist der Roman mausetot, er wurde ausgeschlachtet. Und während ich bei anderen toten Romanen immer nochmal daran denke, sie vielleicht wiederzubeleben, kann ich mir das hier nicht erlauben – jeder Versuch, Die Welt in der Wühlkiste mit neuem Leben zu füllen, würde bedeuten, ein anderes Projekt, das ich sehr liebe, zum Tode zu verdammen. Es ist fast ironisch, dass ein Roman, der daran scheitern sollte, dass ihm Herz und Seele fehlten, am Ende selbst zu Herz und Seele meiner Fälscher-Trilogie werden sollte. Und dabei war ich auf das Konzept so stolz! Ein Roman, der auf der Metaebene arbeitet, der die vierte Wand durchbricht, eine brillante Mediensatire, die das Fantasy-Genre und das Buchwesen an sich aufs Korn nimmt … Manchmal bin ich einfach zu genial für mein eigenes Wohlergehen.

Fantasyromane, in denen unbescholtene Normalbürger in phantastische Welten versetzt werden, sind typische Genrevertreter der achtziger und neunziger Jahre und haben inzwischen fast schon Seltenheitswert, aber zur Blütezeit meines Fantasylesens machten sie wirklich einen großen Anteil aus. Ich erinnere mich an weltenreisende Rollenspieler, Polizisten und Mechanikerinnen, und in einmem besonders origellen Vertreter muss ein Autor in seine eigene Welt reisen, um sie vor dem Untergang zu bewahren.… Weiterlesen

F wie Fanfiction

Schon ziemlich lange hatte ich vor, endlich einen Blogartikel über das literarischde F-Wort zu schreiben: Fanfiction. Aber erst jetzt, wo das Blog auf der Seite gelandet ist, auf der Leute nach dieser Info suchen würden, passt es auch zusammen. Dass es tatsächlich schon Fanfictions zu meinen Geschichten gibt, glaube ich nicht – zumindest keine, die irgendwo im Netz veröffentlicht wären – aber zumindest bin ich das schon mal gefragt worden: Ob man zu meinen Geschichten Fanfictions schreiben darf. Auf diese Frage gibt es eine lange und eine kurze Antwort. Die kurze lautet »Ja«. Die lange lautet »Ja, aber«, und die Erklärung dazu folgt hier.

Ich mag das Prinzip von Fanfiction. Es ist ein Zeichen dafür, dass sich Leser (oder Zuschauer, Spieler, Hörer, etc.) eines Buches, Films, Spiels, einer Band so sehr damit identifizieren, dass sie sich in die Welt hineinversetzen, die Geschichte weiterspinnen wollen. Fans sind etwas tolles, solange sie einem nicht auf dem Klo auflauern, und Fans, die selbst kreativ werden, damit auch nochmal den Ruhm meiner Geschichte in die welt hinaustragen, sind für einen Autor etwas tolles. Ich bin selbst manchmal ein Fangirl. Ich habe selbst eine Fanfiction geschrieben, selbst wenn ich da schon straff auf die vierzig losging und mich gerade als Berufsautorin selbständig gemacht hatte, und mich dabei gefühlt wie ein rebellischer Teenager.… Weiterlesen

Ein neuer Ort, ein altes Blog

Ich habe mich entschieden, mit meinen Schreibblogs umzuziehen. Seit 2006 habe ich über das Entstehen meiner Chroniken der Elomaran und was ich sonst noch schrieb (es war nicht viel) gebloggt; 2010, als ich deutlich mehr an anderen Geschichten arbeitete, kam auf meiner Webseite Hollow Willow ein weiteres Blog über mein Schreiben und mein Leben hinzu, das schnell zu meinem Hauptblog wurde. Ich habe vor, noch in diesem Jahr wieder mit der Arbeit an den Elomaran anzufangen, sie haben lange genug auf Halde gelesen, und bloggen will ich sowieso wieder mehr – aber meine Anforderungen haben sich geändert. Ich habe zu viele verschiedene Projekte, um wirklich noch ein eigenes Blog für eine einzige Geschichte führen zu wollen, und was Hollow Willow angeht, bin ich, fürchte ich, aus dem Konzept der Seite rausgewachsen. Ich mag den Namen und das Design immer noch – aber es ist doch zu sehr die Seite einer Hobbyautorin, und die Texte, die es dort zu lesen gibt, haben eines gemeinsam: Sie sind alt und werden mir nicht mehr gerecht.

Beide Webseiten werden weiterbestehen, auch wenn die Elomaran-Seite auf eine größere Generalüberholung zusteuert, weil ich mich entschieden habe, nach fünfzehn Jahren den Onlineroman aus dem Netz zu nehmen; ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann einen Verlag für das Buch zu finden, und da seit Jahren keine Leserzuschriften über die Webseite mehr hereingekommen sind, wird auch kaum jemand die Kapitel vermissen.… Weiterlesen

Eintagsfliegen

Um für meine Dachdecker-Elegie das passende Zitat zur Hand zu haben, las ich heute mal wieder Jakob von Hoddis‘ »Weltenende«. Ich kann es eigentlich auswendig, aber beim Zitieren gehe ich lieber auf Nummer Sicher. Wir haben es auch in der Schule gelesen (muss im zehnten Schuljahr gewesen sein, aber ich kannte es schon vorher) und dort auch gelernt, dass Jakob von Hoddis eine literarische Eintagsfliege war – »Weltenende« hat er als sehr junger Mann veröffetlicht, danach hörte man nichts mehr von ihm. So geht’s halt mit den Wunderkindern, wenn die einmal erwachsen sind, bringen sie nichts mehr auf die Reihe …

Wo ich gerade dabei war, habe ich mir also seine Biographie zu Gemüte geführt, um herauszufinden, ob er nicht doch noch mehr geschrieben hat und warum nach dem »Weltenende« nichts Großes mehr gekommen ist. Und bin auf den Teil gestoßen, den wir in der Schule nicht gelernt haben. Warum hat Jakob von Hoddis nichts mehr zustande gebracht (nachdem er erst noch eine Reihe von Gedichten veröffentlicht hat, die aber an den Erfolg des »Weltenendes« nichts anknüpfen konnten? Weil er das hatte, was ich auch habe.

Jakob von Hoddis litt und ständig wiederkehrenden Psychosen. Im Jahr 2015 nehme ich mein Quetiapin und lebe ein weitestgehend normales Leben.… Weiterlesen

Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei

Unser Dachdecker heißt M. aber ich habe ihn gerade umbenannt in Murphy. Seit über sechs Wochen soll er bei uns eine lecke Stelle im Dach flicken – dringend nötig, wir haben nämlich im Schlafzimmer meines Mannes einen großen feuchten Schimmelfleck an der Wand. Den Dachdecker hatte uns unser Energieberater empfohlen, der normalerweise ein gutes Händchen hat, die richtigen Handwerker für uns zu finden.

Der erste Termin, vor ein paar Wochen: Da unser Schornsteinfeger einen Schaden am Dach fotographiert hatte (zwei fehlende Firststeine) und uns das Bild geschickt, konnte ich es scannen und an den Dachdecker mailen, damit er sehen konnte, was Sache ist. Der Termin: Freitag um 12. Ich da: Ab Freitag um 11. Wer kommt nicht um 12 und nicht um halb 1? Der Dachdecker. Angerufen. Dachdecker in Berlin, aber Mitarbeiter kommt bestimmt heute noch. Ich: Heute noch ist ganz schön viel Zeit. Ich sitze hier auf einer Baustelle und habe noch nicht mal eine Toilette. Habe mich auf 12 Uhr eingestellt. Dachdecker verspricht, Mitarbeiter aufzuspüren und vorbeizuschicken.

Dachdeckermitarbeiter kommt gegen 3. Schaut sich Dach an, da fehlen zwei Firststeine. Hat aber keine mitgebracht: Sowas haben Leute normalerweise auf dem Dachboden liegen. Bei uns liegt aber nur einer, keine zwei.… Weiterlesen