Als Autorin verfüge ich über eine besondere Gabe: Ich bin in der Lage, meinen Roman auch in der allerersten Rohfassung zu lieben. Ich kann mein unfertiges Buch lesen, als wäre es der heißeste Scheiß, und mein Innerer Kritiker lobt das Potenzial der Geschichte und ist ganz begeistert, wie viel man da noch rausholen kann. Wenn es drauf ankommt, bin ich mein größter Fan. Das ist, habe ich gelernt, nichts Selbstverständliches – viele Autoren tun sich schwer, ihre Bücher zu lesen, ohne nur über die Schwächen zu stolpern. Aber ich bin sehr gut darin, meine Bücher von vorn bis hinten zu lieben.
Natürlich, auch ich habe immer wieder Tage, wo ich mein Buch an die Wand klatschen möchte, wo ich mit einer Entwicklung absolut unzufrieden bin oder eine Szene hasse: Dann gehe ich ein bisschen auf Abstand, suche die Stelle, wo ich den Schnitt setzen muss, schmeiße raus, was mir nicht gefällt, und schreibe die entsprechende Szene neu. Das ist normal – auch wenn ich mein Buch unterm Strich liebe, muss ich doch immer imstande sein, die Schwächen darin zu finden. Schließlich will ich, dass es das Beste Buch der Welt wird. Aber mein Innerer Kritiker ist üblicherweise in der Lage, den Finger auf das zu legen, was verbessert werden muss und kann.… Weiterlesen