30 Tage übers Schreiben bloggen

Die Stöcken machen die Runde in den Autorenblogs, und dieses hier ist besonders aufwendig: Dreißig Fragen über das Schreiben werden gestellt, jeden Tag muss eine davon beantwortet werden. Das machte eine Menge Arbeit – und doch hat keiner meiner Autorenfreunde sich das bisschen Zeit genommen, diese dreißig Fragen aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Statt dessen entschuldigen sie sich, dass sie ihre Antworten auf Deutsch schreiben… Ich habe mich also mal hingesetzt und die Fragen übertragen, damit auch diejenigen das Stöckchen annehmen können, die sich im Englischen nicht so sicher fühlen, dass sie alle Fragen richtig interpretieren könnten. Woher und von wem das Mem ursprünglich kommt, weiß ich nicht – Tina Alba hat es von Christel Scheja, und woher die es hat… Egal. Ich werde mich also in den nächsten Tagen durch den Fragebogen arbeiten. Heute ist mein letzter Arbeitstag, und ab morgen habe ich Zeit!

  1. Erzähl uns von deinem Lieblingsschreibprojekt/der Lieblingswelt, mit der du gearbeitet hast, und warum?
  2. Wie viele Figuren hast du? Bevorzugst du Männer oder Frauen?
  3. Wie kommst du auf Namen für Figuren (und für Orte, wenn du über fiktive Orte schreibst)?
  4. Erzähl uns von einer deiner ersten Geschichten/Figuren!
  5. Dem Alter nach, wer ist deine jüngste Figur?
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Ein Fall für Achim

Ich wollte immer Krimis schreiben. Bevor ich mich 1993/94 auf Fantasy konzentrierte, habe ich es mit Mörderjagden versucht. Meine Detektive hatten genug Profil, um eine ganze Reihe tragen zu können – da war der schräg-geheimnisvolle Orion West, der immer neue Geschichten für das Fehlen seines rechten Daumens hatte, und der gerne verhinderte, auf die Abschussliste zu kommen, indem er allen Verdacht auf sich lenkte und damit für den Mörder ein sanftes Ruhekissen darstellte, oder das »Stümper-Team«, eine Gruppe aus einer verhinderten Autorin, einem klein geratenen Schauspieler und einem korrupten Polizisten, die Verbrechen im englischen Hinterland aufklären sollten. Der Schönheitsfehler lag nur darin, dass meine Morde nicht aufzuklären waren, und Orion West, Alison Ellisson und die ganzen anderen nie dazu kamen, ihre wahre Genialität unter Beweis zu stellen.

Aber ich habe diesen Traum nie aufgegeben. 2005 wäre ich um ein Haar eine Drei-Fragezeichen-Autorin geworden, vermittelt durch die großartige Astrid Vollenbruch: Ich hatte ein Exposee, eine Leseprobe, guten Kontakt zur Redakteurin – und dann bekam ich eine Vollzeitstelle, hatte keine Zeit mehr für Auftragsschreibereien (das war vor meinem ersten Nanowrimo, und mein Zeitmanagement war effektiv nicht vorhanden), und so bin ich dann von dem Plan zurückgetreten, auch wenn ich immer noch finde, dass ich einen guten Plot hatte und noch ein paar interessante Fälle im Hinterkopf.

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Was zu erzählen

Es ist nicht lange her, da bin ich von meinem Jahresziel von 500.000 Wörtern auf 400.000 runtergegangen. Bedingt durch meine veränderte Lebenssituation schreibe ich aber jetzt zumindest inoffiziell wieder an der halben Million – mein Ziel für den August, dank Camp Nanowrimo, sind 50.000 Wörter, und ich liege gut im Rennen, habe mir sogar schon anderthalb Tage Vorsprung rausgeschrieben. Jetzt habe ich noch eine Woche zu arbeiten, dann kommt mein Resturlaub, und ich werde zusehen, dass ich diese Ziel auch für die restlichen Monate des Jahres schaffe. An einem soll es jedenfalls nicht scheitern: Ich habe genug Geschichten, an denen ich arbeiten kann. Mich entsetzen immer die Autoren, die genau ein Werk haben, das dann jahre- bis jahrezehntelang überarbeitet wird, auf das sie ihre ganzen Hoffnungen setzen, und wenn sie keinen Agentur- oder Verlagsvertrag für dieses eine Werk bekommen, geht für sie die Welt unter. Dabei würde ich weder als Agentur noch als Verlag einen Autor an Bord nehmen wollen, der verspricht, ein One-Hit-Wonder zu werden.

Bei mir ist es gerade umgekehrt. Selbst wenn ich jetzt bis zum Jahresende noch jeden Monat im Nano-Format schreibe, werde ich trotzdem nicht alles schaffen, was ich mir für 2011 vorgenommen habe. Der Plan sieht gegenwärtig ungefähr so aus: Ich schreinbe Das Haus der Puppen fertig – da stehe ich nach meiner Berechnung gerade bei der Hälfte, und ich denke, ich brauche noch mindestens den halben September, um es zu einem Ende zu bringen, wenn ich mit einer Gesamtlänge von um die 400 Normseiten rechne.… Weiterlesen

Fünf Fragen

Romy Wolf hat mir ein Stöckchen zugeworfen, dem ich nicht widerstehen konnte. Sie hat in ihrem Blog fünf Fragen von Tanja Rast beantwortet und angeboten, jedem der »Hier« schreit auch fünf Fragen zu stellen. Es sind also nicht jedesmal die gleichen fünf Fragen, sonder individuelle, und wer bei mir laut genug »Hier!« schreit, für den werde auch ich mir fünf großartige, wundervolle, bohrende Fragen ausdenken. Hier sind die Fragen, die ich gewonnen habe:

1. Welches ist die beste Figur, die du je geschrieben hast?

Das wechselt natürlich von Zeit zu Zeit und ist meistens eine Figur, mit der ich gerade arbeite. Ich denke, sowohl Kevron als auch Tymur aus meiner Fälscher-Trilogie sind mir sehr gut geraten, ebenso verschiedene Figuren aus den Chroniken der Elomaran – Alexander und Jurik. Aus der Gauklerinsel möchte ich fast jeden nominieren. Aber wenn ich mich für einen einzigen entscheiden muss, wähle ich Shen aus Lichtland. Er ist so rätselhaft, dass er mir seine Geschichte lange selbst nicht verraten wollte, und als ich sie dann erfahren habe, war sie so traurig und komplex, dass sie im Buch eigentlich gar keinen Platz hat. Außerdem war er der erste eigene Charakter, in den ich mich ernsthaft verliebt habe – sonst passiert mir sowas nur mit Figuren anderer Autoren.… Weiterlesen

Lustig ist das Lager-Leben

Als Kind war ich immer ein großer Freund von Sommer- und Zeltlagern. Als Siebenjährige war ich zu Pfingsten in einem Friedenscamp und lernte, Handpuppen zu nähen, mit zehn verbrachte ich mit meiner Schwester zehn Tage in einem Hüttendorf in den Niederlanden, wo meine Schwester sich Kopfläuse anfing und ich mir Gesicht und Hände verbrühte, als ich eine blecherne Zweiliterkanne heißen Tees quer durch das Lager tragen musste, und mit dreizehn und vierzehn fuhr ich mit dem Jugendrotkreuz in die Eifel, um meine Eltern wenig zu begeistern mit der Postkarte »Ich habe mir den Fuß verstaucht, aber der Gips ist schon wieder ab« – sie hätten das doch gerne etwas früher erfahren, zum Beispiel von der Lagerleitung. Aber egal, ich war begeistert. Als ein Kind, das virtuell keine Freunde hatte, war es für mich etwas Tolles, mit einem Haufen Wildfremder zusammengewürfelt zu werden und ohne Vorurteile und böse Gerüchte quasi bei Null anzufangen. Die Zufallsgemeinschaften in der Hütte oder im Zelt entwickelten natürlich schnell eine Sozialstruktur und Hierarchie, in der ich längst nicht immer oben stand, aber selbst wenn es schrecklich wurde, das zweite gute an diesen Lagern war ja, nach zwei Wochen spätestens waren sie durchgestanden.

Und heute, als Erwachsene, habe ich mich wieder in einem Lager interniert.… Weiterlesen

Die besten Leser der Welt

Fünf Jahre ist es jetzt her, da setzte ich im Blog der Elomaran einen Post ab, der an Wehleidigkeit und Selbstmitleid seinesgleichen suchte. Ich war es leid, für die leere Luft zu schreiben und niemals irgendwelches Feedback zu bekommen, auch wenn regelmäßig Menschen die gesammelten Chroniken herunterluden. Und weil ich, wie so viele Autoren, doch mehr als nur ein bisschen egoman bin, wollte ich auch das Gefühl haben, dass es Leser gibt, die mich toll finden. Heute hätte ich so einen Post nicht mehr nötig. Heute habe ich die tollsten Leser der Welt. Zugegeben, ich mache es ihnen auch einfacher. Wer nur einmal im Monat, wenn überhaupt, ein neues Kapitel zu lesen bekommt, der ist längst nicht so angefixt wie jemand, der im Wochenrhythmus mit neuem Material versorgt wird. Aber umgekehrt sind es diese Leser, die mich dazu bringen, dass mir die Geschichte förmlich aus den Händen fließt.

Als ich aufgerufen habe, dass ich Betaleser suche für das Haus der Puppen, treue Paten, die sich nicht an Rechtschreibung oder Formulierungen aufhängen, sondern mir immer nur kurz mitteilen, ob ein Kapitel ihnen gefallen hat und wenn ja oder nein, warum. Allein die Resonnanz darauf war so überwältigend, dass das schon mal für ein weiteres Kapitel gereicht hat.… Weiterlesen

Sonstige Aussichten: Neblig

Sehr gefasst habe ich heute meinen Resturlaub eingereicht, und als ich meine Abenddienst-Termine ab September abgesagt habe, musste ich doch einmal kräftig schlucken, aber so ist es nun: Meine Stelle wird nicht verlängert. Während meine Kolleginnen immer betont haben, dass ich mir da keine Sorgen zu machen brauche, war ich doch immer eher skeptisch. Meine Kolleginnen sind Beamte, die haben nichts zu befürchten, auch wenn die eine von ihnen seit Anfang dieses Jahres öfter krankgeschrieben als auf der Arbeit war – das soll nicht gehässig klingen, ich will um nichts in der Welt mit ihr und ihrem kaputten Rücken tauschen, aber spätestens seit ich fast den ganzen Dezember wegen einer Psychose krankgeschrieben war, habe ich geahnt, dass so etwas auf mich zukommen würde. Meine Chefin, die Bibliotheksdirektorin, hatte auch schon meinem Dezernenten gegenüber geäußert, dass mein Krankenstand zu hoch ist, Warnsignale gab es viele, also: Mein letzter Arbeitstag ist der 25. August, dann folgen vier Wochen Resturlaub, und dann, ab dem 1. Oktober, bin ich offiziell arbeitslos. Mal wieder.

Irgendwie bin ich verflucht, keine Stelle halten zu können. Nach meiner Ausbildung bin ich nicht übernommen worden – drei Wochen später hat der Laden eine Stelle ausgeschrieben. Die nächste Stelle war eine Probezeitkündigung, der Arbeitgeber drauf ist in die Insolvenz gegangen, es folgten eine Jahresvertrag und noch eine Probezeitkündigung, und dazwischen immer wieder Arbeitslosigkeit, die letzte hat zweieinhalb Jahre gedauert.… Weiterlesen