Auf die Ohren, oder warum ich froh bin, dass der Nano bald vorbei ist

Der November ist so gut wie vorüber. Ich habe den Nanowrimo gewonnen und liege kurz vor der 60.000 Wort-Marke, Geigenzauber scheint immer noch ein ganz gutes Buch zu werden, und eigentlich habe ich wirklich keinen Grund, mich zu beschweren – sogar meinen Rückstand im T12 habe ich aufgeholt und werde mein Jahresziel von 410.000 Wörtern ohne Probleme schaffen. Es ist noch genug Plot für den Geiger da, um ihn im Dezember fertigzuschreiben, und nichts spräche dagegen, noch ein paar Wochen im Nanomodus weiterzumachen – ich zeige auch keinerlei Ermüdungserscheinungen, wenn es darum geht, meine 2.000 Wörter am Tag zu schreiben. Und doch kann ich es nicht erwarten, den Nano hinter mir zu lassen.

Warum? Bin ich es leid, jeden Tag eine Statistik für dreiundsiebzig Nanowrimo-Teilnehmer aus dem Tintenzirkel zu erstellen? Natürlich nicht. Das mache ich, weil es mir Spaß macht. Aber ich möchte endlich wieder andere Musik hören. Seit vier Wochen läuft bei mir Ray »Chopper« Coopers Album Tales of love war and death by hanging rauf und runter. Und rauf. Und runter. Wirklich, ich möchte etwas anderes hören dürfen! Aber leider habe ich mich akustisch zu sehr festgelegt. Ich höre Musik beim Schreiben, muß sogar sagen, daß ich mich ohne Musik deutlich schlechter aufs Schreiben kann als ohne.… Weiterlesen

Das Spielkind spielt »Penny Dreadfuls™ Sweeney Todd«

Wie Mystery Trackers, scheint auch Penny Dreadfuls eine neue Reihe von Hidden Object Adventures zu sein, benannt nach den viktorianischen Vorgängern der Groschenromane. Sweeney Todd ist schon seit einigen Monaten auf dem Markt, und das merkt man dem Spiel auch an, denn es scheint irgendwo auf halbem Weg zwischen dem klassischen Wimmelbild-Spiel – jedes Level hat drei, vier, fünf Bildermit jeweils zehn Gegenständen und am Ende ein Rätsel – und dem neueren Adventure, das im Herbst 2008 durch das revolutionäre Mystery Case Files: Return to Ravenhearst Einzug hielt und seither in seinem Siegeszug nicht mehr aufzuhalten ist hängengeblieben zu sein. Wie in der guten alten Zeit wählt man hier seine Schauplätze auf dem Stadtplan aus, hat dann aber eine kleine Szenrie aus mehreren zusammenhängenden Orten mit ein oder zwei Wimmelbildern zur Auswahl.

Gut ist, daß man so nicht alle Schauplätze des Spieles absuchen muß, wenn man nicht mehr weiter weiß – es sind pro Level maximal ein Halbdutzend Orte aktiv – aber dafür wird man regelmäßig aus dem Adventurefeeling rausgerissen, und das Herumrätseln, wo es weitergehen könnte, wird durch ermüdendes Abscrollen der vorhandenen Bildschirme abgelöst, ob man irgendwo vielleicht doch einen Hinweis übersehen haben könnte, irgendeinen Grund muß es doch haben, daß dieser Ort noch betretbar ist… Aber das ist nicht der Grund, warum ich lange gezögert habe, mir das Spiel zuzulegen.… Weiterlesen

Das Spielkind spielt »Mystery Trackers: The Void«

Ich bin ein Spielkind. Gesellschaftsspiele kann ich nicht ausstehen, es sei denn, es handelt sich um Rollenspiele – aber alles, wobei man verlieren kann, ist mir ein Graus. Wie anmutig kommen da Computerspiele daher! Bei den einen kann man speichern und nach einem Fehltritt neu laden, bei den anderen ist Verlieren ganz ausgeschlossen, und die tückischsten darunter sind sogenannte Casual Games, Spiele, die man so nebenbei spielt, nur ein Viertelstündchen, und dann wird doch ein ganzer Nachmittag draus – im optimalen Fall. Ärgerlich, wenn man das Spiel begeistert eine Stunde probespielt, es dann käuflich erwirbt und feststellt, nach nur einer weiteren Viertelstunde ist es schon vorbei.

Darum habe ich jetzt in diesem Blog eine neue Rubrik: Das Spielkind. Hier rezensiere ich die Spiele, an die ich meine Zeit verschwendet habe, und bin zu diesem Behufe eine Affilliate-Partnerschaft mit Big Fish Games eingegangen. Sprich, wenn ich hier ein Spiel empfehle und es sich jemand dann daraufhin kauft, bekomme ich eine Provision – soviel Ehrlichkeit muß dann doch sein. Aber ich werde nichts um der Provision willen lobpreisen; wenn ich mich über ein Spiel geärgert habe, dann muß sich das auch kein anderer unbedingt antun. Darf, nicht muß. Die Partnerschaft hat auch den Vorteil, daß ich das Promo-Bildmaterial der Spiele nutzen kann und nicht nur mit trockenen Texten arbeite, denn bei Computerspielen ist mir die Optik wichtiger als z.B.… Weiterlesen

Der Geigerzähler

Gut voran geht es in diesem Jahr mit dem Nanowrimo, aber das ist nicht weiter verwunderlich, alles andere wäre auch eine Schande. Seit Beginn des Jahres habes ich über 350.000 Wörter geschrieben, weitere 60.000 liegen noch vor mir, da ist ein erfolgreicher Nanowrimo eine Selbstverständlichkeit. Ein wenig haben wir, die wir uns der Herausforderung des T12 gestellt haben, dem das Besondere des Nanowrimos geopfert, und ähnlich einem Junkie, der immer größere Dosen braucht, um seinen Kick zu erreichen, brauche auch ich immer größere Herausforderungen.

Als ich mich 2006 für meinen ersten Nano angemeldet habe, ging ich nicht davon aus, daß dieses Ziel überhaupt schaffbar wäre – es war mehr, als ich in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen geschrieben hatte. Aber es war meine einzige Chance, noch vor dem Einsendeschluß aus meiner Idee für den Rowohlt-Jugendbuchwettbewerb zu machen, und was hatte ich zu verlieren? Doch dann lernte ich eine Nanitin aus der Nachbarschaft kennen, die Lokalpresse berichtete, Passanten fragten mich nach meinem Fortschritt, und nun, wo die Ehre auf dem Spiel stand, konnte ich auch meinen Arsch zusammennehmen und das Buch schreiben. Ich habe den Rowohltwettbewerb nicht gewonnen, aber immerhin, Der Schattenstein ist ein gutes Buch geworden.

Im Jahr drauf schrieb ich Lichtland und stand unter dem Druck, wieder gewinnen zu müssen, nachdem ich mir einmal gezeigt hatte, daß ich es kann.… Weiterlesen

Wolken Schatten Spiegel Zeit

Es ist passiert, mal wieder. Bestimmt einmal im Jahr kommt es vor, daß ich den Plot für ein Buch träume, und nicht nur unmittelbar nach dem Aufwachen denke »Das muß ich unbedingt schreiben«, sondern auch noch Tage später. Anders als die meisten Träume, die sich bei Licht betrachtetet als Blödsinn herausstellen, sind bei mir manche tatsächlich das perfekte Drehbuch, und ich habe schon verschiedene Geschichten geschrieben oder zumindest zu schreiben angefangen, die auf Träumen beruhten: Eine Flöte aus Eis geht angeblich auf eine Traumidee zurück, wobei ich mich nicht mehr daran erinnere, das geträumt zu haben, sondern nur, wie ich von diesem Traum erzähle. Aber einige Werke-in-Arbeit habe ich definitiv geträumt, darunter die Groteske Sie sind schon tot, sagt Phoebe und das großartige Geisterlied, das im kommenden Jahr endlich über die Ziellinie geschrieben werden soll.

Es ist also nicht so, daß ich einen Mangel an zu schreibenden Geschichten hätte oder einen Mangel an Ideen, die mir auf wache oder schlafende Art gekommen sind, und ich weiß nicht, warum sich mein Unterbewusstsein die Mühe macht, einmal im Jahr einen neuen Plot aus dem Boden zu stampfen, aber hier bin ich, mitten im Nano, mit einer neuen Idee. Es ist zum Glück nur ein Grundgedanke, kein ausgefeilter Plot, aus dem sich aber bei Gelegenheit etwas machen läßt.… Weiterlesen

Foltert Huren!

So gesehen am 11. November auf bild.de: Weil offenbar irgendwo ein Pärchen verschleppt worden ist, sollen nun, ob aus Rachsucht, weil dies die Forderung der Entführer ist oder um den Aufenthaltsort der Vermißten herauszufinden, Huren gefoltert werden. Bundesweit und offenbar durch die BILD-Leserschaft. Es wär ja nicht das erste Mal, daß BILD direkt oder indirekt zur Gewalt aufruft, man erinnere sich nur an Rudi Dutschke, trotzdem finde ich die Plumpheit, mit der hier pauschal vorgegangen wird, erschreckend.

Was natürlich ebenfalls in ihrer pauschalen Plumpheit erschreckend ist: Die Schlamperei, mit der hier mit Sprache umgegangen wird. Hauptsache reißerisch; daß man das Ganze mißverstehen kann, ist egal, wenn am Ende nur ein Ausrufezeichen steht, werden die Leser den Link schon anklicken. Was eigentlich nicht mehr nötig ist, denn am Ende bietet der Artikel auch nicht mehr als das, was schon in der Überschrift steht. Aber wenn schon die BILD-Redakteure nicht zweimal draufschauen, zumindest als Autor muß man ein Auge für sowas haben, und darum sammle ich hier jetzt Beispiele aus den Medien, in denen durch unglückliche Wortwahl und Zeichensetzung ein völlig falscher Sinn generiert wird. Es dauert sicher nicht mehr lang, bis ich den nächsten Fall finde…

P.S. Korrekt muß es natürlich auch heißen »Hass auf Prostituierte«.… Weiterlesen

Sankt Martin, bist ein guter Mann

Gerade zieht an unserem Haus der Martinszug vorbei, mit Blaskapelle, vielen Kindern mit Laternen und gefühlt noch zweimal so vielen Eltern. Da bekomme ich ein leichtes Déjà-vu-Gefühl, denn letzte Woche ist auch schon so ein Zug am Haus vorbeigelaufen, auch mit Blaskapelle, aber vielleicht machen die das hier im Frankenberger Viertel ja nicht ohne Generalprobe? Vielleicht ist heute nicht der beste Tag für so etwas, immerhin ist heute Volkstrauertag, und von mir aus hätte man den Zug auch direkt an St. Martin machen können – aber vielleicht ist das ja auch Absicht mit Hintergedanken, denn am Martinstag begehen alle Weltkriegsbeteiligten außer den Deutschen den Armistice Day (auch Veterans‘ Day, Poppy Day), den Tag des Waffenstillstands, der den Ersten Weltkrieg beende, und während sich in Deutschland die Jecken ihre roten Pappnasen aufsetzen, stecken sich anderswo die Veteranen eine rote Mohnblume ans Revers. Der Volkstrauertag ist in Deutschland der Ersatz dafür, und so passt es vielleicht ganz gut, den Martinszug auf diesen Tag zu verschieben.

Zum Volkstrauertag passt auch, dass von den Kindern da draußen keines gesungen hat. Die Blaskapelle spielt »Ich gehe mit meiner Laterne«, und der restliche Zug hüllt sich in andächtiges Schweigen. Ich war kurz davor, ein Fenster aufzureißen und lauten Gesang anzustimmen, aber ich habe es dann doch gelassen.… Weiterlesen