Pisa-Schock

Er saß heute mit mir im Zug, leibhaftig: Der Pisa-Schock. Und dies tat er in Gestalt von Britta und Jutta, zwei jungen Frauen, die ich mangels Alternativen als Studentinnen bezeichnen muß.
Es war früh am Morgen, Baumbergebahn von Billerbeck nach Münster, und ich hoffte auf eine geruhsame Fahrt. Doch Britta hatte bereits auf Jutta gewartet und dirigierte sie ebenso lautstark wie wortreich zu dem Vierersitz auf der anderen Gangseite, um wenn schon nicht den ganzen Zug, dann doch zumindest mich zur Zeugin ihrer geballten Ignoranz zu machen. Denn Jutta hatte offenbar ein Problem gehabt bei der Bewältigung ihrer Chemie-Hausaufgaben. Und Britta konnte ihr da nur zustimmen. Es ging um: Die Dichte von Wasser. Und um: Die Dichte von Studentinnen.

»Ich kenne die Dichte von Wasser nicht«, sagte Jutta. »Ich weiß nicht, wo wir die hernehmen sollten.«
Britta pflichtete ihr bei. »Die Dichte von Wasserstoff«, sagte sie. »Die habe ich gefunden.«
»Ja«, sagter Jutta. »Aber Wasser, das ist doch immer H2O. Da ist dann noch Sauerstoff mit dabei.«
Britta nickte. »Damit müssen die die Luftbläschen im Wasser meinen.«

Minuten später. Eine andere Aufgabe. Oder immer noch die gleiche? Offenbar muß berechnet werden, wieviel Energie nötig ist, um 500 Gramm Wasser von 0°C auf 100°C zu erhitzen (stimmt, dafür muß man die Dichte kennen).… Weiterlesen

Zwölftes Kapitel: Zwischen braun und grün

Vielleicht sollte ich bei diesem Kapitel schnell darauf eingehen, daß der Titel keine politische Aussage beeinhaltet, vor allem keine, die meine persönliche Tendenz darstellt (braun ganz sicher nicht!) – es geht vielmehr um Dannens Augenfarbe. Ja, manchmal bin ich hintergründig. Hier ist es also, das vorletzte Kapitel von Falkenwinter. Und damit bleibt mir nicht mehr viel übrig, als auch noch eben den Schluß zu schreiben.

Dieses Kapitel hat einer meiner seltenen Action-Szenen, wobei ich manchmal schon glaube, soviel wie meine Charaktere reden, ist es eine Action-Szene, wenn sie mal drei Schritte dabei tun, aber hier wird richtig gekämpft. So richtig, daß ich mal wieder völlig überfordert davon war und erst mal alles andere geschrieben habe, um dann, nach einem überaus aufschlußreichen Telefonat mit meinem persönlichen Schwertkampftelefonjoker Grey, auch noch den Kampf einzufügen. Er ist jetzt nicht direkt Das Duell Auf Den Klippen, sowas kann ich einfach nicht, Bewegungslegasthenikerin die ich bin, aber immerhin, sie bewegen sich und sind dabei bewaffnet.

Wem ich jetzt mal wieder eigenen eigenen Blogeintrag widmen muß, ist Dannen – ein wandelndes Rätsel ist er mir, der Kerl, erst will er kein Held sein, dann versuche ich ihn zum Gegenspieler auszubauen, und das will er jetzt auch nicht.… Weiterlesen

Der Flügelschlag eines Schmetterling

Meine große Liebe sind ja seit jeher, neben Wörtern und Büchern, Zahlen, manchmal sogar an erster Stelle. Aber seit ich mich beruflich mit ihnen beschäftige, mache ich nicht mehr dauernd lange Statistiken hier im Blog – zumindest müssen sie nicht mehr alles Vierteljahr sein. Trotzdem, hier ist ein kleines Stück Statistik, eingehüllt in Schokolade und Zuckerguß und was kleine Mädchen sonst noch gern haben, in Gestalt eines Schmetterlings. Ich habe ihn Anfang des Jahres eingerichtet, als ich davon ausging, daß Falkenwinter ungefähr 500 Seiten lang werden würde, und von dann an hat er mich mit seinem pastellfarbenen Flügelschlag begleitet. Bis gestern, denn da ist er ins Ziel geflattert und sogar ein Stückchen darüber hinaus.

Im gleichen Atemzug habe ich das zwölfte Kapitel zuende geschrieben, und nun bin ich wirklich auf der Zielgeraden angekommen. Sechs Tage bis zum Ende des Monats, zirka dreißig Seiten bis zum Ende des Buches: Das ist zu schaffen, und sogar gut, wenn ich so weiterarbeite wie jetzt. Von dem Gedanken, auch noch die Gauklerinsel bis dann fertigzuschreiben, muß ich mich wohl verabschieden und in die Verlängerung gehen, aber immerhin, ein Ziel ist schaffbar. Und das verdanken wir alles diesem kleinen rosa Schmetterling.… Weiterlesen

O Tempore. O Mori.

Heute Morgen, 8:30, Bus der Linie 11, Münster, auf Höhe der Haltestelle Krummer Timpen. Kurz bevor ich aussteigen muß, fällt mir eine junge Mutter auf. Sie trägt einen Säugling auf dem Arm, ein Kind von vielleicht drei oder vier Monaten, und hält es so, daß es aus dem Fenster sehen kann. Am Straßenrand: Ein Fahrzeug des Straßenbauamtes, zwei Männer.
Die Mutter spricht zum Kind:
»Ja schau mal, das Auto da hat ein blinkendes Licht!
Und da – ein Mann arbeitet, und ein anderer schaut zu.
Na – da kann man ja einen von wegrationalisieren.«

Dies ist ein alter Beitrag, ursprünglich 2005 für ein anderes Blog geschrieben, den ich nach Hollow Willow importiert habe.Weiterlesen

Elftes Kapitel: Mauern

Manchmal kommt es vor, daß ich, obwohl ich sonst kontinuierlich schreibe, ein Kapitel nach hinten stelle, um ein anderes davorzuschieben. Zuletzt habe ich das in Schwanenkind getan, woran man sieht, daß es wirklich nur sehr selten vorkommt: Aber jetzt war es wieder soweit. Weil Mendrion nicht an Varyns Seite vor der Tür stehen kann, bevor er auf diese Seite übergelaufen ist, mußte die arme Hana mit ihrem Kapitel zwei Monate lang auf ihren Einsatz warten. Hier ist es nun.

Hana ist leider arg passiv geworden. Da will man starke Frauen auftreten lassen oder zumindest interessante, und was macht Hana statt dessen? Läßt sich schwängern, läßt sich verheiraten, läßt sich schlagen, läßt sich einsperren, und definiert sich nur noch über das, was andere ihr antun. Wenn man sich mit ihr unterhalten will, hat sie kein anderes Thema als die Männer um sie herum – so einen Charakter will man schon nicht in anderleuts Büchern lesen müssen, geschweige denn in seinem eigenen auftreten lassen! Aber manchmal kommen die Dinge anders als geplant, und so ist die stolze Falknerin heute nur noch ein Schatten ihrer selbst; leider passiert so etwas nicht nur in Büchern.

Und als ob das noch nicht ausreicht, was tut Hana, kaum daß man sie mal etwas eigenes tun läßt?… Weiterlesen

Du weisst, OpenOffice hat dich durchschaut…

Eigentlich sollte es ein stolzer Moment werden. Eigentlich. Das letzte Kapitel von Dämmervogel wird in Angriff genommen. Nicht, daß das Vorletzte schon fertig wäre, nein, aber ich kann ja mit dem Letzten trotzdem zumindest schon mal anfangen. Ich eröffnete also eine neue Datei in OpenOffice, nahm das Template Normmanuskript, trug die Eckdaten in die Kopfzeile ein und machte mich stolz an die Worte »Dreizehntes Kapitel«. Zumindest hatte ich das vor. Statt dessen schlug die OpenOffice-Wortergänzung zu.

Ja, es ist ein Varyn-Kapitel. Ja, Varyn hat ein Alkoholproblem. Aber woher weiß OpenOffice das? Wir hatten ja immer schon Spaß mit der OO-Rechtschreibkorrektur und den lustigen Vorschlägen, die sie immer wieder machte, aber dem habe ich jetzt einen Riegel vorgeschoben, da ich mir die Duden-Rechtschreibung geleistet habe. Irgendwann muß der Humor zurückstehen hinter dem Wunsch, weniger Fehler zu machen oder zumindest mehr von ihnen zu finden. Geht jetzt dafür der Spaß mit der OO-Wortergänzung los?

Ich kann mich nicht erinnern, das Wort »kaputttrinken« mehr als einmal verwendet zu haben, und an der Stelle in Dämmervogel, wo ich mich daran erinnerte, steht es nicht mal in der Form, sondern als erweiterter Infinitiv mit »zu«, wo nimmt OpenOffice das also her? Das Wort »Kapitel«, das ich eigentlich schreiben wollte, kommt hingegen dauernd vor, in jedem Kapitel mindestens einmal.… Weiterlesen

Ein Pakt, in Blut geschrieben

So groß waren meine Pläne für den Oktober: Weil ich im November wie in jedem Jahr am Nanowrimo teilnehmen will, was bedeutet, daß ich etwas völlig neues schreibe und meine anderen Projekte ruhen lasse, habe ich beschlossen, Falkenwinter noch im Oktober zuende zu schreiben. Und, wo ich gerade dabei bin, auch noch Die Gauklerinsel. Das bedeutet: Drei Kapitel Elomaran, sechseinhalb Kapitel Gaukler. Vielleicht etwas zu gewagt, und im Moment sieht es nicht aus, als ob ich beides noch schaffen kann. Falkenwinter liegt gut im Rennen, aber für das zweite Buch wird es vermutlich nicht mehr reichen. Und das ärgert mich.

Der Hintergrund ist gar nicht so lustig: Es ist nämlich ziemlich schwer, wenn nicht ein Ding der Unmöglichkeit, als Erstautorin ohne vorherige Veröffentlichung gleich einen Verlagsvertrag für einen umfangreichen Zyklus zu bekommen, egal ob der nun zehn Bände hat oder nur fünf. Ich bin daher mit meiner Agentur übereingekommen, daß wir die Elomaran ein bißchen zurückstellen und statt dessen versuchen, mein Debüt mit einem Einbänder anzugehen. Ich weiß genau, welches Buch das sein soll: Die Gauklerinsel ist für mich im Moment das Beste, was ich jemals geschrieben habe. Sie hat nur einen Schönheitsfehler: Sie ist noch nicht fertig.

Bis zur Buchmesse in Leipzig ist es noch ein paar Monate hin, aber bis dahin soll meine Agentur das Buch anbieten können, überarbeitet und perfekt.… Weiterlesen

Autorenglück und Futterneid

Ich habe mehr als eine schlechte Eigenschaft, aber eine, die doch ziemlich häufig von anderen enttarnt wird, ist mein Futterneid. Vielleicht kommt das, weil ich so viele Geschwister habe und immer Angst haben mußte, daß die mir was wegessen, aber auch wenn ich das gar nicht will und es meinem Bestreben, ein paar Kilos loszuwerden, entgegenwirkt, achte ich doch immer sehr darauf, beim Essen nicht zu kurz zu kommen. Einem meiner Meerschweinchen ist sein Futterneid zum tödlichen Verhängnis geworden, weil es wohl Angst hatte, wenn es zu lang überlegt, ob dieser saftige Efeu genießbar ist, fressen ihm die anderen den weg – aber habe ich daraus gelernt? Nein. Ich achte immer noch mit Argusaugen darauf, daß ich auch wirklich das größte Stück vom Kuchen bekomme. Es ist lästig und garstig, aber so bin ich nun mal.

Aber als Autorin ist das bei mir etwas ganz anderes. Eine Autorin, die ich über alles schätze und herzlich lieb habe, hat das große Los gezogen. Wirklich. Sie hat binnen kürzester Zeit zwei Buchverträge bekommen – eigentlich sogar drei, denn der zweite beinhaltet nicht nur einen Toptitel im Hardcover, sondern auch einen Folgevertrag für ein noch zu schreibendes Buch. Es ist das, was jeder von uns gerne hätte, der als Autor groß rauskommen möchte.… Weiterlesen

Zehntes Kapitel: Ein kleiner Leichenzug

Es gibt ja manchmal Kapitel, da tue ich mich schwer, einen passenden Titel zu finden. Hier ist mit dem Zehnten Kapitel von Falkenwinter wieder so eins, diesmal, weil ich zwar einen optimalen Titel hatte – aber leider in der falschen Sprache. Which side are you on? – das wäre es gewesen, wie in dem guten alten Prostestsong. Leider gibt es von dem Lied zwar Übersetzungen, aber keine davon bringt es so schön knackig auf den Punkt als das englische Original, und der Wiedererkennungswert wäre dahin gewesen. Also, weg damit, weitersuchen. Durchgespielt habe ich dann noch Seitenweise, Die Qual der Wahl, Stunde der Entscheidung, und danach wurde es nur noch flacher und verriet zuviel. Also bin ich wieder aufs Volkliedgut ausgewichen und habe mich entschieden für Ein kleiner Leichenzug – wie im Schön ist ein Zylinderhut. Weswegen ich das jetzt als Ohrwurm habe.

Aber zum Kapitel selbst, das ja wichtiger ist als sein Titel. Es ist entstanden, zwangsweise, als mir aufging, daß ich Hauptmann Mendrion irrtümlich aus der Geschichte ausgebaut hatte, und gibt ihm die Perspektive zurück. Und jetzt, wo es fertig ist, muß ich sagen, daß es ganz gut geworden ist. Nicht so geplant, aber wichtig – wenn ich das doch nur über alle meine Texte sagen könnte!… Weiterlesen

Zweimal Frankfurt und zurück

Ein bißchen kürzer fällt er in diesem Jahr wohl aus, mein Bericht über meinen Besuch auf der Frankfurter Buchmesse, aber es war auch ein deutlich kürzerer Arbeitstag, dankenswerterweise: Weil an dem Wochenende die FilkContinental stattfand, die ich mir wie üblich nicht nehmen lassen wollte, schon weil ich dort einen Auftritt hatte, blieb mir nur einer der Fachbesuchertage, um meine Agenten zu treffen. Das ist etwas schwierig, denn an diesen Tagen treffen sich die Agenten sonst mit den Verlagen, und da will ich natürlich nicht zwischenfunken, es ist ja auch in meinem eigenen Interesse. Aber ich hatte Glück: Donnerstag um halb sechs – Abends! – war bei den Gröners noch ein Termin für mich frei.

Hatten letztes Jahr noch Angst und Lampenfieber meine Vorbereitung bestimmt, ging das jetzt deutlich lockerer, ich wußte ja, was mich erwartet. Dafür stand ich vor einem neuen logistischen Problem: Als Bibliothekarin, Buchhändlerin und Autorin hatte ich eine dreifache Berechtigung, am Fachbesuchertag das Messegelände zu betreten, aber das galt nicht für meinen Freund, denn der ist Elektrotechniker. Aber ich wollte nicht ohne ihn fahren, und Klaus und Micha wollten ihn auch endlich mal kennenlernen, soviel wie ich immer von ihm rede, also wurde ein Plan geschmiedet: Christoph ist nun, zumindest in einem Schreiben meiner Agentur, ganz offiziell mein Co-Autor und damit selbstverständlich ein Fachbesucher.… Weiterlesen