Ich bin ein Spielkind. Gesellschaftsspiele kann ich nicht ausstehen, es sei denn, es handelt sich um Rollenspiele – aber alles, wobei man verlieren kann, ist mir ein Graus. Wie anmutig kommen da Computerspiele daher! Bei den einen kann man speichern und nach einem Fehltritt neu laden, bei den anderen ist Verlieren ganz ausgeschlossen, und die tückischsten darunter sind sogenannte Casual Games, Spiele, die man so nebenbei spielt, nur ein Viertelstündchen, und dann wird doch ein ganzer Nachmittag draus – im optimalen Fall. Ärgerlich, wenn man das Spiel begeistert eine Stunde probespielt, es dann käuflich erwirbt und feststellt, nach nur einer weiteren Viertelstunde ist es schon vorbei.
Darum habe ich jetzt in diesem Blog eine neue Rubrik: Das Spielkind. Hier rezensiere ich die Spiele, an die ich meine Zeit verschwendet habe, und bin zu diesem Behufe eine Affilliate-Partnerschaft mit Big Fish Games eingegangen. Sprich, wenn ich hier ein Spiel empfehle und es sich jemand dann daraufhin kauft, bekomme ich eine Provision – soviel Ehrlichkeit muß dann doch sein. Aber ich werde nichts um der Provision willen lobpreisen; wenn ich mich über ein Spiel geärgert habe, dann muß sich das auch kein anderer unbedingt antun. Darf, nicht muß. Die Partnerschaft hat auch den Vorteil, daß ich das Promo-Bildmaterial der Spiele nutzen kann und nicht nur mit trockenen Texten arbeite, denn bei Computerspielen ist mir die Optik wichtiger als z.B. bei Büchern, die man nicht nur nach dem Cover bewerten sollte.
Ich bevorzuge meine Spiele auf Englisch, nicht nur wegen der Sprachausgabe – die meisten dieser Spiele haben gar keine – sondern weil zu den Rätseln oft Wortspiele gehören, die in der deutschen Fassung holpern. Wo es eine deutsche Fassung gibt, werde ich aber gerne einen Link dahin anbieten. Bevor ich nun mit dem ersten Spiel, Mystery Trackers: The Void, loslege, muß ich noch darauf hinweisen, daß der Anbieter Bigfishgames als sogenannter Club funktioniert – es wird so getan, als ob Clubmitglieder die Spiele zu einem besonders günstigen Preis bekommen, aber in Wirklichkeit bekommt man die Spiele nur als Clubmitglied, und dann auch immer zum kleinen Preis. Aber wenn man die Clubmitgliedschaft nicht kündigt, wird monatlich Paypal oder die Kreditkarte mit einem Credit belastet. Den kann man jederzeit für ein Spiel einllösen, es liegt kein Betrug oder Abzocke vor, und man kann jederzeit kündigen: Aber man sollte es zumindest wissen. Da. Jetzt wißt ihr es. Nun zum Spiel.
Mystery Trackers: The Void ist ein Hidden Object-Adventure. Ich warne jetzt schon vor, daß ein Großteil der Spiele, die ich besprechen werde, aus diesem Genre stammen. Man bewegt sich klickweise durch die Szenerie, löst hier ein Puzzle, sammelt dort Dinge in einem Wimmelbild ein, erhält Gegenstände, die irgendwo anders gebraucht werden, bis man am Ende nach einem letzten besonders kniffeligen Puzzlr das Geheimnis gelöst hat, Abspann. Da ich auf Englisch spiele, hat sich mein Wortschatz deutlich vergrößert durch Begriffe, die in der Wimmelbildliste stehen und die man noch nie gehört hat. Hilfreich ist ein Wörterbuch oder ein Alt-Tab auf die Google Bildersuche – schon finde ich routiniert Blasebälger, Federbälle oder Gerichtshammer. Spielen als Bildung.
Als Leserin liebe ich Mystery-Romane, die sich um verwunschene und -fluchte alte Häuser drehen, das Hidden Object-Spielgenre kommt mir da sehr entgegen. Auch in Mystery Trackers: The Void durchforstet man ein viktorianisches Spukhaus, aber der Plot ist keine Nullacht-Fuffzehn-Story, sondern hat Wendungen, die ich nicht vorhergesehen habe, und ich bin normalerweise sehr gut in sowas. Die Bilder sind wunderschön, die Rätsel knackig, und man wird ermutigt, wirklich alles selbst herauszufinden, denn wer keinen Hinweis benutzt oder sich Rätsel lösen läßt, bekommt am Ende eine Trophäe. Natürlich, dafür kann man sich nichts kaufen, aber es ist ein Spiel, und wenn man am Ende schriftlich hat, wie toll man ist, ist das doch mal was!
Abwechslungsreich geht es von Raum zu Raum, Ort zu Ort, vom eigentlichen Haus über einen verfallenen Freitzeitpark durch Hotelzimmer und U-Bahnschächte, ohne daß Wiederholungen das Spiel ermüden würden. Kein Wimmelbild muß zweimal gelöst werden, und wer nicht aufpaßt, daß er auch wirklich jeden versteckten Tagebucheintrag entdeckt, wird bald feststellen, daß er nicht zurück kommt und weiße Stellen im Journal übrigbleiben. Das ist nicht tragisch, man bekommt keine Trophäe für ein vollständiges Tagebuch und natürlich kann man sich auch durch das Spiel klicken, ohne sich auch nur einen Deut um die Handlung zu scheren, aber schade wär es schon, so liebevoll, wie alles gemacht ist. Dabei sind die Rätsel nicht von der allzu kniffligen Sorte; an vielen Stellen sind Hinweise angebracht, wie es weitergehen könnte, aber das tut dem Spiel keinen Abbruch: Der Frustfaktor tendiert so gegen Null, das Ich-renne-nochmal-das-ganze-Spiel-Bild-für-Bild-ab-und-sehe-ob-es-irgendwo-sparkelt wird einem hier erspart. Zur Not bleibt immer noch die Möglichkeit, sich eine Komplettlösung zu suchen. Aber schummeln wäre hier schade.
Neben dem regulären Spiel für (derzeit) 6,45 Euro gibt es noch die sogenannte Collector’s Edition für 12,91 Euro, die zusätzliches Spielvergnügen, Sountrack und tolle Desktophintergründe verspricht – ich führe sie um der Vollständigkeit Willen auf, denn für das, was sie mehr kostet als das reguläre Spiel bekomme ich sonst schon ein zweites, das dann sicher mehr Spielzeit bietet als das eine Level, das man hier zusätzlich bekommen kann. Aber die Nicht-Collector’s-Edition von The Void kann ich nur jedem ans Herz legen, der diese Art von Spiel mag oder gerne einmal ausprobieren möchte.Von der Kontruktion des Namens her vermute ich, daß weitere Teile der Reihe Mystery Trackers folgen könnten. Wäre sehr zu hoffen, daß sie so gelungen sind wie dieser Erste. Ich hatte lange Spaß an dem Spiel und jetzt schon Lust, es nochmal von vorne anzufangen; ich habe einen Tagebucheintrag nicht gefunden, und das wurmt mich doch…