Ja, ich weiß, es ist eine lange Liste, und ich bin gerade erst bei der dritten Frage angekommen. Aber ich sehe das Schreiben als eine Lebensaufgabe, und da ich noch vorhabe, noch ein paar Jährchen zu leben – und zu bloggen – ist hier in aller Gemütlicheit, die dritte Frage:
3. Wie kommst du auf Namen für Figuren (und für Orte, wenn du über fiktive Orte schreibst)?
Früher habe ich mich an den Namen obskurer kleiner Orte bedient – schottischen Bahnstationen, cornischen Dörfern, und was im internationalen Vorwahlverzeichnis nett klang. Dabei konnte ich ziemlich danebengreifen, wenn ein vermeintlich obskurer Ort statt dessen ein bekanntes Urlaubsziel ist, von dem nur ich noch nie gehört hatte. Darum habe ich irgendwann von dem System Abstand genommen und tatsächlich meine eigene Phantasie bemüht. Eine Möglichkeit war, mich phonetisch zu einer neuen Schreibweise inspirieren zu lassen – so wurde aus dem walisischen Örtchen Dollwyddelan die Hohe Elbenfeste Dolua’d’llán, und der Held meiner Spinnwebstadt, Mowsal, entspricht der tatsächlichen Aussprache des cornischen Ortes Mousehole. Eine andere Inspirationsquelle waren Anagramme – so wird aus dem profanen Salat der Elb Talas, der Berg Etamot war einmal eine Tomate, und den Fluss Edanomil musste ich umbenennen, nachdem ein Betaleser die Limonade gefunden hatte.
Als ich mehr Erfahrung im Schreiben gesammelt habe, wurden diese Tricks mehr und mehr unswichtig. Ich habe eine Liste, auf der ich Namen sammle. die mir über den Tag einfallen, teilweise mit Hinweisen, ob das ein Personen- oder Ortsname werden könnte. Dabei gehe ich meistens über den Wortklang und probiere dann verschiedene Schreibweisen aus, bis ich zufrieden bin: Bis ich die richtigen Buchstaben für Yiouwhee, eines der Otrempa-Kinder hatte, hat das eine Weile gedauert. Da ich aber zunehmend urban Fantasy schreibe, treten typische Fantasynamen immer weiter in den Hintergrund. Beim Puppenzimmer zum Beispiel brauchte ich nur eine Liste typisch edwardianischer Vornamen für das Personal, während ich alle Feen nach Farben benannt habe – Rufus, Violet, Blanche, Lavender und Rose. Es ist mir heute wichtiger, dass man einen Namen aussprechen kann, als dass er besonders toll aussieht. Darum sind die Ypsilons, Apostrophe und Akzente inzwischen nahezu völlig aus meinen Geschichten verschwunden – und darüber bin nicht nur ich froh.