Unser Dachdecker heißt M. aber ich habe ihn gerade umbenannt in Murphy. Seit über sechs Wochen soll er bei uns eine lecke Stelle im Dach flicken – dringend nötig, wir haben nämlich im Schlafzimmer meines Mannes einen großen feuchten Schimmelfleck an der Wand. Den Dachdecker hatte uns unser Energieberater empfohlen, der normalerweise ein gutes Händchen hat, die richtigen Handwerker für uns zu finden.
Der erste Termin, vor ein paar Wochen: Da unser Schornsteinfeger einen Schaden am Dach fotographiert hatte (zwei fehlende Firststeine) und uns das Bild geschickt, konnte ich es scannen und an den Dachdecker mailen, damit er sehen konnte, was Sache ist. Der Termin: Freitag um 12. Ich da: Ab Freitag um 11. Wer kommt nicht um 12 und nicht um halb 1? Der Dachdecker. Angerufen. Dachdecker in Berlin, aber Mitarbeiter kommt bestimmt heute noch. Ich: Heute noch ist ganz schön viel Zeit. Ich sitze hier auf einer Baustelle und habe noch nicht mal eine Toilette. Habe mich auf 12 Uhr eingestellt. Dachdecker verspricht, Mitarbeiter aufzuspüren und vorbeizuschicken.
Dachdeckermitarbeiter kommt gegen 3. Schaut sich Dach an, da fehlen zwei Firststeine. Hat aber keine mitgebracht: Sowas haben Leute normalerweise auf dem Dachboden liegen. Bei uns liegt aber nur einer, keine zwei. Dachdecker bietet an, in zwei Stunden nochmal zu kommen MIT Firststeinen. Mir reißt der Geduldsfaden (habe Arbeit zuhause mit Deadline). Bitte um einen neuen Termin an anderem Tag. Dachdecker meint, vielleicht sind auch nicht die Firststeine an dem Fleck schuld, sondern die marode gewordene Zinkverkleidung am Dach, weil der Fleck für nur zwei Firststeine doch sehr groß ist (er ist auch schon wer weiß wie lange da, das Haus hat immerhin drei Jahre leergestanden). Dachdecker fährt wieder.
Zeit verstreicht. Wir hören nichts von M. Rufen ihn an, er ist schwerer zu erreichen als der Papst. Er verspricht einen neuen Termin am Freitag der folgenden Woche. Elf Uhr, diesmal pünktlich. Firststeine mitbringen, schauen, ob Gerüst notwendig. Wir verbringen ein entspanntes Wochenende. Montag früh ruft M. auf dem Handy an: Dachdeckermitarbeiter hatte einen Unfall. Termin muss abgesagt werden. Neuer Termin erst, wenn Mitarbeiter aus dem Krankenhaus entlassen. Wir warten.
Zwischenanruf: M. weiß noch nicht, wann der Mitarbeiter wieder einsatzbereit ist. Verspricht, sich später zu melden. Meint, wir brauchen auf jeden Fall das Gerüst. Wir hören nichts mehr von ihm.
Letzte Woche: Meinem Mann gelingt es, M. zu erreichen. M. ist wieder in Berlin. Verspricht aber, dass das Dach auf jeden Fall in der kommenden Woche (also ab heute) repariert wird.
Eben: M. ruft an. Er hat sich das Handgelenk gebrochen. Gibt meinem Mann die Telefonnummer eines Kollegen. Soll sehr zuverlässig sein, der Mann.