Neues Jahr, neues Glück: Es ist wieder an der Zeit, zurückzublicken auf diejenigen Geschichten, die auf die eine oder andere Weise, aber immer spektakulär, gescheitert sind. Heute: Ein Werk, das den Titel »Roman« nicht verdient hat, aber die Weichen gestellt hat für Jahrzehnte voller vor die Wand gefahrener Geschichten.
Ich war gerade acht Jahre alt geworden und ging ins zweite Schuljahr, als ich anfing, ein Buch zu schreiben. Ich weiß noch, dass ich während einer Schulstunde damit anfing: Wahrscheinlich im Förderunterricht, weil ich mich in diesem Fach meistens selbst beschäftigen durfte (und es über alle Maßen genoss, einmal etwas Zeit für mich allein zu haben). Jedenfalls malte ich ein Bild von einem Clown, der mit Bällen jongliert, und schrieb den Titel »Zirkus in der Stadt« dazu, und wo ich gerade dabei war, fing ich auf der Rückseite des Blattes an, die Geschichte dazu aufzuschreiben. Diese Version ist nicht erhalten, auch wenn weder ich, noch meine Eltern sie jemals weggeworfen hätten, aber ich war nie der ordentlichste Mensch, und irgendwann muss sie verlorengegangen sein.
Es war nicht die erste Geschichte, die ich mir ausgedacht hatte, wohl aber die erste, die ich aufschrieb. Und es geschah aus einer Laune heraus, ohne lange Planung, Plotten oder auch nur eine Idee . Aber es war mir wichtig genug, um mir die Arbeit zu machen, sie auch aufzuschreiben. Und Schreiben war Arbeit für mich. Anders als Lesen, das mir zuflog und von Anfang an leicht viel, tat ich mich mit dem Schreiben schwer. Meine Schreibmotorik war schlecht. Ich huddelte meine Buchstaben aufs Papier nach dem Motto »Hauptsache, ich weiß, was es heißen soll« – aber ich dachte einfach so viel schneller, als ich hätte schreiben können, dass es meinen Gedankenfluss unerträglich ausbremste, und ich hatte wirklich keinen Spaß daran.
Dass ich auch noch Linkshänder war und eine Schrift lernen musste, die für Rechtshänder gemacht war, machte die Sache nicht besser – ich schmierte mit der Hand durch mein Geschriebenes, ich bekam Krämpfe von der Art, wie ich den Stift hielt, und ich quälte mich. Dabei malte und zeichnete ich leidenschaftlich gern – nur Schreiben, daran scheiterte es. Ich hatte mich, wie wahrscheinlich jedes Kind, sehr auf die Schule gefreut, aber Schreiben war wirklich nicht mein Ding, und wo es ging, drückte ich mich davor. Oder ich beugte die Regeln, wo es mir passte – musste ich als Schreibübung drei Zeilen voll mit Großen I’s schreiben, malte ich drei I’s, die jeweils eine Zeile breit waren, das ging schneller. Immerhin ein Zeichen, dass ich abstrahieren konnte, aber auch ein Zeichen dafür, dass ich unglaublich faul war.
Meine Klassenlehrerin, die großartige Frau Holzapfel, und meine Mutter verbündeten sich, um meine Schreibmotorik zu verbessern, erfanden mit mir gemeinsam Geschichten, die ich aufschreiben sollte, um in mir die Motivation zum schreiben zu wecken, und schufen den Huddelkönig, der sich in meinen Heften ausgebreitet hatte, als Widersacher, den es zu vertreiben galt. Und sie hatten Erfolg: Gegen Ende meines ersten Schuljahres wurde der Huddelkönig für besiegt erklärt, ich hatte mir eine auch für unbeteligte Dritte leserliche Schrift angewöhnt, aber es blieb dabei, dass ich Schreiben anstrengend fand und nicht mehr schrieb als das unbedingt notwendigste. Meine eigenen Geschichten? Denen ging es in meinem Kopf gut, kein Grund, sie hinauszulassen, und wenn ich wollte, konnte ich nach Herzenslust in ihnen spazierengehen, das ging so viel schneller und bequemer, als etwas schreiben zu können. Und doch, irgendwann im Frühsommer 1983 schrieb ich eine ganze Seite an einer Geschichte mit dem Namen »Zirkus in der Stadt«.
War damals wirklich der Zirkus in unserer Stadt? Oder stand ich noch unter dem Einfluss eines bereits länger zurückliegenden Zirkusbesuchs? Das kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, und auch wenn ich danach gegoogelt habe, finde ich nicht heraus, welcher Zirkus um 1982/83 in Castrop-Rauxel-Ickern Station gemacht haben könnte. Die Geschichte kam jedenfalls aus heiterem Himmel. Es war nichts, was ich mir irgendwie früher einmal ausgedacht hatte, und ich hatte auch nichts dafür geplant – ich schrieb einfach drauflos, und die Geschichte wuchs so langsam, wie es dauerte, sie aufzuschreiben. Meine Protagonistin nannte ich in Ermangelung besserer Ideen Anna, wie meine Schwester, und als später deren bester Freund auftritt, bekam er den Namen Jan, nach meinem kleinen Bruder. Später wurde ich jemand, der vor neuen Ideen nur so übersprudelt, aber bei »Zirkus in der Stadt« war das sicher noch nicht der Fall.
Mehr als diese eine Seite schrieb ich nicht. Zu anstrengend, das Ganze, und es steckte keine Geschichte dahinter, die unbedingt rausgewollt hätte – und als der Unterricht vorbei war, nahm ich stolz mein Gemaltes und Geschriebenes mit nach Hause, zeigte es herum, und beschloss, irgendwann später daran weiterzuarbeiten, mit Betonung auf »später«. Und erst nach der größten Zäsur, die mein Leben für viele Jahre erleben sollte, ging es mit der Zirkusgeschichte weiter. Es waren nur ein paar Monate, die zwischen der ersten und der zweiten Version der Geschichte vergehen sollten, aber der Umbruch war gewaltig: Wir zogen um. Im Sommer 1983 kauften meine Eltern ein Haus auf dem Land, wir zogen aus dem Ruhrgebiet ins Münsterland, und ich verlor meinen Freundeskreis, meinen Halt, und alles, was mir lieb war. Außer meiner Familie, natürlich. Aber der Umzug traf mich wirklich schwer.
Ich fasste in meiner neuen Heimat nur schlecht Fuß. Tatsächlich sollte es lange dauern, bis ich von unserem Dorf überhaupt als so etwas wie einer Heimat denken sollte. In meiner Klasse fühle ich mich als Fremdkörper, und meine Mitschüler sahen das genauso. War ich in meiner alten Grundschule gut sozialisiert gewesen, eckte ich jetzt mit meiner Art nur noch an. Wir waren nicht wie die anderen. Wir hatten zu viele Kinder, waren nicht in der Kirche, ich trug die Sachen meiner älteren Cousine auf, zog nicht zur Schule meine guten Sachen an, sondern kam in dem, worin ich nachmittags spielte – die Liste war lang. Und obwohl ich Freundinnen fand, blieb ich doch immer die Andere, die Fremde, die Neue. Ich war immer gern auch mal allein gewesen, eine nette Abwechslung von einer Welt, in der ich sonst immer von Klassenkameraden oder Geschwisterkindern umgeben war – aber auf dem Dorf wurde ich einsam, und das war etwas ganz, ganz anderes.
Meine neue Lehrerin war eine herzensgutes Frau, aber pädagogisch, das muss ich leider sagen, ein Fehlgriff. Als ich schwer gemobbt wurde und, vor allem an Tagen, an denen wir Sportunterricht gehabt hatten, auf dem Nachhauseweg verprügelt, war es ihre Reaktion, sich vor ie Klasse zu stellen und zu sagen: »Spielt doch auch mal mit der Maja! Sie ist so eine gute Schülerin! Und dann schreibt sie auch noch diese schönen Geschichten! Und damit ihr seht, dass die Maja gar nicht so schlimm ist, muss jetzt jeder von euch mal eine Woche neben ihr sitzen«. Und das zog sie tatsächlich durch. Für die nächsten Wochen hatte ich also wöchentlich wechselnde Sitznachbarn, so lange, bis meine Mitschülerin Nadine, nachdem ihre Woche rum war, sich wieder neben mich setzte und dort bis zum Ende des Schuljahrs sitzen blieb. Und ich war zu blöd um zu verstehen, dass ich in ihr die Freundin fürs Leben hätte finden können, wenn ich nur verstanden hätte, dass sie echt alles tat, um meine Freundin zu sein. Nadine, ich bitte um Entschuldigung. Ich war doof. Aber das ist eine andere Geschichte.
Damals, jedenfalls, in meiner münsterländischen Grundschulklasse, war meine Schreibmotorik plötzlich mein geringstes Problem. Ich vermisste meine alten Freunde so sehr, meine alte Klasse in Ickern, dass ich beschloss, ein Buch für sie zu schreiben. Und wenn es fertig war, so mein Plan, wollte ich es ihnen mit der Post schicken, damit sie es in die Klassenbücherei stellen konnten. Zum ersten Mal war die Motivation da, meine Geschichten mit anderen zu teilen, auch um den Preis, dass ich mir dann die Mühe machen musste, sie auch aufzuschreiben. Da war nur ein Problem: Ich hatte keine Geschichte im Kopf, nur den Plan, dass ich unbedingt eine schreiben wollte. Und da fiel mir meine Zirkusgeschichte wieder ein. Nur, dass ich es diesmal richtig machen wollte. Nicht einfach auf ein Blatt Papier schreiben – es sollte sich ja lesen lassen wie ein richtiges Buch. Und so nahm ich ein Heft, liniert für das dritte Schuljahr, und fing noch mal von vorne an.
Meine Protagonisten behielten ihre Namen Anna und Jan, auch wenn sie charakterlich nichts mit meinen Geschwistern zu tun hatten (was daran liegen mag, dass ich überhaupt nicht auf die Idee kam, dass eine Buchfigur über ihren Namen hinaus überhaupt einen Charakter brauchen könnte – aber erklärt das Prinzip mal einer Achtjährigen!). Und daran, dass mir der Plot fehlte, hatte sich in der Zwischenzeit auch nichts geändert – es war nicht so, dass ich in der Zwischenzeit viele Gedanken an diese Geschichte oder ihren Fortgang verschwendet hätte. Und so reihte ich ohne großen Plan Zirkusakt an Zirkusakt. Immerhin wusste ich, worüber ich schrieb: Ich war schließlich schon mindestens einmal, eher öfter, im Zirkus gewesen.
So ließ ich eine Kunstreiterin auftreten, einen Tanzbären und die Clowns Bippo und Beppo, die ich – orthograpgisch herausgefordert, und he, es ist ein schweres Wort! – als Klone bezeichnete. Sie spielten auch auf dem Saksopon, aber wirklich, darüber will ich mich nicht zu sehr lustig machen, ich habe einfach viel zu schnell lesen gelernt und Wörter inhaltlich erfasst, bevor sich ihr Schriftbild in meinem Bewusstsein festsetzen konnte, und die ersten Jahre über praktisch nur phonetisch geschrieben. Wirklich rechtschreibfest bin ich bis heute nicht, aber es ist sehr hilfreich, wenn die Rechtschreibkorrektur Wörter direkt vor meinen Augen rot unterstreicht. Damals, 1983, hatte ich diese Möglichkeit nicht. Ich schrieb, ganz selbstverständlich, mit der Hand. Und irgendwann, nachdem auch noch die Affen und die Seehunde abgefrühstückt waren, muss es bei mir klick gemacht haben, und ich verstand, dass ein Buch eine Handlung braucht und nacherzählte Zirkusakte noch keine Handlung ausmachen. Ich brauchte mehr. Ich brauchte einen entlaufenen Löwen.
Hier verließ ich die eingetretenen Pfade von »Schreib, was du weißt«. Bei keinem meiner bisherigen Zirkusbesuche war ein Löwe ausgekommen, und doch ließ ich genau das passieren. Der Löwe lief erst brüllend durch das Zirkuszelt, dann verschwand er durch den Ausgang, und meine jugendlichen Protagonisten hinterher. Von Dramaturgie hatte ich noch nicht wirklich Ahnung – hatte ich das halbe Heft mit einer sinnlosen Folge von Zirkusakten gefüllt, dauerte es nur wenige Seiten, bis Anna und Jan die Spur des Löwen bis in die Schrebergartensiedlung verfolgt hatten, wo der Löwe ausgerechnet in der Laube von Annas Eltern gelandet ist – schließlich haben sie dort am Mittag noch Koteletts gegessen, und die appetitlichen Reste liegen noch herum, schlussfolgerte ich retroaktiv. Die Tür von außen schließen war kein Akt, der Löwe saß in der Falle – aber das gleiche galt für mich.
Ich das erste große Plotloch meines Lebens gefunden. Wie sollte man den Löwen wieder aus der Gartenlaube hinausbekommen? Macht man die Tür auf, rennt der Löwe ja gleich wieder weg! Lässt man die Tür hingegen zu, muss der Löwe für alle Zeit in der Laube bleiben, und wo soll Anna dann ihre Koteletts essen? Die einzige sichere Methode, die ich mir mit meinen acht Jahren vorstellen konnte, war, mit dem Zirkuswagen an den Schrebergarten heranzufahren und den Gittertunnel, durch den die Löwen im Zirkus in die Manege kommen, an die Laube heranzufahren, um den Löwen buchstäblich in seinen Käfig zurückzutunneln – aber selbst da blieb das Problem bestehen, wie dann die nach außen öffnende Tür noch aufgehen soll, schließlich kollidiert die dann mit dem Gittertunnel. Und obwohl ich noch eine wunderschöne Illustration anfertigte, die das Gartenhaus mit dem durchs Fenster sichtbaren Löwen und die Kinder davor zeigt, um überhaupt irgendwie die Seite zu füllen, verstand ich doch, dass dieses Buch gescheitert war.
Meine alte Schulklasse in Ickern bekam kein Buch für ihre Schülerbücherei. Sie hörte überhaupt nichts mehr von mir. Meine Lehrerin hat uns tatsächlich noch einmal im Münsterland besucht, und vor ein paar Jahren hatte ich E-Mailkontakt zu mir, sie war wirklich die beste erste Lehrerin, die ich überhaupt haben konnte, und ich bin immer noch traurig, dass ich nicht noch mehr von meiner Grundschulzeit mit ihr verbringen konnte. Aber meine Autorenkarriere war gescheitert, kaum dass sie begonnen hatte – und doch, was ist autorentypischer, als ein Buch vor die Wand zu setzen? Als sich in Plotlöchern zu verfangen, jahrelang an einer Szene herumzugrübeln und sie doch niemals auflösen zu können? Gerade durch dieses Scheitern wurde ich zu der Autorin, die ich heute bin.
Denn manche Sachen ändern sich nie. Ob ich nun acht Jahre alt bin oder auf die achtundvierzig zugehe – ich habe es drauf zu scheitern. Mal leise und schleichend, mal mit Karacho und Anlauf: Meine Protagonisten verfangen sich in einer Szene, die mich überfordert, und ich behelfe mich, indem ich das Buch auf Eis lege, bis ich irgendwann eine Lösung dafür habe. 1993 scheiterte mein erster Fantasy-Roman, als sich meine Heldengruppe in ihrer Gefängniszelle zwar endlich kennenlernte, ich aber keine Ahnung hatte, wie ich sie aus dem Gefängnis jemals wieder rausbekommen sollte, der Löwe ließ grüßen. 2014 betraten Tymur, Lorcan und Kevron im »Gefälschten Herz« eine geheimnisvolle Höhle, deren Sinn sich mir nicht erschloss, und ich ließ sie fünf Jahre dort …
Aber inzwischen hatte ich dazugelernt. Als ich mich, zwangsweise, denn der erste Band war veröffentlicht, und der zweite musste endlich etwas werden, wieder an die Arbeit am in erster Instanz gescheiterten »Gefälschten Land« machte, versuchte ich nicht noch mal, die gescheiterte Szene irgendwie zu retten. Ich ging gleich mehrere Schritte zurück, kloppte mehrere Kapitel in die Tonne, und ließ meine verkrachten Helden diese Höhle gar nicht erst betreten. Sie kam im fertigen Buch nicht mehr vor, was gut ist, denn ich habe bis heute keine Ahnung, worum es sich dabei handeln sollte. Stattdessen ersetzte ich sie durch ein ziemlich gruseliges Dorf voller versteinerter Gestalten, und damit fuhr ich allemal besser.
Aber das war eine Erkenntnis, die Jahre gedauert hat: Dass man ein Buch nicht schreibt wie ein Schachspiel, bei dem eine einmal berührte Figur dann auch geführt werden muss. Die Handlung ist nicht in Stein gemeißelt. Überarbeiten heißt nicht nur, an Formulierungen zu feilen, sondern auch mal großflächig die Handlung umstellen, und wenn es bedeutet, noch mal komplett von vorn anzufangen, wenn etwas nicht funktioniert. Zugegeben, wenn man am Computer schreibt, ist das einfacher, als wenn man mit der Hand arbeitet, noch dazu in einem Schulheft, aus dem man nicht einfach so Seiten rausreißen kann. Und ich habe noch viele Jahre in Schulhefte geschrieben, bis ich irgendwann Anfang der Neunziger auf Collegeblöcke umgestiegen bin (meine »Chroniken der Elomaran« sind noch bis 2010 per Hand geschrieben und erst später am Computer ins Reine getippt worden, und ich betrachte deren Handlung bis heute als in Stein gemeißelt).
Vielleicht war das das Wichtigste, was ich als Autorin gelernt habe: Nach einem Fehltritt wieder auf die Beine kommen. Aus einer eingefahrenen Szene wieder rauskommen. Ein Plotproblem lösen. Dem Löwen hat das nicht mehr helfen können. An dem Buch habe ich niemals weitergearbeitet. Und was ich danach angefangen habe, ist nie über ein paar Seiten hinausgekommen – manchmal, wie in der »Geschichte von Tiki Taka, der den Drachen besiegte und trotzdem ins Gefängnis musste«, war der Titel schon beinahe länger als der ganze Text. Ich hatte Ideen, aber keine Plots, und das rächte sich üblicherweise früh. Das Erstaunliche ist, dass ich trotzdem am Ball blieb. Dass ich, als ich mit zehn, elf Jahren endlich einsah, dass ich wohl doch kein Seeräuber mehr werden würde, auf »Schriftsteller« als Berufswunsch umschwenkte, und daran auch über Jahre festhielt, bis heute, sogar.
Bis ich überhaupt einmal, von Schulaufsätzen abgesehen, etwas fertigschrieb, sollte ich fünfzehn Jahre alt sein, und das war eine Kriminalparodie von nicht mehr als fünfunddreißig Seiten. Einen fertigen richtigen Roman konnte ich erst vorweisen, als mein Studium so gut wie rum war. Dazwischen liegen unendlich viele angefangene und wieder abgebrochene Bücher, Wracks über Wracks, und auch danach sollten Wracks über Wracks folgen. Ich habe mehr Bücher auf dem Romanfriedhof als in der Schublade. Aber darauf kommt es nicht an. Für jedes Buch, das nichts geworden ist, habe ich eben mindestens ein neues angefangen. Niemals aufgegeben. An dem Traum, Schriftsteller zu werden, eisern festgehalten.
Und wenn ich heute darauf zurückblicke, bin ich stolz. Nicht auf die Zirkusgeschichte selbst, die vielleicht nicht mal für acht Jahre wirklich gut war. Aber darauf, dass ich durchgezogen habe, was damals seinen Anfang genommen hat, mit einem ausgekommenen Löwen. Und einer Gartenlaube voller Koteletts.
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