Ich habe mich ja irgendwie geschmeichelt gefühlt, daß mein „Blah“ es in diesem Blog zum geflügelten Wort gebracht hat – jeder weiß, was ich damit meine, und jeder verwendet es jetzt im gleichen Zusammenhang. Werden wir mal sehen, ob ich es nun wieder schaffe, das Wort des Tages zu prägen: Das Wort des Tages ist „Mist“. Gestern ging also der Nanowrimo los. Und wie sehr hatte ich mich auf den Tag gefreut! Der Prolog stand seit Tagen, wenn nicht Wochen, fertig in meinem Kopf – wie sehr brannte ich darauf, ihn endlich schreiben zu dürfen! Und auch das erste Kapitel hatte schon beachtliche Gestalt angenommen – ebenfalls in meinem Kopf. Ich konnte Zwiesprach mit Nomi halten und mich an der Planung seiner Abenteuer erfreuen, und nun habe ich den Prolog geschrieben und den Anfang des ersten Kapitels – und es gefällt mir überhaupt nicht. Es ist alles Mist.
Nomi entpuppte sich als Kotzbrocken, bevor auch nur die erste Seite rum war. Und Nomi ist noch das beste an dem ganzen Text! Seine Mutter manövrierte sich schon mit dem ersten Satz ins menschliche wie literarische Abseits. Zwei Bannmagier wurden, als sie auftraten und ich merkte, daß ich keine Namen für sie hatte, kurzerhand zum Ersten und Zweiten Wirker, was mir so rein gar nicht gefiel. Nomis Vater überstand seinen ersten Auftritt, ohne negativ aufzufallen, vermutlich, weil er keine Zeile Text hat und erst erwähnt wird, als er das Zimmer wieder verläßt. Und auch der Schreibstil muß erst noch gefunden werden. Was ich gestern verzapft habe, ist weder opulent noch mystisch, sondern ein knapper assoziativer Still, der an einen verhinderten Borchert erinnert, vielleicht auch wegen der häufigen Wiederholungen. Die sind natürlich schön, um Zeilen zu schinden – aber das hier ist keine Kurzgeschichte! Das soll ein Roman werden, den Leser zweihundert Seiten und länger lang ertragen müssen!
Und um dem ganzen Mist noch einen draufzusetzen, lahmt die Nanowrimoseite mal wieder so unerträglich, daß die Macher alles deaktiviert haben – nicht nur die Autorensuche, sondern auch die Auswertungsmöglichkeiten. Nicht mal die Countdown-Uhr lief gestern, geschweige denn die Gesamtzählung, und die von mir hochgeschätzen kleinen Widgets – zum Beispiel Banner, die ich in dieses Blog einbauen kann und die den Fortschritt der einzelnen Teilnehmer anzeigen – sind offenbar noch nicht fertig programmiert oder implementiert. Es ist ja nicht so, daß die Nanomacher von einem plötzlich hereinbrechenden November überrumpelt worden wären… Wenn ich nicht mein eigenes liebevoll entworfenes Excelsheet hätte, mit Statistik, grünen und roten Feldern und Diagrammen, wäre ich jetzt wohl drauf und dran, alles wieder hinzuschmeißen. Aber da muß ich jetzt durch und weiterarbeiten. Letztes Jahr um diese Zeit hat mir mein Ergebnis auch ganz und gar nicht gefallen. Das kommt erst später, hoffe ich. Bis dahin bin ich zumindest im Grünen Bereich.
Und so werde ich versuchen, heute weitere 1.700 Wörter Mist zu schreiben, und morgen wieder, bis das Buch irgendwann fertig ist. Nächstes Jahr lese ich es dann vielleicht mal. Und dann erst kann ich entscheiden, von welcher Qualität das Gesamtwerk ist.