Während ich jetzt schon die dritte Woche in Folge das Bett hüte, kann ich noch nicht einmal eine gefährliche Seuche oder zumindest die Lungenpest vorweisen, sondern nur eine hartnäckige Bronchitis, die ich mir – nach dem Motto »Ach, ich muß ja nur den halben Tag arbeiten, das packe ich schon« übel verschleppt habe. Es soll mir eine Lehre sein, meine Gesundheit ernst zu nehmen. So aber pflege ich mein Fieber mit Kamillentee und schlafe die Hälfte der Zeit. Zum Schreiben komme ich zwischendurch, ohne auch nur das Bett verlassen zu müssen, trotzdem hat es jetzt etwas länger gedauert, bis das vierte Kapitel fertiggeworden ist. Das nächste vierte Kapitel, heißt das. Das aus Falkenwinter.
Ich habe es »Kriegskunst für Anfänger« genannt – der Anfänger ist in dem Fall aber nicht wie impliziert Hauptmann Mendrion, sondern ich selbst. Szene für Szene ist Christoph geduldig mit mir durchgegangen, hat meine Einwände – »Aber das spielt doch nicht in unserer Welt! Du kannst doch nicht davon ausgehen, daß Kriege in jeder Welt gleich verlaufen!« – mit liebevoller Beharrlichkeit widerlegt, mein Heerlager eingerichtet und meinem Hauptmann einen Tagesablauf verpaßt. Weiterhin fluche ich über die Idee, unbedingt einen Krieg einbauen zu müssen, und trotz, oder dank, aller Hilfestellung fühlt sich mein Buch fremd an, und ich will wieder in der Lage sein, meine Szenen selbst zu gestalten, ohne jedesmal zu meinem Freund rennen zu müssen.
Auf der anderen Seite bin ich sehr glücklich, meinen Freund endlich dazu gebracht zu haben, sich mit den Elomaran zu beschäftigen – es ist mein Glück, daß er mit Varyns Teil der Geschichte mehr anfangen kann als mit Alexanders. Aber dank ihm sind auch die nächsten fünf Kapitel von Falkenwinter geplant und geplottet, und meine einzige Sorge ist, daß danach der Schwung weg sein könnte. Doch das sind ungelegte Eier. Erst mal muß ich diese fünf Kapitel schreiben und die Spannung, um die ich bange, aufbauen, bevor sie mir abhandenkommen kann. Und was ich alles über den Krieg gelernt habe, gibt es hier nachzulesen: Viertes Kapitel